20
Turner
Disappearing
Brother
21
Various Artists
KOOK-Variationen
[beide: Ladomat/Zomba]
[tb]
Den Überraschungseffekt hat der junge Musikproduzent Turner
alias Paul Kominek nun nicht mehr auf seiner Seite, wie vor zwei
Jahren als dieses knuddelige House-Pop-Album "Lukin Orgel"
mich voll auf dem falschen Fuss erwischt hatte, und sehr begeisterte.
Die Erwartungen an den Nachfolger sind entsprechend hoch und Turner
dämpft das erst auch einmal mit dem ruhigen, ambientartigen
Track "Sweet Love", der einen nur mühsam ins Album
zieht und einzuschläfern droht. Doch schon der zweite Track,
der Titelsong mit seinem pumpenden Beat und der mantraähnlichen
Melodie macht dann zum Glück deutlich, dass wir uns auf dem
Holzweg befinden. Die Frickeligkeit, die Hippeligkeit des Erstlings
ist nicht mehr da; Turner klingt jetzt ziemlich abgeklärt und
cool, wobei die Tracks sehr angenehm grooven und mit zunehmendem
Hören ein lustiges Eigenleben entwickeln. Turner setzt nun
gar die eigene Stimme ein, gelegentlich mit Vocoder verfremdet,
bei "Been Out" singt er sogar richtig. Wo "Lord Stripper"
mit HipHop spielt, kommt die "Transiermaschine" etwas
rauher daher und sollte im Remix gar auch die Elektro-Rock-Fraktion
begeistern.
Auch auf dem
Tocotronic-Remix-Album ist Turner mit einem Track vertreten, hat
er sich doch ebenso wie die Phoneheads "Das Geschenk"
vorgenommen. In meist abenteuerlichen Neubearbeitungen, die die
Originale nur selten sofort erkennbar werden lassen, haben sich
verschiedene Menschen aus dem internationalen Electronic-Zirkel
einiger Toco-Songs angenommen. Sehr schön und als Single ausgekoppelt
wird zum Beispiel die Neufassung des alten Hits "Freiburg",
an dem sich der Münchner Martin "Console" Gretschmann
rangemacht hat. Eigen wie immer kommt das Rosenheimer Duo Funkstörung
("Morgen wird wie heute sein") daher, glamourös die
Dandy-Elektriker Dakar & Grinser. Während Fever "Let
There Be Rock" geradezu niedermetzelt, laden Fischmob und Erobique
den "Jackpot" pompös auf. Ein echtes Highlight ist
Tocotronics eigener Remix von "Tag ohne Schatten", an
dem sich anscheinend, so das Info, Drummer Arne Zank abgearbeitet
hat. Schöne Platte mit Remixen der für mich immer noch
besten deutschsprachigen Band. |