3
Mogwai: Come
on die young
[Chemikal Underground
/Rough Trade]
[mz]
"We luv´all kinds of music" diktierte vor zwei Ausgaben
ein gutgelaunter Stuart Braithwaite in bestem Glasgow-Slang einem
LEESON-Redakteur auf die obligate Frage nach "Postrock und
die Folgen" ins Mikrophon. Sinnlos also für das neue Album
"Come on die young" die Vergleiche mit Tortoise &
Konsorten zu bemühen. Mogwai sind eine schottische Band, Chicago
liegt in Amerika und Brian Eno hat für die Sozialisierung der
fünf Mogwais genauso viel getan wie Velvet Underground, Joy
Divison und der Punk-Veteran Iggy Pop. Dieser eröffnet den
Song-Reigen von Mogwais jüngstem Album: Während im Vordergrund
träumerisch schöne Gitarrenakkorde fließen, erklärt
Mr. Osterberg im Hintergrund einem staunenden Fernsehpublikum seine
Musik und Punk-Rock im Allgemeinen: "That music is so powerful
that it´s quite beyond my control. When I´m in the grips of it I
don´t feel pleasure, I don´t feel pain... You understand what I
am saying, Sir?" Verstehen tut dies vermutlich auch jeder,
der einmal eine der energiegeladenen Liveperformances von Mogwai
gesehen hat: In Paris begeisterten sie vor zwei Jahren ein staunendes
Publikum mit einem Set das sich in einem mehrminütigen improvisierten
Soundclash auflöste. Als vereinzelte Bandmitglieder schlapp
machen wollten, allen voran der Schlagzeuger, wurden sie mit einer
derartigen Vehemenz von den übrigen Mitgliedern zum Weiterspielen
gedrängt, so daß der folgende Gitarrenakkord in diesem
Moment wichtiger schien als alles andere auf der Welt. Die Welt
hätte untergehen können, es wäre eine Nebensache
gewesen. Mogwai sind groß, wenn sie wollen. Auf "Come
on die young" bevorzugen sie nach "Mogwai Young Team"
die ruhigeren Töne. Mitunter fast meditativ fügen sich
verschwommene Gitarrenfiguren, relaxtes Percussionspiel, Stimmfetzten,
Keyboard- und Pianoeinschübe zu komplexen Soundwällen.
"Kappa", ein Höhepunkt ihrer Livekonzerte, gerät
im Studio noch intimer, verdichtet auf knapp fünf Minuten.
Aidan (von Arab Strap), die Stimme des letzten Mogwai-Albums, tritt
dieses Mal nur in Form eines Songtitels ("Waltz for Aidan")
in Erscheinung. Stattdessen darf Luke Sutherland (früher Long
Fin Killie, jetzt Bows) seine Geige auf einem Stück erklingen
lassen. Aufgenommen wurde das Album in Dave Fridmanns Tarbox Road
Studios in Cassadagga, einem ruhigen aus Wäldern und Bergen
bestehenden Teil des Staates New York, was man diesem wunderbaren
Album irgendwie anhört. Schön!
|