1
Midnight Choir:
Amsterdam Stranded
2
Sunshine Club:
Home
[beide: Glitterhouse/TIS/eastwest]
[tb]
Zwei Herbstplatten aus dem Hause Glitterhouse, beide sind dunkel
und melancholisch, dabei von berückender Schönheit. Während
der Mitternachtschor aus Norwegen kommt, ist der Sonnenscheinclub
in der Bay Area in San Francisco angesiedelt. Auf beiden Platten
wird sehr eigenwillig arrangiert. Bei den Norwegern, die in ihrer
Heimat mit zu den besten »Rockbands« zählen, hat
Walkabouts-Kopf Chris Eckman produziert und den düsteren Songs
den nötigen Feinschliff verpasst. »Widescreen Mood-Pop«
nennt das Presseinfo die Musik ganz treffend. Egal, ob die Songs
nun sparsam instrumentiert, nur mit Piano und verhaltenem Schlagzeug
oder opulent mit Streichern, Orgel und Akustikgitarren daherkommen
– das verbreitet Stimmung bei diesen Torch-Songs, die mal an
die alten Moody Blues, mal an die »jungen« Tindersticks
erinnern, wobei Sänger Paal Flaatas markante und sehr wandlungsfähige
Stimme auch alte Helden von Tim Buckley bis Van Morrison beschwört.
Glanzstück des Albums ist das achtminütige »Harbor
Hope«, das mit Intro und Outro sowie opulenten Streichern
epische Breite erreicht.
Der
gelegentlichen Opulenz der Norweger setzen die Kalifornier sparsamste
Instrumentierung und zerbrechliche Arrangements entgegen. Die Gruppe
um die Sängerin mit dem schönen Namen Denise Bon Giovanni
[mit dem Namen muss man ja Künstlerin werden!] operiert mit
Gitarren, Bass und Schlagzeug sowie dem gelegentlichen Einsatz von
Cello, singender Säge oder Tablas. Vom Gesang her und der Leidensfähigkeit
allgemein mag das zuweilen an die Cowboy Junkies erinnern, ansonsten
hat der Sunshine Club schon eigene Qualitäten. Manchmal lässt
sich das Trio auf seinem zweiten Album dann auch mal zu richtigen
Fröhlichkeitsexzessen hinreißen, wie beim sixties-lastigen
»Happy Song«. |