34
Chico Cesar
Mama Mundi
[Universal
Jazz]
35
Cascabulho
Hunger Gives
You Headache
[Piranha/EfA]
[tb]
Zweimal brasilianische Musik der Extraklasse. Während Chico
Cesar als einer der jüngeren Brasil-Stars bekannt sein dürfte,
sind Cascabulho noch relativ unbeschriebene Blätter. Was sich
allerdings mit dieser feinen Produktion aus dem Hause piranha ändern
sollte. Die aus Recife im brasilianischen Norden, in der Region
Pernambuco, stammende junge Band versteht sich als ein Teil der
Mangue Beat Bewegung, einer engagierten,politischen Jugendbewegung,
die zwischen den brasilianischen Traditionen und modernen Einflüssen
aus Rock und Rap crossovert. Wobei die Band um den ausdrucksstarken
Sänger Silvério Pessoa eine ziemlich Vielseitigkeit
an den Tag legt. Regelrechte Percussionsrhythmus-Feuerwerke wechseln
sich dabei mit wunderschönen, mitreissenden Akkordeonsongs
ab, wo ein Track wie "A mulher de Mané Amaro" mit
harten Gitarren und gerapptem Gesang aufwartet, klingen andere Stücke
wie "Paui de Quirí" in ihrer schlichten Instrumentierung
sehr archaisch. Gewidmet ist das Album übrigens dem revolutionären
Komponisten Jackson do Pandeiro, dessen musikalische Experimente
in den 50er Jahren den Nordosten Brasiliens ins (musikalische) Bewusstsein
der Brasilianer gebracht hat.
Der heute 36jährige
Chico César zählt schon seit einigen Jahren mit zu den
neuen Grössen der brasilianischen Popszene. Bekannte KollegInnen
wie Daniela Mercury, Maria Bethania oder Elba Ramalhoes haben Césars
Kompositonen in ihrem Repertoire. Daniela Mercurys Hit "A primeira
vista" (auf "Feijão com arroz") stammt zum
Beispiel aus der Feder des sympathischen, kleinen Musikers. Wie
Cascabulho kommt auch Chico César aus dem brasilianischen
Nordostern, allerdings aus dem Budnesstaat Paraíba. Schon
als Achtjähriger arbeitete er in einem Plattenladen, wie er
im Interview erzählt. Manchmal, wenn der Besitzer nicht da
war, hat er ihm die Schlüssel gegeben, wobei Chico dann auch
noch auf die verrückte Schwester des Ladenbesitzers aufpassen
musste. Mit fängt er an für Tageszeitungen zu schreiben,
später studiert er Journalismus. mit 14 anfing für Tageszeitungen
zu schreiben und später Journalismus. Ab 1991 wechselt er ins
Profimsuiker-Lager. Nachdem der exzentrische Musiker mit den wilden
Bühnenkostümen zuerst in alternativen Zirkeln goutiert
wird, wird Mitte der Neunziger seine Single "Mama Africa"
in Brasilien ein Hit und etabliert den Musiker in der 1. Liga. "Mama
Mundi" ist bereits das vierte Album des Musikers, der nicht
zuletzt seiner bunten, auffälligen Bühnenkostüme
wegen bekannt ist. Wie schon auf den früheren Platten zeigt
Cesar auch hier seine enorme Vielseitigkeit. Jazzige Balladen stehen
neben mitreissenden Forro-Ryhthmen, aufwendige Streicherarrangements
neben Stücken, die sehr reduziert daherkommen. Wo sich in einem
Song asiatische Geigen einschleichen, kommt "4h15 ou 10 P/3"
mit einem Dudelsack daher. Im Vergleich zum letzten Werk "Beleza
Mano", wo César auch mit brasilianischen Rappern arbeitet,
klingt das neue Album etwas weniger modernistisch, fast schon klassisch-reif.
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