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Schwermut Forest:Sort
Of...
2
Couch:Fantasy
[beide: Kitty-Yo/EfA]
[tb] Zweimal
so etwas wie Postrock aus München. Während Schwermut Forest
sowohl in der Instrumentalmusik zuhause sind als auch singen, sind
Couch eine reine Instrumentalband. Deren drittes Album gleich auch
noch im englischen New Musical Express abgefeiert wird (8 von 10
Punkten). Der inzwischen um Keyboarderin Stefanie Böhm zum
Quartett erweiterte Männerbund lotet seine Musik ziemlich lässig
zwischen Post-Rock, Rock, Soundtrack und angetäuschter Elektronik
aus. Geschwister im Geiste der Tortoise oder Slint gehen den Vieren
die Soundideen nicht aus, wobei dann sowohl Flageolettöne der
Gitarre als auch hübsche Pianosprengsel und aufgeschichtete
Gitarrenwälle ihren Platz haben. Wesentlich poppiger klingt
Gitarrist Jürgen Söder mit seinem anderen Projekt Schwermut
Forest. Trotz des Namens. Über deren glänzendes Debütalbum
hatten wir schon in LEESON 4 gejubelt. Wobei "Pilot" mit
seinen trägen Postrock-Strukturen damals vielleicht etwas zu
früh kam. Inzwischen ist man zudem nicht mehr so düster,
musikalisch etwas offener. Da ist dann auch Platz für Velvet-Underground-artigen
Schrammelrock ("These Boots Are Made For Talking"), ohrwurmige
Popsongs ("Guten Tag"), Ska-belastete Instrumentals ("Das
Captivity-Thema") oder Zuckerinstrumentals ("For America").
Die Texte, geschrieben von Drummer Julian Weber, sprühen nur
so vor Witz und Verve, wobei man zwischen Selbstreflexionen ("Gästecouch")
und Szene-Kritik ("M wie Lynchen", klasse Titel!) pendelt:
"Mündungsfeuer aus den Szenenischen, wo sich Mittelschichten
in die Beine schießen." Die Vinylversionen beider Alben
sind übrigens bei Kollaps/Hausmusik erschienen. |