29
Supergrass:
Supergrass
[EMI / Parlophone]
30
Gomez: Liquid
skin
[Hut / Virgin]
[mz] Sie gehören
noch immer zur Speerspitze der britischen Popmusikszene, die ewig
jugendlichen Supergrass, an denen scheinbar alle Hypes spurlos abprallen
und die ganz alleine für sich ihre Vorstellung von Pop umsetzten.
Nach einem unglaublich energiegeladenen ersten Album [»I should
coco«], einem dezenteren, Sixties geschwängerten zweiten
[»In it for the money«], folgt nun Geniestreich Nummer
Drei. Und auch hierauf gibt es keinerlei Zeichen von Ermüdungserscheinungen,
lediglich die Akzentuierungen haben sich verschoben: Anstatt der
jugendlichen Unbekümmertheit ihrer Anfangstage, bestimmen heute
ausgefeiltere musikalische Konzepte die Songs der Burschen aus Oxford,
die im zarten Alter von 14 Jahren als »The Jennifers«
begannen. Zwischen dem Album-Opener »Moving« mit seinen
Easy-Listening-Versatzstücken und dem Damon-Albarn-artigen
»Mama and Papa«, finden sich allerlei Ohrwürmer,
die Anlass zu Euphorie geben und wie eine musikalische Reise durch
die Sixties und Seventies klingen: Von Psychedelic-Sounds über
Beat, Glamrock, Punk bis hin zu üppigen Instrumentalpassagen
reichen. All das allerdings unter dem Vorzeichen von Pop: frisch
und niemals antiquiert.
Schwieriger
tun es einem da mitunter die Southporter Gomez mit ihrem Album »Liquid
Skin«, das einen, wie bereits das Erstlingswerk, zwischen
Ekel und Begeisterung schwanken lässt. Im Gegensatz zu Supergrass
sind Gomez noch wesentlich särker in den Sixties verankert.
Und sie klingen dabei so amerikanisch, wie das für eine englische
Band überhaupt möglich ist [ebenso wie die amerikanischen
»Olivia Tremor Control« entgegengesetzt die englische
Psychedelic hochleben lassen]. Tim Buckley, Jimi Hendrix, Tom Waits,
Grateful Dead und allerlei staubtrockener amerikanischer Swampblues,
Seventies Funk und Akustik-Folk sind Referenzen der vier jugendlichen
Ex-Metalheads, die aber auch ihr Samplinggerät bedienen können
und sich in »Rhythm & Blues Alibi« über allerlei
musikalische Einfallslosigkeit lustig machen. Am Besten geraten
die mitunter komplex strukturierten Songs, wenn sie sich wie die
wunderbaren Beta-Band-Stücke in musikalischen Endlosschleifen
verlieren oder vollkommen dezent wie das groovend-akustische »Blue
Moon Rising« geben. Majestätisch ist das balladeske »We
haven’t turned around«, entsetzlich der Rhythm-Blues-Rocker
»California«. Gomez: Groß und schlimm zugleich! |