43
Sneaker Pimps:
Splinter
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Emiliana Torrini:
Love in the time of science
[beide: Virgin]
[mz] Zwei Jahre
nach dem überdimensionalen Erfolg von »Becoming X«,
dem Debütalbum der Sneaker Pimps, das in England gar vergoldet
wurde, gibt es nun also mit »Splinter« Nachschub. Und
siehe da, nichts ist wie zuvor: Kelli Dayton, die Sängerin
hat die Sneaker-Arbeitsgemeinschaft verlassen. An ihrer Stelle hat
nun der Gitarrist Chris Corner, der bereits früher – bei
den Urversionen der Songs – den Gesang beisteuerte, ihre Funktion
übernommen. Und auch das musikalische Konzept hat sich gewandelt:
Waren die frühen Aufnahmen noch stark von der damals allgegenwärtigen
Bristol-Szene, von Portishead und Massive Attack, beeinflusst, steht
»Splinter« auf eigenen Beinen und bietet eine gelungene
Mixtur aus elektronischen TripHop-Versatzstücke und traditionellem
Gitarren-Songwriting. Was für die Sneaker Pimps einst Portishead
und Massive Attack waren, sind für die erst 21jährige
isländisch-italienische Newcomerin Emiliana Torrini neben ihrer
aussergewöhnlichen Stimme Björk und Morcheeba. Ihr großartiges
Debütalbum »Love in the time of science« mixt isländische
Abgeklärtheit mit englischem Dancefeeling. Dabei verschreckt
zunächst einmal – wenn man dieses Album in den Händen
hält – der Produzent Roland Orzabal, der in den 80er-Jahren
zusammen mit seinem Kollegen Curt Smith als Tears for Fears für
allerlei klebrig-musikalische Verbrechen zuständig war. Das
Talent des neuen Sterns am nördlichen Firmament – zwischen
Björk, Gus Gus und Stina Nordenstam – konnte er nicht
zerstören. |