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Ne Zhadali:
Rhinoceroses
[No Man’s
Land/99]
[fs] »Rhinozeroses
And Other Forms Of Life« [1989] erfahren nunmehr ihre zweite
Wiederbelebung auf NML, und das aus gutem Grund. Vom charmanten
Digipack einmal abgesehen, öffnet die CD einen vielfältigen
Blick auf die guitaristische Archäologie Leonid Soybelmans,
die sich später in den zittrigen Rhythmusgewittern [unverkennbar
die Handschrift John Zorns und Andy EXs] von Kletka Reds »Hijacking«
[Tzadik, 1996] und zuletzt auf seinem ersten Soloprojekt »Surfin
In My Bed« [No Man’s Land, 1997] mächtig entladen
sollte. Dagegen wirkt »Rhinozeroses« eher unscheinbar,
etwas gefälliger, entbehrt aber sicher nicht einem gewissen
dromologischen raffinement. Schon der Eingangstrack »Rhino
I« entfaltet nach kurzer Orientierungsstrecke eine Beschleunigung,
die sich selbst zersprengt. Wie Spuren durchziehen diese Splitter
das »Rhino/Bossa«-Gefüge, durchpflügen die
schon brüchige Oberfläche, um mit harmonischen Seitenhieben
als »Bossa V« oder »Rhino II« rhythmisch
völlig revitalisiert der Gestalt eine neue Ganzheit zu verpassen.
Manchem mögen
indische Nostalgien nun negativ aufstoßen, so die akzentuelle
Verwendung des Didjeridoo, doch glücklicherweise bleibt es
beim Ornament, die rhythmische Schärfe bleibt erhalten. |