Nr. 12 / Juli 2000

















Gästebuch


05

Patrice

Ancient Spirit

[Yo Mama/Zomba]

[mh] Es ist schon ein paar Jahre her, da stand im Vorprogramm von Max Romeo in der Roten Fabrik in Zürich ein etwas unsicherer junger Mann auf der Bühne, der sich Patrice nannte. Genauergesagt stand er vor einem Vorhang, am vorderen Bühnenrand. Er war vielleicht 18 Jahre alt, hatte eine Gitarre umhängen und präsentierte eine Art Roots-Folk, den man in so einer Direktheit seit Bob Marley nicht mehr gehört hatte. Und dass wir uns hier richtig verstehen, Patrice ist natürlich NICHT der neue Marley, so einfach ist das nicht. Mit Hippietum, teutonischem Rastamist oder ähnlichen Verirrungen, mit denen man (dem armen) Marley hierzulande Gewalt antut, hat Patrice nichts zu schaffen.

Dieses Frühjahr steht Patrice erneut auf der Bühne und präsentiert seinen ersten Longplayer "Ancient Spirtit", unterstützt von einer fantastischen Riddim Section. Fest verwurzelt im "Ancient Spirit" seiner Roots-Mentoren, versucht er, ein tragfähiges Konzept für eine Form von Reggae zu schaffen, das sich nicht als stumpfe Jamaika-Kopie in von dort importierten Themen verfängt. Ausgehend von seiner speziellen Sprecherposition (schwarz, in Deutschland lebend, Sohn eines inzwischen verstorbenen Oppositionellen aus Sierra Leone) versucht Patrice, eine universelle Musik zu schaffen, die sich nicht einschränken lassen will, weder von nationalen, noch religiösen oder geographischen Zufälligkeiten. In seinem speziellen, aber gut verständlichen Patois singt (deejayed) er über die Liebe, Jah, das Leben und bedenkt auch die "Queens" mit einem Song. Natürlich läuft er ständig Gefahr, durch seine Roots-"Parolen" (s.o. Direktheit) ins gar zu platitüdenhafte abzuschmieren, aber letztendlich schafft er es doch, die Kurve zu kriegen und bekommt dadurch den doppelten Bonus. Man muss als Zuhörer/-schauer diese Spannung aushalten können, nur so hat man Spaß an und mit Patrice.

Letzte Änderungen: 28.12.2001
Produziert von
Peter Pötsch