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Erwin Stache:
Harmonie der nicht ganz reellen Töne
[Rund um den
Watzmann Records]
[fs] Wer meint,
der Klang ende bei der Partitur, die Plastik bei ihrer Umrißlinie
oder die CD beim wenn auch einfallsreich gestaltetem Schuber, der
möge doch bitte sein Türschild "DO NOT DISTURB!"
nicht anrühren. Innovative Verpackungsgestaltung ist ja mit
Staalplaat, spätestens aber mit den Edel-Editionen von Winter&Winter
bekannt. Schande!, ich vergaß, es gibt ja noch den samtweichen
DJ Bobo mit Nightrider-Flair und Bonusgummibärchen, und da
paßt Form und Inhalt nun wirklich glänzend zusammen.
Eine Synthese von ganz anderem Format bieten aber die nicht ganz
reellen Geräusche, die hier aus Verpackung und CD gleichermaßen
entgegentönen: Die Verpackung ist selbst Instrument, das man
im Auf-zu-Spiel beliebig bespielen kann und das Beiheft kunstvoll
ersetzt: Immer neue Klangreihen und -kombinationen, eine wahre Entdeckungsreise
in die akustischen Windungen der Gestaltung. Und dieses Erlebnis
hält an, wenn das eigentliche Medium erst einmal eingelegt
ist. Auf 14 tracks eröffnet sich dann eine konkrete Vielfalt
von Improvisationen mit Piano und Geräten, mit gezogenen Tonbändern,
eingetüteten Klängen, quietschende Türen (kleine
Hommage an Pierre Henrys "Variations") und Zeitansagen.
Das alles zieht während einer Stunde und mehr an einem vorbei,
und das Beiheft leistet das Seine: Verwirrung, Verwunderung und
Erkennen, Staunen und Neugierde. Eine wahrhaft außergewöhnliche
Ausgabe.
Kontakt: Rund um den Watzmann Records, c/o René Heid, Boulevard
Heuvelink 176, NL-6828 KX Arnhem, phon/fax: 0031.26.4432983 |