Nr. 12 / Juli 2000

















Gästebuch


34

Chico Cesar

Mama Mundi

[Universal Jazz]

35

Cascabulho

Hunger Gives You Headache

[Piranha/EfA]

[tb] Zweimal brasilianische Musik der Extraklasse. Während Chico Cesar als einer der jüngeren Brasil-Stars bekannt sein dürfte, sind Cascabulho noch relativ unbeschriebene Blätter. Was sich allerdings mit dieser feinen Produktion aus dem Hause piranha ändern sollte. Die aus Recife im brasilianischen Norden, in der Region Pernambuco, stammende junge Band versteht sich als ein Teil der Mangue Beat Bewegung, einer engagierten,politischen Jugendbewegung, die zwischen den brasilianischen Traditionen und modernen Einflüssen aus Rock und Rap crossovert. Wobei die Band um den ausdrucksstarken Sänger Silvério Pessoa eine ziemlich Vielseitigkeit an den Tag legt. Regelrechte Percussionsrhythmus-Feuerwerke wechseln sich dabei mit wunderschönen, mitreissenden Akkordeonsongs ab, wo ein Track wie "A mulher de Mané Amaro" mit harten Gitarren und gerapptem Gesang aufwartet, klingen andere Stücke wie "Paui de Quirí" in ihrer schlichten Instrumentierung sehr archaisch. Gewidmet ist das Album übrigens dem revolutionären Komponisten Jackson do Pandeiro, dessen musikalische Experimente in den 50er Jahren den Nordosten Brasiliens ins (musikalische) Bewusstsein der Brasilianer gebracht hat.

Der heute 36jährige Chico César zählt schon seit einigen Jahren mit zu den neuen Grössen der brasilianischen Popszene. Bekannte KollegInnen wie Daniela Mercury, Maria Bethania oder Elba Ramalhoes haben Césars Kompositonen in ihrem Repertoire. Daniela Mercurys Hit "A primeira vista" (auf "Feijão com arroz") stammt zum Beispiel aus der Feder des sympathischen, kleinen Musikers. Wie Cascabulho kommt auch Chico César aus dem brasilianischen Nordostern, allerdings aus dem Budnesstaat Paraíba. Schon als Achtjähriger arbeitete er in einem Plattenladen, wie er im Interview erzählt. Manchmal, wenn der Besitzer nicht da war, hat er ihm die Schlüssel gegeben, wobei Chico dann auch noch auf die verrückte Schwester des Ladenbesitzers aufpassen musste. Mit fängt er an für Tageszeitungen zu schreiben, später studiert er Journalismus. mit 14 anfing für Tageszeitungen zu schreiben und später Journalismus. Ab 1991 wechselt er ins Profimsuiker-Lager. Nachdem der exzentrische Musiker mit den wilden Bühnenkostümen zuerst in alternativen Zirkeln goutiert wird, wird Mitte der Neunziger seine Single "Mama Africa" in Brasilien ein Hit und etabliert den Musiker in der 1. Liga. "Mama Mundi" ist bereits das vierte Album des Musikers, der nicht zuletzt seiner bunten, auffälligen Bühnenkostüme wegen bekannt ist. Wie schon auf den früheren Platten zeigt Cesar auch hier seine enorme Vielseitigkeit. Jazzige Balladen stehen neben mitreissenden Forro-Ryhthmen, aufwendige Streicherarrangements neben Stücken, die sehr reduziert daherkommen. Wo sich in einem Song asiatische Geigen einschleichen, kommt "4h15 ou 10 P/3" mit einem Dudelsack daher. Im Vergleich zum letzten Werk "Beleza Mano", wo César auch mit brasilianischen Rappern arbeitet, klingt das neue Album etwas weniger modernistisch, fast schon klassisch-reif.

Letzte Änderungen: 28.12.2001
Produziert von
Peter Pötsch