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Elliott Smith
Figure 8
[Dreamworks/Motor]
[mz]
Seine beiden Alben "Either/or" und "XO" gehörten
zu den Platten des Jahres 1998: Zwei Alben, die mit einiger Verspätung
auch in Deutschland auf offene Ohren stießen und den Melancholiker
aus Portland, Oregon, der so schön Beatles-Harmonik mit Singer/Songwritertum
in Einklang zu bringen versteht, mit Kultstatus versahen. "XO"
war gleichzeitig sein Industriedebüt (für Dreamworks)
und bescherte Smith, der mit seinem Beitrag zum Film "Good
will hunting" gar für den Academy Awards nominiert wurde,
einen größeren Bekanntheitsgrad. Zu recht! Denn wer außer
Smith versteht es derart ungekünstelt und unspektakulär
resignative Zeilen wie "it´s always been wait and see
/ a happy day and then you pay / and feel like shit the morning
after" (aus "Say yes" von "Either/or")
mit einem Popverständnis zu verknüpfen, das Folk vom "White
Album" der Beatles ableitet.
Nicht ohne
Grund verehren die Franzosen den Amerikaner, der bereits im Alter
von 14 Jahren seine ersten Songs komponiert haben soll. Nur folgerichtig
also, dass Teile seines fünften Soloalbums "Figure 8"
in Paris entstanden sind, wo Smith während einiger Monate in
der Nähe der Place Pigalle wohnte. Eigentlich hätte das
Album auch "Place Pigalle" heißen sollen, nachdem
aber ein englischer Journalist bereits im Vorfeld das Album unter
dem Namen "Place de Gaulle" ankündigte, und Missverständnis
sich auf Missverständnis türmte, entschied sich Smith
das Album letztlich "Figure 8" zu nennen.
"Figure
8" gibt sich einmal mehr traumwandlerisch, ruhig und getragen:
Elliott Smiths´ angenehm unaufdringliche Stimme, akustische
und gelegentliche elektrifizierte Gitarrenfiguren sowie dezente
Streicher und Pianountermalungen bilden das Grundgerüst für
Songs, die melancholisch und entspannt zugleich das Zeug zu Klassikern
haben.
Dabei verströmt
"Figure 8", trotz des seit "Either / Or" beträchtlich
angewachsenen Instrumentariums, der mitunter üppigen Arrangements,
noch immer den Charme intimer homerecordings. Stücke wie das
semi-akustische "Everything reminds me of her" oder "I
better be quiet now" klingen noch immer so unmittelbar, wie
man sich das nur wünschen kann. Zu großen poppigen Höhen
schwingen sich dagegen: "Son of Sam", "Junk Bond
Trade" oder "Happiness". Ein Album, das sich beinahe
nahtlos an die beiden phantastischen Vorgängeralben anschließt.
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