Life Action
Underground Comic Book
Ein
Interview mit Gerald V. Casale von Devo
von
Harald Fette
Leeson:
Die letzte Platte von Devo erschien 1990. Danach ist die Gruppe
in der Versenkung verschwunden. Was ist inzwischen passiert?
Gerry:
Ich habe als Regisseur von Musikvideos gearbeitet. Eine zeitlang
war ich bei Medialab in London, dann bei Midnight Film, einer Firma
für die auch Julian Temple arbeitete. Danach war ich bei einem Laden
namens Madhatter, so wie der Name war auch die Firma. Schließlich
habe ich an eine Drehbuch zu einem Film über Betty Page geschrieben,
weil ich immer noch einen Film über sie machen möchte. Und mit dem
Thema Film sind wir auch schon beim aktuellen Projekt.
Bereits 1981 habe ich das Feature "The big picture" geschrieben.
Die Helden darin waren die Smart Patrol. Die Smart Patrol verkörpert
die Essenz von Devo, unser Konzept - aber wir waren das nicht selbst.
Wie wollten das nicht selber spielen, sondern im Hintergrund bleiben,
nur die Musik einspielen. Die Smart Patrol wäre so etwas geworden
wie die Monkees. Aber daraus wurde nichts, bis ich 1987 die Idee
wieder aufgriff und zusammen mit einer Produktionsfirma als Serie
herausbringen wollte. Aber die wollten uns keine Anteile an den
Rechten der Serie lassen. Sie wollten mich nicht als Produzenten
oder Regisseur an Bord haben. Sie wollen uns nur ein paar Dollar
geben und abschieben. Damit war das erledigt.
Leeson:
Ihr geht also mit der CD-ROM an die Ursprünge zurück?
Gerry:
Uns ist es mit Devo glaube ich nie ganz gelungen, unsere Botschaft
zu vermitteln. Wir fingen mit der richtigen Idee an und sind dann
von der Plattenfirma got riddled down - !!!! - zu einer Musikgruppe
reduziert worden. Jetzt, 1995, ist es, als würden wir wieder ganz
von vorne anfangen, als Devo ein Konzept war und keine Band.
Denn 1976 haben Mark und ich unser erstes Musikvideo gedreht - auf
16 mm Film, mit Geld, das wir mit dem Verkauf von T-Shirts zusammen
bekommen haben. Wir haben alles alleine gemacht. Damals gab es keine
Band. Wir hatten nur diese Idee im Kopf. Das Video lief in Ann Arbor
auf dem Filmfestival. Danach wollten die Leute die Band sehen, die
darin vorkam. Viele riefen bei uns an und fragten nach Konzerten.
Wir mußten also eine Band gründen, die es bis dahin nicht gab. So
haben Devo angefangen.
Aber die Wirklichkeit hat uns dann eingeholt. Wir waren plötzlich
eine Band bei einer Plattenfirma. Die erzählten uns, was wir tun
sollten; wir sollten eine kommerzielle Single einspielen.
Jetzt gehen wir zur ursprünglichne Idee und dem Konzept von Devo
zurück. Außerdem können wir jetzt Geschichten erzählen und Charaktere
mit unterschiedlichen Blickwinkeln sehen. Das war bei Devo alles
in den Hintergrund gerückt. Die subtilen Botschaften und die Charaktere
können jetzt im Rampenlicht stehen. Eine schöne Gelegenheit, zu
realisieren was wir von Anfang an vor hatten.
Leeson:
Das klingt sehr enthusiastisch. Andererseits sind die Produktionskosten
für eine CD-ROM sehr hoch. Der Produktionszeitraum erstreckt sich
über Monate. Im Gegensatz zu früher könnt ihr nicht mehr schnell
und unabhängig euere Ideen umsetzen.
Gerry:
Ja, mit Devo haben wir uns im Keller zusammengesetzt und mit einem
kleinen Aufnahmegerät genau das herausbekommen, was wir uns vorgenommen
haben. Das hat kaum Geld gekostet. Nur viel Zeit und Einsatz von
uns.
Mit dem neuen Medium ist es wie mit Filmemachen. Aber ich mag das.
Es entspricht meiner Denkweise. In den letzten Jahren bin ich in
diese Richtung gedriftet. Ich möchte nicht nur Musik machen. Ich
bin ein visueller Typ.
Leeson:
Welche Visionen packt ihr in die CD-ROM hinein?
Gerry:
Die Smart Patrol wird wieder leben. Das ist so wie Devo in der nächsten
Generation. Das Monster Tricky Monkey bricht aus einem Labor aus.
Damit beginnen die Nachforschungen dieser verrückten Welt, in der
alles umgedreht ist, wo nichts Sinn ergibt. So wie die Wirklichkeit
- da gibt es auch nicht diese Schwarzweißmalerei wie etwa im Film.
Wir haben immer behauptet, daß das ganze Übel und das größte Problem
auf diesem Planeten darin bestehe, wie das Gehirn des Menschen arbeitet.
Meist passieren Dinge, die nicht gewollt sind. Manches ist nahezu
vorherbestimmtes Schicksal. In anderen Worten: in unseren Geschichten
waren wir immer Opfer unserer Biologie, mehr als das irgendjemand
wahrhaben wollte.
Wir wollten auch verwischen, daß immer nur eine Person den Blickwinkel
vorgibt. Mit der neuen, interaktiven Technik wie einer CD-ROM können
wir glaube ich, unsere Ideen wirklich umsetzen. Devo haben ihre
Botschaft nie so ganz vermitteln können. Für eine Gruppe bei einer
Plattenfirma war das unmöglich. Mit der Smart Patrol kann man tatsächlich
interaktiv und auf mehreren Ebenen agieren. Unsere Musik, die die
Smart Patrol dann aufführt, wird es nur auf CD-ROM geben. Wenn das
einer im Radio spielen möchte, muß er schauen, wie er damit zurechtkommt.
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zu Devo auf der Devo
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