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Wolfgang Rihm:
Etude d´apres Séraphin
[edition ZKM/Wergo]
[fs] "Dem
Zuschauer Atemzug für Atemzug und Takt für Takt die Identifikation
mit dem Schauspiel ermöglichen", das ist Artauds utopische
Forderung an das "Théâtre de Séraphin",
dort wo die Bühne ihren Status verliert und eine zerebrale
Stromleitung, die die Zeitschichten durchstößt, Schauspieler
und Betrachter verknüpft. In der "Etude d´apres Séraphin"
herrscht ein steter transformatorischer Austausch zwischen dem Grund,
der Tonbandschicht und dem Live-Ensemble, der alles in bewegte Materie
verwandelt und konkrete Trennungslinien verwischt. Nur Spuren treten
gegeneinander an, und dieser Widerstreit hält das Gebilde in
einer "plasmatischen" Bewegung. Artauds Forderung drängt
geradezu auf Einlösung, und Rihm ist dabei behilflich. |