Nr. 11 / Februar 2000

















Gästebuch


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Volker Staub: Suarogate

[Schott-Wergo]

[fs] Erstaunlich wie ein Zusammenhang ohne direkte Synchronisation entstehen kann, ohne unmittelbare Direktive. »Suarogate« in dieser Fassung beschreibt eine lose fixierte Form des Zusammenwirkens acht eigenständiger mehrfach unterteilter Kompositionen [für Vokalquartett, Blechbläser, Stahlsaiten, Schlagwerk und Motorsirenen], ob synchron oder asynchron, phasenverschoben oder nicht. Denn es fehlt ein gemeinsames Metrum, das jeglichen zeitlichen Synchronisationsversuch schon im Keim erstickt. Um so erstaunlicher wirkt dann das Ganze, das sich doch irgendwie um seine Teile gruppiert und nicht einer gewissen Homogenität entbehrt, wie flüchtig auch immer. Man muss sich wohl endgültig des Formgesetzdogmas entledigen, um mit dieser fließenden Masse in den Genuss der Instrumentierung zu kommen, der »Weichen Gesänge Nr. 26« für resonanatorverstärkte Stahlsaiten, der »Vier Stücke Nr. 29« für Glasglocken, Holzstämme oder Granatenhülsen, oder für die bis zu neun Motor-sirenen, deren koloristisch-spatialen Nutzen und hyperbolische Verläufe, von Helmholtz inspiriert, erstmals Varèse anerkannte. »Suarogate« ist damit eine Odyssee durch ein befreites Klangspektrum, ein Verschmelzungsprozess, der sich über seine Ursprünge wohl im Klaren ist, ohne jedoch hinter ihnen zurückzubleiben.

Letzte Änderungen: 28.12.2001
Produziert von
Peter Pötsch