Nr. 12 / Juli 2000

















Gästebuch


47

Elliott Smith

Figure 8

[Dreamworks/Motor]

[mz] Seine beiden Alben "Either/or" und "XO" gehörten zu den Platten des Jahres 1998: Zwei Alben, die mit einiger Verspätung auch in Deutschland auf offene Ohren stießen und den Melancholiker aus Portland, Oregon, der so schön Beatles-Harmonik mit Singer/Songwritertum in Einklang zu bringen versteht, mit Kultstatus versahen. "XO" war gleichzeitig sein Industriedebüt (für Dreamworks) und bescherte Smith, der mit seinem Beitrag zum Film "Good will hunting" gar für den Academy Awards nominiert wurde, einen größeren Bekanntheitsgrad. Zu recht! Denn wer außer Smith versteht es derart ungekünstelt und unspektakulär resignative Zeilen wie "it´s always been wait and see / a happy day and then you pay / and feel like shit the morning after" (aus "Say yes" von "Either/or") mit einem Popverständnis zu verknüpfen, das Folk vom "White Album" der Beatles ableitet.

Nicht ohne Grund verehren die Franzosen den Amerikaner, der bereits im Alter von 14 Jahren seine ersten Songs komponiert haben soll. Nur folgerichtig also, dass Teile seines fünften Soloalbums "Figure 8" in Paris entstanden sind, wo Smith während einiger Monate in der Nähe der Place Pigalle wohnte. Eigentlich hätte das Album auch "Place Pigalle" heißen sollen, nachdem aber ein englischer Journalist bereits im Vorfeld das Album unter dem Namen "Place de Gaulle" ankündigte, und Missverständnis sich auf Missverständnis türmte, entschied sich Smith das Album letztlich "Figure 8" zu nennen.

"Figure 8" gibt sich einmal mehr traumwandlerisch, ruhig und getragen: Elliott Smiths´ angenehm unaufdringliche Stimme, akustische und gelegentliche elektrifizierte Gitarrenfiguren sowie dezente Streicher und Pianountermalungen bilden das Grundgerüst für Songs, die melancholisch und entspannt zugleich das Zeug zu Klassikern haben.

Dabei verströmt "Figure 8", trotz des seit "Either / Or" beträchtlich angewachsenen Instrumentariums, der mitunter üppigen Arrangements, noch immer den Charme intimer homerecordings. Stücke wie das semi-akustische "Everything reminds me of her" oder "I better be quiet now" klingen noch immer so unmittelbar, wie man sich das nur wünschen kann. Zu großen poppigen Höhen schwingen sich dagegen: "Son of Sam", "Junk Bond Trade" oder "Happiness". Ein Album, das sich beinahe nahtlos an die beiden phantastischen Vorgängeralben anschließt. Schön!

Letzte Änderungen: 28.12.2001
Produziert von
Peter Pötsch