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Noël Akchoté
Rien
[Winter&Winter/Edel]
[fs] Die erotisierenden
Abbilder, als hübsche Dreingabe zu "Lust Corner"
und nun zu "Rien", sind sicher nicht das einzig Faszinierende
an Noël, eher ihre musikalische Ergänzungsfähigkeit.
War "Lust Corner" im Verbund mit Marc Ribot und Eugene
Chadbourne noch stark gitarrenlastig, löst sich hier diese
Fixierung zugunsten einer kontrastreichen Konturzeichnung auf, für
die die technische Ergänzungen durch Sampler, Turntable und
Computer das bewegliche Subjektil stellen. Hierauf kann man zeichnen,
die ganze Kraft des Ich schleudern, es absorbieren und transformieren.
Eigentlich ist gar nicht so sicher, wer wen bearbeitet, geschweige
denn, was dann übrigbleibt. Eine wogende Synthese mit fast
unmerklich wechselnden analog-digitalen Akzentuierungen, oder eine
intime Lichtung, auf der sich Reizung und Gegenzeizung gegenseitig
die Bälle zuspielen? Alle Gestalten, die auftauchen, werden
von der einen wie anderen Seite bearbeitet und verlieren ihr Gleichgewicht,
versinken zwischenzeitlich mit "Parle" in einem zarten
Plätschern, und dann regnet es plötzlich nach oben. Der
Eindruck scheint in Japan immerhin üblich zu sein, wofür
Stockhausen mit "Japan - Für kommende Zeiten" wohl
den prominentesten Beweis liefert.
Aber das Territorialbedürfnis
setzt sich dann doch gegen diesen Instanzenstreit durch und dirigiert
die Akkustik der Gitarre ("Pousse") mit freundlicher Unterstützung
zum Ende. C´est ça. |