Nr. 10 / Mai 1999

















Gästebuch


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Mogwai: Come on die young

[Chemikal Underground /Rough Trade]

[mz] "We luv´all kinds of music" diktierte vor zwei Ausgaben ein gutgelaunter Stuart Braithwaite in bestem Glasgow-Slang einem LEESON-Redakteur auf die obligate Frage nach "Postrock und die Folgen" ins Mikrophon. Sinnlos also für das neue Album "Come on die young" die Vergleiche mit Tortoise & Konsorten zu bemühen. Mogwai sind eine schottische Band, Chicago liegt in Amerika und Brian Eno hat für die Sozialisierung der fünf Mogwais genauso viel getan wie Velvet Underground, Joy Divison und der Punk-Veteran Iggy Pop. Dieser eröffnet den Song-Reigen von Mogwais jüngstem Album: Während im Vordergrund träumerisch schöne Gitarrenakkorde fließen, erklärt Mr. Osterberg im Hintergrund einem staunenden Fernsehpublikum seine Musik und Punk-Rock im Allgemeinen: "That music is so powerful that it´s quite beyond my control. When I´m in the grips of it I don´t feel pleasure, I don´t feel pain... You understand what I am saying, Sir?" Verstehen tut dies vermutlich auch jeder, der einmal eine der energiegeladenen Liveperformances von Mogwai gesehen hat: In Paris begeisterten sie vor zwei Jahren ein staunendes Publikum mit einem Set das sich in einem mehrminütigen improvisierten Soundclash auflöste. Als vereinzelte Bandmitglieder schlapp machen wollten, allen voran der Schlagzeuger, wurden sie mit einer derartigen Vehemenz von den übrigen Mitgliedern zum Weiterspielen gedrängt, so daß der folgende Gitarrenakkord in diesem Moment wichtiger schien als alles andere auf der Welt. Die Welt hätte untergehen können, es wäre eine Nebensache gewesen. Mogwai sind groß, wenn sie wollen. Auf "Come on die young" bevorzugen sie nach "Mogwai Young Team" die ruhigeren Töne. Mitunter fast meditativ fügen sich verschwommene Gitarrenfiguren, relaxtes Percussionspiel, Stimmfetzten, Keyboard- und Pianoeinschübe zu komplexen Soundwällen. "Kappa", ein Höhepunkt ihrer Livekonzerte, gerät im Studio noch intimer, verdichtet auf knapp fünf Minuten. Aidan (von Arab Strap), die Stimme des letzten Mogwai-Albums, tritt dieses Mal nur in Form eines Songtitels ("Waltz for Aidan") in Erscheinung. Stattdessen darf Luke Sutherland (früher Long Fin Killie, jetzt Bows) seine Geige auf einem Stück erklingen lassen. Aufgenommen wurde das Album in Dave Fridmanns Tarbox Road Studios in Cassadagga, einem ruhigen aus Wäldern und Bergen bestehenden Teil des Staates New York, was man diesem wunderbaren Album irgendwie anhört. Schön!

Letzte Änderungen: 28.12.2001
Produziert von
Peter Pötsch