Nr. 11 / Februar 2000

















Gästebuch


29

Supergrass: Supergrass

[EMI / Parlophone]

30

Gomez: Liquid skin

[Hut / Virgin]

[mz] Sie gehören noch immer zur Speerspitze der britischen Popmusikszene, die ewig jugendlichen Supergrass, an denen scheinbar alle Hypes spurlos abprallen und die ganz alleine für sich ihre Vorstellung von Pop umsetzten. Nach einem unglaublich energiegeladenen ersten Album [»I should coco«], einem dezenteren, Sixties geschwängerten zweiten [»In it for the money«], folgt nun Geniestreich Nummer Drei. Und auch hierauf gibt es keinerlei Zeichen von Ermüdungserscheinungen, lediglich die Akzentuierungen haben sich verschoben: Anstatt der jugendlichen Unbekümmertheit ihrer Anfangstage, bestimmen heute ausgefeiltere musikalische Konzepte die Songs der Burschen aus Oxford, die im zarten Alter von 14 Jahren als »The Jennifers« begannen. Zwischen dem Album-Opener »Moving« mit seinen Easy-Listening-Versatzstücken und dem Damon-Albarn-artigen »Mama and Papa«, finden sich allerlei Ohrwürmer, die Anlass zu Euphorie geben und wie eine musikalische Reise durch die Sixties und Seventies klingen: Von Psychedelic-Sounds über Beat, Glamrock, Punk bis hin zu üppigen Instrumentalpassagen reichen. All das allerdings unter dem Vorzeichen von Pop: frisch und niemals antiquiert.

Schwieriger tun es einem da mitunter die Southporter Gomez mit ihrem Album »Liquid Skin«, das einen, wie bereits das Erstlingswerk, zwischen Ekel und Begeisterung schwanken lässt. Im Gegensatz zu Supergrass sind Gomez noch wesentlich särker in den Sixties verankert. Und sie klingen dabei so amerikanisch, wie das für eine englische Band überhaupt möglich ist [ebenso wie die amerikanischen »Olivia Tremor Control« entgegengesetzt die englische Psychedelic hochleben lassen]. Tim Buckley, Jimi Hendrix, Tom Waits, Grateful Dead und allerlei staubtrockener amerikanischer Swampblues, Seventies Funk und Akustik-Folk sind Referenzen der vier jugendlichen Ex-Metalheads, die aber auch ihr Samplinggerät bedienen können und sich in »Rhythm & Blues Alibi« über allerlei musikalische Einfallslosigkeit lustig machen. Am Besten geraten die mitunter komplex strukturierten Songs, wenn sie sich wie die wunderbaren Beta-Band-Stücke in musikalischen Endlosschleifen verlieren oder vollkommen dezent wie das groovend-akustische »Blue Moon Rising« geben. Majestätisch ist das balladeske »We haven’t turned around«, entsetzlich der Rhythm-Blues-Rocker »California«. Gomez: Groß und schlimm zugleich!

Letzte Änderungen: 28.12.2001
Produziert von
Peter Pötsch