Nr. 10 / Mai 1999

















Gästebuch


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Karlheinz Stockhausen: Oktophonie

[Stockhausen-Verlag]

[fs] Was mit Berlioz´ Fernorchester und Varèses »spatialer Musik« begann, findet hier seine Vollendung: Raumklang in höchster Komplexität. In einem Kubus um die Zuhörer herum werden die elektronische Klangbewegungen (über 8 Lautsprechergruppen) vertikal und diagonal in die Tiefe des Raums projeziert, um ihn auslotend zu verdichten. Sie verlieren somit auch ihre eindimensionale zeitliche Ausrichtung, wenn sie sich an unterschiedlichen Raumstellen überschneiden, einfach Orte des klanglichen Geschehens werden. »Oktophonie« (aus »Dienstag« aus Licht) ist ein elektronisches Geleit auf diesem unüberschaubaren Feld des räumlich Hörbaren. Die Einschnitte von gesungenen Wörtern (Pasveer/Stockhausen), gesprochenen Zahlen (Simon Stockhausen) und meheren als sample aufgenommener und bearbeiteter Klänge wirken dann wie Realitätsakzente. Das sind kurze Momente der Bewußtwerdung im Widerspiel der 8 Bewegungsschichten. Und diese Schichtenkomposition ist in ihrer vorliegenden Stereo-Fassung selten »richtungspolyphon, bewegungsplastisch« oder »flugträumerisch«: Ein Spiegelwurf des Welttheaters, eine »welträumliche« Ausdehnung des Klangs, der auch mal in die Stille hineinhorcht, aber immer unterwegs bleibt..

[Stockhausen-Verlag, D-51515 Kürten, Fax: (0)2268-1813]

Letzte Änderungen: 28.12.2001
Produziert von
Peter Pötsch