Nr. 12 / Juli 2000

















Gästebuch


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Sensurround Orchestra:

Meltown Of Control

[Mort Aux Vaches/Staalplaat]

[fs] Auch wenn man sich bemüht, den Sprühfunkenradius eines Düsentriebwerks, diese geballte Kraft molekularer Klang- und Duftzerstäubung, in die Vorstellung zu zerren, ist das wie eine hyperbolische Fläche auf die Ebene abbilden: Ein denkbar undankbares Unterfangen, zwei qualitativ so unterschiedliche Dimensionen, Wahrnehmung und Vorstellung, zusammenzuzwingen. Wäre da nicht dieser schon oftmals gepriesene "Meltdown Of Control"-Abend, der im kollektiven Auftritt von Akita/Karkowski/Autrement D´Être/AUBE/Toeplitz faktisch jeglichen Grenzbegriff ad absurdum führte. Ähnliches muß sich dann wohl auch at "Japan Foundation Hall" (Tokyo) und bei John Peels "meltdown 98"-festival (London) abgespielt haben, wenn alle drei Abende hier zu einer knappen Stunde Geräuschelegie zusammenschmelzen, einer pulsierende Klangmasse, die nirgendwo mehr anstößt, was sollte ihr dann noch Widerstand leisten. Der Raum? Den haben die Geräuschtrajektile doch schon völlig durchlöchert. Die Cortischen Bögen? Die wurden trotz reger TEMPO-Dekonstruktionen regelrecht zerkieselt und rhythmisch überschwemmt. Und dann passiert vielleicht das Hübscheste. Auf den letzten 10 Metern implodiert dies zerfurchte Gebirge und preßt unter den nervösen Fingerübungen von Edwin Van Der Heide (Sensorband) ein gewittriges Wellblechband heraus, das nach breiten Tonhöhenschwankungen mit einem zarten weißlichen Frequenzrauschen zerfließt. It melts down, sic!

Letzte Änderungen: 28.12.2001
Produziert von
Peter Pötsch