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Woodbine: Woodbine
[Domino/Zomba]
[mz]
Was für ein Debüt! Die englischen Woodbine – seit
Mitte der Neunziger Jahre in Birmingham zugange – und ihre
11-track lange psychedelische Klangreise gehören zu den Highlights
der letzten Monate. Fragil-narkotische Gitarrenlinien, dezente Feedbackattacken
und Beats und die betörende Stimme von Sängerin Susan
Dillane ziehen einen in ihren Bann; ganz ähnlich wie vor ein
paar Jahren Birminghams Space-Age-Kinder Broadcast – von denen
ja nun endlich [!] ein neues Album erscheinen soll. Statt Stereolab
und Space-Age-Sounds stehen bei dem Trio Woodbine neben stilvoller
Lo-Fi-Psychedelic von Barrett bis Drake aber ganz andere Referenzen
vor der Proberaumtüre: Die längst verblichenen Shop Assistants
kommen einem da in den Sinn, die schönste aller unbekannten
englischen 80s-Psychedelic Bands Revolting Paint Dream oder Woodbines
labelmates Pram, nebst Jesus & Mary Chain im Duett mit Mazzy
Star. All das geschieht jedoch unter dem Vorzeichen von einer Art
Lo-Fi-Folk: Schlicht, verspielt und gerade deshalb um so reizvoller.
Kaum das Eröffnungsstück »Mound of Venus«
und die »Bahh Bahh Bahh«-Chöre vernommen und es
ist um einen geschehen: Man taucht ein in diese Platte wie in eine
neue Liebe und möchte sie fortan nicht mehr missen. Lauscht
spröden, lieblich vorgetragenen Zeilen wie »I think Iive
fucked up again« [»Neskwik«] oder Verwünschungen
à la »Have a heart attack!« [»Classical«],
bevor »Outer Circle« [»Looking round, smoking
brown, talking jungle, round & round«], der heimliche
Hit neben »Mound of Venus«, und das gezupfte »Wake
up sleeping« einen nach 48 außergewöhnlichen Minuten
entlassen.
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