Nr. 11 / Februar 2000

















Gästebuch


1

Midnight Choir: Amsterdam Stranded

2

Sunshine Club: Home

[beide: Glitterhouse/TIS/eastwest]

[tb] Zwei Herbstplatten aus dem Hause Glitterhouse, beide sind dunkel und melancholisch, dabei von berückender Schönheit. Während der Mitternachtschor aus Norwegen kommt, ist der Sonnenscheinclub in der Bay Area in San Francisco angesiedelt. Auf beiden Platten wird sehr eigenwillig arrangiert. Bei den Norwegern, die in ihrer Heimat mit zu den besten »Rockbands« zählen, hat Walkabouts-Kopf Chris Eckman produziert und den düsteren Songs den nötigen Feinschliff verpasst. »Widescreen Mood-Pop« nennt das Presseinfo die Musik ganz treffend. Egal, ob die Songs nun sparsam instrumentiert, nur mit Piano und verhaltenem Schlagzeug oder opulent mit Streichern, Orgel und Akustikgitarren daherkommen – das verbreitet Stimmung bei diesen Torch-Songs, die mal an die alten Moody Blues, mal an die »jungen« Tindersticks erinnern, wobei Sänger Paal Flaatas markante und sehr wandlungsfähige Stimme auch alte Helden von Tim Buckley bis Van Morrison beschwört. Glanzstück des Albums ist das achtminütige »Harbor Hope«, das mit Intro und Outro sowie opulenten Streichern epische Breite erreicht.

Der gelegentlichen Opulenz der Norweger setzen die Kalifornier sparsamste Instrumentierung und zerbrechliche Arrangements entgegen. Die Gruppe um die Sängerin mit dem schönen Namen Denise Bon Giovanni [mit dem Namen muss man ja Künstlerin werden!] operiert mit Gitarren, Bass und Schlagzeug sowie dem gelegentlichen Einsatz von Cello, singender Säge oder Tablas. Vom Gesang her und der Leidensfähigkeit allgemein mag das zuweilen an die Cowboy Junkies erinnern, ansonsten hat der Sunshine Club schon eigene Qualitäten. Manchmal lässt sich das Trio auf seinem zweiten Album dann auch mal zu richtigen Fröhlichkeitsexzessen hinreißen, wie beim sixties-lastigen »Happy Song«.

Letzte Änderungen: 28.12.2001
Produziert von
Peter Pötsch