Pop inside
the Stud Farm and other curiosities
Die
englische Band Hefner
Von
Markus Zinsmaier
A little pepper with your sugar every once in a while, just to keep
things vigorous? Hefner
Nein, sie brauchten
bislang keine ausgeklügelte Studiotechnik, die drei Mitglieder
von Hefner, ihres Zeichens wahre Meister der Reduktion. Popmusik
mit vier Akkorden? Ja, aber mit dem Gespür für das Essentielle,
für Melodie und Refrain, für intelligente Texte, Sätze,
kleine Geschichten die einen durch den Tag begleiten. Nach einem
schönen ersten Album [»Breaking god’s heart«,
1998] und einem phantastischen zweiten Album [»The Fidelity
Wars«, 1999] soll das dritte Album, für das bereits alle
Stücke geschrieben sind, gänzlich anders werden. Vorbei
also die kraftgeladene Mixtur aus an den Buzzcocks, den Modern Lovers,
Jam und an den frühen Undertones geschulten Poptunes mit vielsinnigen
Texten? Vielleicht gar stattdessen elektronische Spielereien, wofür
eine der momentanen Lieblingsbands des Sängers, Gitarristen
und Songschreibers Darren Hayman stehen würde, handelt es sich
doch um niemanden anderen als unser aller Lieblinge Mouse on Mars?
LEESON unterhielt sich mit dem Frontman von Hefner vor ihrem Auftritt
im Kölner Tunnels.
Leeson: Es
gibt da diese immer wieder kolportierte Geschichte, dass ein Auftritt
von Billy Bragg, den du vor Jahren gesehen hast, dir Lust gemacht
hat, selber Musik zu machen. Ist das wahr?
Darren: Ja, irgendwie schon. Aber es kamen natürlich
noch alle möglichen anderen Dinge hinzu. Das was ich damals
an Billy interessant fand, war, dass er ebenfalls wie wir aus dem
extrem unhippen Essex kommt. Letztlich, dass jemand von dort, wo
ich herkomme Musik machte und zudem noch darüber sang. Das
war etwas, was ich zuvor nicht gekannt hatte. Es brachte mich dazu
ebenfalls mit einem englischen Akzent singen zu wollen, zudem über
die Dinge, die sich in meinem Umfeld abspielten.
Im
März sind Hefner als Support bei der Violent-Femmes-Tour
mit dabei:
20.3.
München
Babylon
21.3.
Stuttgart
Longhorn
22.3.
Neu Isenburg
Hugenottenhalle
23.3.
Nürnberg
Hirsch
24.3.
Berlin
Kesselhaus
26.3.
Köln
Live Music Hall
27.3.
Bielefeld
PC 69
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Leeson:
Wenn man sich eure beiden Platten anhört, dann fällt auf,
dass viele Einflüsse aus den Achtzigern [Buzzcocks, Jam, Untertones
etc.] stammen. Würdest du das auch so sehen und liegt das vielleicht
daran, dass das der musikalische Background war, mit dem du aufgewachsen
bist?
Darren: Ich denke ja... Ich denke, dass einen die Zeit, in
der man aufgewachsen ist, in der man seine ersten Platten gekauft
hat, als Teenager und dann mit Anfang Zwanzig, am stärksten
beeinflusst.
Leeson: Gehörten Jonathan Richman und die Modern Lovers
auch zu diesen Einflüssen?
Darren:
Ich mag Jonathan Richman sehr gern, aber um ehrlich zu sein, eigentlich
begann ich mich erst für ihn zu interessieren, als eine Vielzahl
von Leuten begann uns zu erzählen, dass wir ein bisschen wie
Jonathan oder die Modern Lovers klingen würden. So bin ich
zu seinen Alben gekommen und ich habe festgestellt, dass eine unserer
ersten Singles tatsächlich – Ton für Ton – wie
»Roadrunner« klingt.
Leeson: Ein
weiterer Punkt, der einem beim Anhören eurer Platten und Songs
geradezu ins Gesicht springt, ist, dass ihr einen sehr großen
Wert auf Einfachheit legt, etwas was heutzutage in der Popmusik
fast verloren gegangen ist?
Darren: Ja, das stimmt. Wir machen das zum einen, weil es
sich so von vielen anderen Sachen unterscheidet, zum anderen weil
das auch der Herangehensweise entspricht die wir beim Hören
von Platten selber schätzen. Die Platten, die ich kaufe und
die ich höre strahlen ebenfalls diese Schlichtheit aus.
Leeson:
Was hältst Du von elektronischer Musik?
Darren: Sehr viel. Eine meiner absoluten Lieblingsbands momentan
ist Mouse on Mars. Ich habe im letzten Jahr sehr viel elektronische
Musik gehört, leider weiß ich noch nicht wie ich diese
Einflüsse in meine Musik einbauen kann. Auf unserem letzten
Album haben wir bei »Don’t flake out on me« so
eine kleine elektronische Spielerei untergebracht, aber das war
auch schon alles ...
Jan von Mouse on Mars habe ich kürzlich in London kennengelernt;
wir wurden vorgestellt und er sagte, dass er schon einmal etwas
von uns gehört hat, worauf ich erwiderte: Vergiss doch Hefner!
Lass uns lieber über Mouse on Mars reden ...
Leeson:
Noch ein paar Worte zum nächsten Hefner-Album?
Darren: Das nächste Hefner-Album, das bereits komplett
geschrieben ist, wird ein bisschen mehr Zeit in Anspruch nehmen.
Es wird ein Popalbum sein, das ein Lächeln auf die Gesichter
der Hörer und Hörerinnen zaubern wird ... Vielleicht wird
die Instrumentierung etwas vielfältiger ausfallen. Auf jeden
Fall wird es Bläsersätze geben. Es geht doch nichts über
eine anständige Brass section ... Auch möchte ich vielleicht
ein paar Gastsänger oder Sängerinnen haben. Ich habe die
Zusammenarbeit mit Gina [Birch, früher »Raincoats«,
heute »Hangovers« Anm. d. Verf.] sehr genossen. So wie
der Song mit ihr klang [»Don’t flake out on me«],
ungefähr in diese Richtung soll das neue Album gehen. Vielleicht
wird es auch ein paar elektronische Einflüsse geben. Auf jeden
Fall möchte ich, dass das Album ein paar Leute vor den Kopf
stößt, vielleicht sogar ein paar Hefner-Fans verschreckt,
dafür interessant wird für andere Leute, die bislang mit
Hefner nichts am Hut hatten. |