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Volker Staub:
Suarogate
[Schott-Wergo]
[fs]
Erstaunlich wie ein Zusammenhang ohne direkte Synchronisation entstehen
kann, ohne unmittelbare Direktive. »Suarogate« in dieser
Fassung beschreibt eine lose fixierte Form des Zusammenwirkens acht
eigenständiger mehrfach unterteilter Kompositionen [für
Vokalquartett, Blechbläser, Stahlsaiten, Schlagwerk und Motorsirenen],
ob synchron oder asynchron, phasenverschoben oder nicht. Denn es
fehlt ein gemeinsames Metrum, das jeglichen zeitlichen Synchronisationsversuch
schon im Keim erstickt. Um so erstaunlicher wirkt dann das Ganze,
das sich doch irgendwie um seine Teile gruppiert und nicht einer
gewissen Homogenität entbehrt, wie flüchtig auch immer.
Man muss sich wohl endgültig des Formgesetzdogmas entledigen,
um mit dieser fließenden Masse in den Genuss der Instrumentierung
zu kommen, der »Weichen Gesänge Nr. 26« für
resonanatorverstärkte Stahlsaiten, der »Vier Stücke
Nr. 29« für Glasglocken, Holzstämme oder Granatenhülsen,
oder für die bis zu neun Motor-sirenen, deren koloristisch-spatialen
Nutzen und hyperbolische Verläufe, von Helmholtz inspiriert,
erstmals Varèse anerkannte. »Suarogate« ist damit
eine Odyssee durch ein befreites Klangspektrum, ein Verschmelzungsprozess,
der sich über seine Ursprünge wohl im Klaren ist, ohne
jedoch hinter ihnen zurückzubleiben.
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