05
Patrice
Ancient Spirit
[Yo Mama/Zomba]
[mh]
Es ist schon ein paar Jahre her, da stand im Vorprogramm von Max
Romeo in der Roten Fabrik in Zürich ein etwas unsicherer junger
Mann auf der Bühne, der sich Patrice nannte. Genauergesagt
stand er vor einem Vorhang, am vorderen Bühnenrand. Er war
vielleicht 18 Jahre alt, hatte eine Gitarre umhängen und präsentierte
eine Art Roots-Folk, den man in so einer Direktheit seit Bob Marley
nicht mehr gehört hatte. Und dass wir uns hier richtig verstehen,
Patrice ist natürlich NICHT der neue Marley, so einfach ist
das nicht. Mit Hippietum, teutonischem Rastamist oder ähnlichen
Verirrungen, mit denen man (dem armen) Marley hierzulande Gewalt
antut, hat Patrice nichts zu schaffen.
Dieses Frühjahr
steht Patrice erneut auf der Bühne und präsentiert seinen
ersten Longplayer "Ancient Spirtit", unterstützt
von einer fantastischen Riddim Section. Fest verwurzelt im "Ancient
Spirit" seiner Roots-Mentoren, versucht er, ein tragfähiges
Konzept für eine Form von Reggae zu schaffen, das sich nicht
als stumpfe Jamaika-Kopie in von dort importierten Themen verfängt.
Ausgehend von seiner speziellen Sprecherposition (schwarz, in Deutschland
lebend, Sohn eines inzwischen verstorbenen Oppositionellen aus Sierra
Leone) versucht Patrice, eine universelle Musik zu schaffen, die
sich nicht einschränken lassen will, weder von nationalen,
noch religiösen oder geographischen Zufälligkeiten. In
seinem speziellen, aber gut verständlichen Patois singt (deejayed)
er über die Liebe, Jah, das Leben und bedenkt auch die "Queens"
mit einem Song. Natürlich läuft er ständig Gefahr,
durch seine Roots-"Parolen" (s.o. Direktheit) ins gar
zu platitüdenhafte abzuschmieren, aber letztendlich schafft
er es doch, die Kurve zu kriegen und bekommt dadurch den doppelten
Bonus. Man muss als Zuhörer/-schauer diese Spannung aushalten
können, nur so hat man Spaß an und mit Patrice.
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