Nr. 10 / Mai 1999

















Gästebuch


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Echo & The Bunnymen: What are you going to do with your life?

[London/WEA]

[mz] Ian Mc Culloch ("Mac the mouth") ist ein Großmaul: Egal ob er nun die eigenen Verdienste preist, auf alte Kollegen wie Julian Cope einschlägt oder Interviewpartner mit seinem kultivierten Liverpudlian-Slang zur Verzweiflung treibt. Nichtsdestotrotz hat er eine dieser Stimmen, die – einmal gehört – unverkennbar im Gedächtnis haften bleiben. Oft hat er nach den seligen Bunnymen-Zeiten diese allerdings nicht adäquat einzusetzen gewußt, hat Platten gemacht, die schön, aber nie wirklich zwingend waren. Weder seine beiden Soloalben ("Candleland" und "Mysterio") – sieht man einmal von der Leonard Cohen-Coverversion "Lover Lover Lover" ab – noch seine mit Bunnymen Weggefährte Will Sergeant ins Leben gerufene Verjüngungskur Electrafixion und das Album "Burned" waren wirklich zwingend. Erst die wiedervereinten Bunnymen konnten vor rund zwei Jahren mit dem wunderbaren Album "Evergreen" überzeugen. Ur-Mitglied und Bassist Les Pattinson, nach dem Tod von Pete De Freitas der dritte noch lebende Bunnymen, hat sich mittlerweile schon wieder verabschiedet. "What are you going to do with your life" ist nicht nur deshalb mehr denn je Ausdruck Mc Cullochscher Egotripallüren: Sämtlich Stücke stammen aus seiner Feder und sind, so Mc Culloch, persönlicher als alles was er bislang geschrieben hat. Daß er sich dabei musikalisch eher in den Gefilden eines Bacharach, Mancini, Lee Hazelwood oder Leonard Cohen bewegt, hat dem Album nur gut getan. Nach dem großartigen Titelstück und dem majestätischen, lediglich zum Piano vorgetragenen "History Chimes" schwelgt Mc Culloch in opulenten Arrangements, dezenten Bläsersätzen ("When it all blows away") und großen Gesten ("Rust").Will Sergeant hält sich dezent zurück und auch die amerikanischen Fun Lovin´ Criminals, die auf zwei Stücken mitwirken, können den Elan von Mc Culloch nicht bremsen. So daß, wenn Mc Culloch auf dem letzten Stück des Albums ("Fools like us") scheinbar beiläufig die Zeilen "Time is on our side" einfügt, man gleichsam nur ehrfürchtig nicken kann. Zumindest dieses Mal.

Letzte Änderungen: 28.12.2001
Produziert von
Peter Pötsch