Nr. 11 / Februar 2000

















Gästebuch


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Hamburg galore: Der 12"-Wahnsinn geht weiter!

Dank DJ Koze und Herrn Bug kann man Blumfeld fortan auf die Tanzböden seines Vertrauens schicken. Schön das. Die Verschränkung von Club und heimischer Melancholie wird mit dem Loverboy Mix von Tausend Tränen Tief auf der Status Quo Vadis/Kommst Du mit inÊden Alltag-12« endlich möglich. Ich seh’ schon hunderttausende junger und eventuell auch alter Körper in hanseatischen House-Tempeln in monadischer Trance Distelmeyer-Mantras vor sich hinmurmeln. GemeinsamÊin ein anderes Blau... Will man da eigentlich noch mehr?

Kollege Cumpadre: Es ist sich sicher: Eißfeldt wird ein Star! »Hoffentlich« schreie ich begeistert. Wenn Pop 2000 von Eißfeldt definiert wird, dann kann das neue Millenium von mir aus kommen. Aus guten Gründen covern Jan Delay und Dennis Dubplate einen meiner Lieblings-Nena-Tracks, der mit Hilfe vom Dub-Doktor Arfmann einen vornehmen Reggae-Twist bekommt, der soweit von aller Peinlichkeit, die immer in so einem Unternehmen schlummert, entfernt ist, wie Eimsbush von Großraumdiscos. Auf der nicht vorhandenen B-Seite der Maxi-CD versteckt Ei¾feldt die tragische Leidensgeschichte aller B-Seiten, die von den DJs dieser Welt konsequent ignoriert werden. Das Abenteuer »einer kleinen B-Seite«, die raus aus der Anonymität will, verquickt Anleihen elektronischen Dubs mit den seltsamen Soundt¸fteleien europäischen 80er-Pops, was in diesem Kontext mehr als Sinn macht. Angeröhrt vom Schicksal einer B-Seite, erzählt von Jan Delay, habe ich sofort sämtliche B-Seiten meiner 12inches rausgezerrt und sie gespielt. Befreit die B-Seite!

Das dynamische Duo hat erneut zugeschlagen. Eins Zwo kommen brandneu und limitiert mit einer Doppel-A-Seiten-12. »Weltretten 4« ist der heißeste Anwärter für den Tracktitel des Jahres und auch ansonsten ein gestandener Eins Zwo-Track, der schon mal den Abend retten kann. Noch phantastischer allerdings »Tschuldigung«, was nicht nur mit dem clever gewählten Textor/ Kinderzimmer Productions-Sample als Hookline [»Ich sag’ schon nicht mehr Hallo, ich sag’ immer erst Entschuldigung«] zu tun hat. Hier gibt’s das smootheste Instrumental, das jeden Eisberg mal locker um die Ecke schmelzen lässt, wenn man das so sagen darf. Virtuos könnte eventuell die richtige Zuschreibung für die Produktionsweise von Herrn Larusso und Mr. Raw Bauke sein, zumindest dann, wenn man nicht zu sehr übertreiben möchte. Jedenfalls macht das Ganze total viel Sinn und das ist schließlich gut so und sollte dann halt auch von euch geholt, gehört und weiterempfohlen werden, auf dass das bald überall läuft, weil man sowas halt irgendwie schon lieber hört als andere Sachen, die manchmal eher nich’ so kicken, weil sie halt nich’ so dufte produziert... Ja, okay. Ich fang’ an zu sabbeln – Tschuldigung.

Tja, wer hätte das gedacht? Falk, Ferris MC und Das Bo machen was zusammen und das heißt dann »Wer hätte das gedacht«. Geschichte von Papas Granada, gemeinsam Richtung Kiez fahren, Fertich MC auf seiner Vespa umnieten, der dann eben doch nich’ tot zu sein scheint, auch wenn er ab und an so aussieht. Schönes Ding das Ganze, auch lustiges Video dazu. Würde man so seine Superhelden-MC-Teams zusammenstellen würde einem diese Kombination wahrscheinlich nicht sofort einfallen. Geht aber echt gut. Vor allem der Hook treibt einem zu Beginn erst mal das Wasser in die Augen – vor Lachen. Eher trashiger Damen-Gesang, den ernstzunehmen schwerfällt, darüber dann die drei vonner Tankstelle, die die »Nacht der Nächte beschwören«. Mehr als charmant, das.

Letzte Änderungen: 28.12.2001
Produziert von
Peter Pötsch