Nr. 12 / Juli 2000

















Gästebuch


20

Turner

Disappearing Brother

21

Various Artists

KOOK-Variationen

[beide: Ladomat/Zomba]

[tb] Den Überraschungseffekt hat der junge Musikproduzent Turner alias Paul Kominek nun nicht mehr auf seiner Seite, wie vor zwei Jahren als dieses knuddelige House-Pop-Album "Lukin Orgel" mich voll auf dem falschen Fuss erwischt hatte, und sehr begeisterte. Die Erwartungen an den Nachfolger sind entsprechend hoch und Turner dämpft das erst auch einmal mit dem ruhigen, ambientartigen Track "Sweet Love", der einen nur mühsam ins Album zieht und einzuschläfern droht. Doch schon der zweite Track, der Titelsong mit seinem pumpenden Beat und der mantraähnlichen Melodie macht dann zum Glück deutlich, dass wir uns auf dem Holzweg befinden. Die Frickeligkeit, die Hippeligkeit des Erstlings ist nicht mehr da; Turner klingt jetzt ziemlich abgeklärt und cool, wobei die Tracks sehr angenehm grooven und mit zunehmendem Hören ein lustiges Eigenleben entwickeln. Turner setzt nun gar die eigene Stimme ein, gelegentlich mit Vocoder verfremdet, bei "Been Out" singt er sogar richtig. Wo "Lord Stripper" mit HipHop spielt, kommt die "Transiermaschine" etwas rauher daher und sollte im Remix gar auch die Elektro-Rock-Fraktion begeistern.

Auch auf dem Tocotronic-Remix-Album ist Turner mit einem Track vertreten, hat er sich doch ebenso wie die Phoneheads "Das Geschenk" vorgenommen. In meist abenteuerlichen Neubearbeitungen, die die Originale nur selten sofort erkennbar werden lassen, haben sich verschiedene Menschen aus dem internationalen Electronic-Zirkel einiger Toco-Songs angenommen. Sehr schön und als Single ausgekoppelt wird zum Beispiel die Neufassung des alten Hits "Freiburg", an dem sich der Münchner Martin "Console" Gretschmann rangemacht hat. Eigen wie immer kommt das Rosenheimer Duo Funkstörung ("Morgen wird wie heute sein") daher, glamourös die Dandy-Elektriker Dakar & Grinser. Während Fever "Let There Be Rock" geradezu niedermetzelt, laden Fischmob und Erobique den "Jackpot" pompös auf. Ein echtes Highlight ist Tocotronics eigener Remix von "Tag ohne Schatten", an dem sich anscheinend, so das Info, Drummer Arne Zank abgearbeitet hat. Schöne Platte mit Remixen der für mich immer noch besten deutschsprachigen Band.

Letzte Änderungen: 28.12.2001
Produziert von
Peter Pötsch