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Be-Bop Deluxe
Modern Music
[EMI]
[cp] Feine
Wiederveröffentlichung von 1976! Nur gerade vier Jahre lang
existierte die britische Band Be-Bop Deluxe, ehe sie 1978, kurz
vor Erreichen des Supergruppen-Status, von deren Mastermind Bill
Nelson kurzerhand aufgelöst wurde. Schillernd und kompakt zugleich
glänzte die zu Unrecht im ewigen Rockarchiv verschollene Combo
mit kraftvollem Art-Rock, geprägt von Nelsons ungeheuer flüssigem
Gitarrenstil und einer höchst seltsamen Balance von erdigem
Streamrock, versierter Hektik, Science-Fiction-Szenarien und der
angenehm individuellen Schreibe des All-Song-Komponisten Nelson.
Der stürzte sich nach dem Ende von Be-Bop-Deluxe mit seinem
Projekt Red Noise in die hektische Welt des New Wave, die der Mann
schliesslich mit scharfem Auge fürs Visuelle bei Be-Bob Deluxe
mitinitiiert hatte. Gruppen wie Ultravox oder die frühen XTC
bedienten sich gern der Ästhetik des Art-School-Absolventen
Nelson, der sich und seine Musiker auf dem Cover von "Modern
Music" in dezent-graue Anzüge steckte, die Kravatten nicht
vergass, sowie ein paar nette, kleine Reminiszenzen an die Fünfziger-Jahre-Billig-Futurologie
(der Nelson heute noch als Solomusiker mit seiner CD-Trilogie huldigt)
als Dreingabe platzierte.
Musikalisch
legte Be-Bop Deluxe mit ihrem zweitletzten Studioalbum ihr wohl
ausgereiftetstes und versiertestes Werk vor und dämpften gekonnt
ihre mit dem Vorläuferalbum "Sunburst Finish" etablierten
Hardrockausbrüche: "Den Titel "Modern Music"
verdankte die Platte dabei weniger futuristischen Klängen als
des Meisters Vorliebe für surreal angehauchte Texte aus einer
amalgamierten Zukunft zwischen silbernen Flash-Gordon-Rockets, Space-Cowboys
und atomgetriebenen Armbanduhren. Alleine die Melodien der 15 Titel
auf dem Album belegen Nelsons Klangzauberkünste, eine Fähigkeit,
die der inzwischen zur Homerecording-Zunft gestossene Musiker (an
die 50 Alben hat der Mann schon aufgenommen!) nicht verloren, sondern
weiterhin locker aus dem Ärmel schüttelt. Ganz nebenbei
- das wird spätestens beim Lesen eines Interviews mit Nelson
auf seiner Homepage deutlich - ist hier eine höchst interessante
Persönlichkeit am Werk, die beispielsweise in ihrem Internet-Tagebuch
nicht davor zurückschreckt, uns darauf hinzuweisen, dass wir
in depressiven und reaktionären Zeiten leben. Die Zukunft ist
noch nicht ausgebrochen und beim Hören von Platten wie "Modern
Music" könnte man beinahe auf den Gedanken kommen, es
sei bei den futurologischen Entwürfen der Siebziger Jahre geblieben.
Fürwahr ein Grund, sich mit den Platten von Be-Bop Deluxe schlau
zu machen. |