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Hamburg galore:
Der 12"-Wahnsinn geht weiter!
Dank DJ Koze
und Herrn Bug kann man Blumfeld fortan auf die Tanzböden seines
Vertrauens schicken. Schön das. Die Verschränkung von
Club und heimischer Melancholie wird mit dem Loverboy Mix von Tausend
Tränen Tief auf der Status Quo Vadis/Kommst Du mit inÊden
Alltag-12« endlich möglich. Ich seh’ schon hunderttausende
junger und eventuell auch alter Körper in hanseatischen House-Tempeln
in monadischer Trance Distelmeyer-Mantras vor sich hinmurmeln. GemeinsamÊin
ein anderes Blau... Will man da eigentlich noch mehr?
Kollege Cumpadre:
Es ist sich sicher: Eißfeldt wird ein Star! »Hoffentlich«
schreie ich begeistert. Wenn Pop 2000 von Eißfeldt definiert
wird, dann kann das neue Millenium von mir aus kommen. Aus guten
Gründen covern Jan Delay und Dennis Dubplate einen meiner Lieblings-Nena-Tracks,
der mit Hilfe vom Dub-Doktor Arfmann einen vornehmen Reggae-Twist
bekommt, der soweit von aller Peinlichkeit, die immer in so einem
Unternehmen schlummert, entfernt ist, wie Eimsbush von Großraumdiscos.
Auf der nicht vorhandenen B-Seite der Maxi-CD versteckt Ei¾feldt
die tragische Leidensgeschichte aller B-Seiten, die von den DJs
dieser Welt konsequent ignoriert werden. Das Abenteuer »einer
kleinen B-Seite«, die raus aus der Anonymität will, verquickt
Anleihen elektronischen Dubs mit den seltsamen Soundt¸fteleien
europäischen 80er-Pops, was in diesem Kontext mehr als Sinn
macht. Angeröhrt vom Schicksal einer B-Seite, erzählt
von Jan Delay, habe ich sofort sämtliche B-Seiten meiner 12inches
rausgezerrt und sie gespielt. Befreit die B-Seite!
Das dynamische
Duo hat erneut zugeschlagen. Eins Zwo kommen brandneu und limitiert
mit einer Doppel-A-Seiten-12. »Weltretten 4« ist der
heißeste Anwärter für den Tracktitel des Jahres
und auch ansonsten ein gestandener Eins Zwo-Track, der schon mal
den Abend retten kann. Noch phantastischer allerdings »Tschuldigung«,
was nicht nur mit dem clever gewählten Textor/ Kinderzimmer
Productions-Sample als Hookline [»Ich sag’ schon nicht
mehr Hallo, ich sag’ immer erst Entschuldigung«] zu tun
hat. Hier gibt’s das smootheste Instrumental, das jeden Eisberg
mal locker um die Ecke schmelzen lässt, wenn man das so sagen
darf. Virtuos könnte eventuell die richtige Zuschreibung für
die Produktionsweise von Herrn Larusso und Mr. Raw Bauke sein, zumindest
dann, wenn man nicht zu sehr übertreiben möchte. Jedenfalls
macht das Ganze total viel Sinn und das ist schließlich gut
so und sollte dann halt auch von euch geholt, gehört und weiterempfohlen
werden, auf dass das bald überall läuft, weil man sowas
halt irgendwie schon lieber hört als andere Sachen, die manchmal
eher nich’ so kicken, weil sie halt nich’ so dufte produziert...
Ja, okay. Ich fang’ an zu sabbeln – Tschuldigung.
Tja, wer hätte
das gedacht? Falk, Ferris MC und Das Bo machen was zusammen und
das heißt dann »Wer hätte das gedacht«. Geschichte
von Papas Granada, gemeinsam Richtung Kiez fahren, Fertich MC auf
seiner Vespa umnieten, der dann eben doch nich’ tot zu sein
scheint, auch wenn er ab und an so aussieht. Schönes Ding das
Ganze, auch lustiges Video dazu. Würde man so seine Superhelden-MC-Teams
zusammenstellen würde einem diese Kombination wahrscheinlich
nicht sofort einfallen. Geht aber echt gut. Vor allem der Hook treibt
einem zu Beginn erst mal das Wasser in die Augen – vor Lachen.
Eher trashiger Damen-Gesang, den ernstzunehmen schwerfällt,
darüber dann die drei vonner Tankstelle, die die »Nacht
der Nächte beschwören«. Mehr als charmant, das.
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