Nr. 12 / Juli 2000

















Gästebuch


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Various Artists

A murder in company of the verspertine

[Vespertine/Cargo]

[mz] Traurige Nachrichten aus dem Hause "Vespertine": Unsere liebstes Label aus Salford / Manchester ist nicht mehr. Die Instrumental-Compilation "A murder in company of the vespertine" ist die letzte Veröffentlichung von Labelchef Richard O´Brien.

Erinnern wir uns (vgl. auch LEESON Nr.10) an die resignative Eleganz von Roger Quigley, an die musikalischen Kleinode von Mark Tranmer alias "Gnac", die Pop-Meisterschaft der "Bitter Springs" und nicht zuletzt an die "Montgolfier Brothers", das Projekt, das Quigley und Tranmer auf "Seventeen Stars" kongenial zusammenführte.

"A murder in company of the vespertine" schenkt uns einmal mehr außergewöhnliche musikalische Momente. Wer immer bislang die Augen, respektive Ohren vor "Vespertine" verschlossen hat, erhält hier noch einmal die Möglichkeit einen Einstieg zu wagen. Die Murder-Compilation [vespertine thirteen] spannt den Bogen von England über Frankreich, Spanien bis nach Amerika. Mit dabei sind: I´m sore, Oneironaut, M-Tec, Dakota Suite, Dynamite Cigar Company, Bear, Mus, Bola, Lazarus Clamp, Lazerboy, Air Wave (vom befreundeten Acetone-Label), Muma Sounds, Cavil und Quigley. 21 Tracks, allesamt instrumentale Kleinode, die sich ihren Weg zwischen Ambient, Soundtrack-Versatzstücken und unterkühlten, elektronischen Flächen bahnen.

Manche Stücke geraten dabei fast gänzlich beatlos, andere geben sich so zerfräst, experimentierfreudig und zerhackt wie aus den Laboratorien von Autechre.

Höhepunkte dieses phantastischen Albums sind M-Tec mit "echo8" und "cilek", Dakota Suite mit "adam", Lazarus Clamp mit "pebbles and bubbles" und Bear mit "buckley" geglückt.

Bei "adam" von Dakota Suite zerreißt ein wehmütiges Saxophon die musikalische Melancholie, "buckley" von Bear ist eine Gitarrensinfonie, die auf eine Art Zithermotiv à la "The Third Man" trifft, "pebbles and bubbles" ist eine Verbeugung vor Kubrick & Co, während die phantastischen M-Tec aus den USA reduzierteste Elektronik und Beats zu einem höchst atmosphärischen Klangteppich weben.

Air Wave aus Frankreich stellen kindlich verspielt fest "que vous avez de grandes dents", Cavil ist in der "library with the candlestick" und Quigley kehrt im letzten Stück dieses Albums noch einmal zum Ort des Verbrechens zurück.

"A murder in company of the vespertine" verdeutlicht einmal mehr die Besonderheit von "Vespertine", einem Label, das sich im Pop ebenso zuhause fühlte wie in der zeitgenössischen elektronischen Musik. "Vespertine (1995-2000) is no more. LEESON trauert!

Beileidsbekundungen gehen an: vespertine@dial.pipex.com. Web-Side: http://dspace.dial.pipex.com/vespertine.

P.S. Die Geschichte der "Montgolfier Brothers" und "Gnac" wird im Herbst auf Alan McGees neuem "Poptones"-Label weitergeschrieben, Teile der "Bitter Springs" arbeiten mit Teilen von "Hefner" zusammen. There´s a light at the end of the tunnel...

Letzte Änderungen: 28.12.2001
Produziert von
Peter Pötsch