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Karlheinz Stockhausen:
Oktophonie
[Stockhausen-Verlag]
[fs] Was mit
Berlioz´ Fernorchester und Varèses »spatialer Musik« begann,
findet hier seine Vollendung: Raumklang in höchster Komplexität.
In einem Kubus um die Zuhörer herum werden die elektronische
Klangbewegungen (über 8 Lautsprechergruppen) vertikal und diagonal
in die Tiefe des Raums projeziert, um ihn auslotend zu verdichten.
Sie verlieren somit auch ihre eindimensionale zeitliche Ausrichtung,
wenn sie sich an unterschiedlichen Raumstellen überschneiden,
einfach Orte des klanglichen Geschehens werden. »Oktophonie« (aus
»Dienstag« aus Licht) ist ein elektronisches Geleit auf diesem unüberschaubaren
Feld des räumlich Hörbaren. Die Einschnitte von gesungenen
Wörtern (Pasveer/Stockhausen), gesprochenen Zahlen (Simon Stockhausen)
und meheren als sample aufgenommener und bearbeiteter Klänge
wirken dann wie Realitätsakzente. Das sind kurze Momente der
Bewußtwerdung im Widerspiel der 8 Bewegungsschichten. Und
diese Schichtenkomposition ist in ihrer vorliegenden Stereo-Fassung
selten »richtungspolyphon, bewegungsplastisch« oder »flugträumerisch«:
Ein Spiegelwurf des Welttheaters, eine »welträumliche« Ausdehnung
des Klangs, der auch mal in die Stille hineinhorcht, aber immer
unterwegs bleibt..
[Stockhausen-Verlag,
D-51515 Kürten, Fax: (0)2268-1813] |