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The Bitter Springs: Benny Hills Wardrobe

[Vespertine/Cargo]

[mz] Wie arm wäre die Welt ohne ein paar sympathische Loser wie Simon Rivers und seine »Bitter Springs«. Einst in den seligen 80er Jahren unter dem Namen »Last Party« mit seinen musikalischen Mitstreitern an den Start gegangen, fristet Rivers sein Leben noch immer als Briefträger und Songschmied melancholisch-trist-humorig-zynischer Mini-Epen. Ganz gleich ob er diese zusammen mit seiner Band »Bitter Springs« in Szene setzt oder aushilfsweise die musikalische Welt der wunderbaren »Piano Magic« mit seinen resignativen Textzeilen beglückt [wie jüngst auf dem Album »Low birth weight«]: In Simon Rivers steckt ein Ausnahmetexter.

Nach dem Go-Betweens-inspirierten, phantastischen, zweiten Bitter Springs-Album »Five die filming this lazy lark« [Ves007] im vergangenen Jahr, folgt nun die etwas dezentere Variante, »Benny Hills Wardrobe« mit Namen. Anstatt sich intonierend über allerlei Kindheitstraumata, inkompetente und unromantische Partner oder andere zwischenmenschliche oder soziale hangovers herzumachen [wie auf dem Vorgängerwerk], mimen Rivers und Ashkenazy dieses Mal den »Bourgeois Anglais qui fait vive la Français« [sic!]. Formulieren »Ton pipi sent le sugar puffs« oder stellen merkwürdige Überlegungen über einen »dip merde de chien« [in »School Milk Teeth«] an. Amüsant nicht nur, wenn man weiß, dass Vespertine-Labelchef Richard sowie Quigley und Tranmer [Gnac], die engere Vespertine-Posse, frankophil bis in die Fußspitzen sind. Aber es gibt auch noch andere Themen auf diesem sich zwischen Comedy und Tragedy, zwischen Zynismus und Melancholie bewegenden Pop-Album, das sich mit Streichern, Piano, Gitarre und Bass einmal mehr daran macht die Liverpudlians Half Man Half Biscuit wie die Go-Betweens klingen zu lassen, bei der »Ballad of Little Stubby Fingers« nach den schönsten Momenten von »Baby Bird« [dem Album »Fatherhood«] klingt und in »Blasted Neighbour« Simon Rivers herzerweichend intonieren lässt: »As I am getting older/I find less hearts to break/I’m happier when I’m sleeping/than when I am awake«.

Passend zur Jahreszeit gibt es dann noch mit »Christmas No.1« das definitive Weihnachtslied [»I believe in Santa Claus/he’s in the kitchen on all fours...«], bevor die »popular manufactured boyband The Bitter Springs« einen mit Cabaret-Klängen in die Stille entlässt. Tusch!