Nr. 11 / Februar 2000

















Gästebuch


7

Lali Puna: Tridecoder

[Morr Music/Hausmusik]

8

Tied & Tickled Trio: EA1 EA2

[Payola/Virgin]

[tb] Dass Lali Puna große Fans der Stereolab sein müssen, offenbart nicht nur das wunderschöne, großartige erste Stück des Albums mit dem Titel »6-0-3« sondern gibt Lali Puna-Sängerin Valerie Trebeljahr im Gespräch auch offen zu. Schließlich sei Stereolab ihre »absolute Lieblingsband«, sagt die 24jährige Musikerin, die nebenbei auch noch das exzellente Fanzine »Anti-Hund« macht. Nicht nur der opener mit seinem schönen, repetitiv-monotonen Electro-Pop und dem sanften Mädchengesang legt Verbindungslinien zu den Briten nahe. Trotz der Nähe sind die Münchnerin und ihre Band – Lali Puna ist sowohl das alter ego der Macherin als auch der Bandname – aber keine Epigonen der Stereolab sondern haben auf dem exzellenten ersten Album »Tridecoder« ganz eigene Qualitäten aufzuweisen. Die Kombination von minimaler Elektronik und herkömmlichen Instrumenten, die Verbindung von Electro-Beats mit Pop-Melodien, reduzierten Klangmustern und repetitiven Rhythmen mit Pop-Strukturen gelingt den Vieren ganz ausgezeichnet. In den aus etlichen anderen Projekten der München-Weilheimer Post-Rock- und Electro-Szene bekannten Musikern Markus Acher [The Notwist], Christoph Brander [Console, Tied & Tickeld Trio] und Florian Zimmer [Fred Is Dead] hat die Sängerin und Keyboarderin die richtigen Musiker gefunden, ihre Ideen umzusetzen. Highlights des Albums sind neben dem erwähnten »6-0-3«, das portugiesisch gesungene »Rapariga Da Banheira« sowie das Lo-Fi-Stück »Everywhere & allover«, das mich stark an die legendären englischen »Young Marble Giants« erinnert.

Mal was anderes als all die gesichtslosen Cover der Post-Rock- und Neo-Electronic-Szene: Das Münchner Tied & Tickled Trio protzt im Booklet der neuen, zweiten CD mit sechs großen Porträtaufnahmen der Musiker. Wobei das Spektrum hier vom zerstreuten Künstler über den grübelnden Intellektuellen bis hin zum nachdenklichen jungen Wehrpflichtigen [so hieß vor Urzeiten mal eine deutsche Popband] reicht. Die Musik auf diesem zweiten Album klingt, als hätten sich Miles Davis, Herbie Hancock, der jüngst verstorbene Lester Bowie und andere Jazz-Kollegen zum munteren Musizieren mit Adrian Sherwood und einigen jungschen britischen Dancefloor-Meistern getroffen. So despektierlich diese Zuschreibung klingen mag, so klasse ist das Album. Jazz-Dub-Dancefloor vom feinsten, ohne dass man nun das böse Wort mit A – Acid-Jazz – bemühen muss. Dafür sorgen die Sechs Musiker, alle bekannt aus der weitläufigen Musikerfamilie [The Notwist, Lali Puna, etc.] aus dem Münchner Vorort schon. Mit einem Instrumentatrium aus diversen Bläsern, Piano, Schlagzeug und Elektronik nimmt die »Weilheim-Supergroup« die Verschmelzung von Jazz, Post-Rock mit moderner Elektronik in Angriff. Einziges Manko: Die CD ist mit 33 Minuten relativ kurz. Genug gemosert: klasse Platte!

Letzte Änderungen: 28.12.2001
Produziert von
Peter Pötsch