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Various Artists
A murder in
company of the verspertine
[Vespertine/Cargo]
[mz]
Traurige Nachrichten aus dem Hause "Vespertine": Unsere
liebstes Label aus Salford / Manchester ist nicht mehr. Die Instrumental-Compilation
"A murder in company of the vespertine" ist die letzte
Veröffentlichung von Labelchef Richard O´Brien.
Erinnern wir
uns (vgl. auch LEESON Nr.10)
an die resignative Eleganz von Roger Quigley, an die musikalischen
Kleinode von Mark Tranmer alias "Gnac", die Pop-Meisterschaft
der "Bitter Springs" und nicht zuletzt an die "Montgolfier
Brothers", das Projekt, das Quigley und Tranmer auf "Seventeen
Stars" kongenial zusammenführte.
"A murder
in company of the vespertine" schenkt uns einmal mehr außergewöhnliche
musikalische Momente. Wer immer bislang die Augen, respektive Ohren
vor "Vespertine" verschlossen hat, erhält hier noch
einmal die Möglichkeit einen Einstieg zu wagen. Die Murder-Compilation
[vespertine thirteen] spannt den Bogen von England über Frankreich,
Spanien bis nach Amerika. Mit dabei sind: I´m sore, Oneironaut,
M-Tec, Dakota Suite, Dynamite Cigar Company, Bear, Mus, Bola, Lazarus
Clamp, Lazerboy, Air Wave (vom befreundeten Acetone-Label), Muma
Sounds, Cavil und Quigley. 21 Tracks, allesamt instrumentale Kleinode,
die sich ihren Weg zwischen Ambient, Soundtrack-Versatzstücken
und unterkühlten, elektronischen Flächen bahnen.
Manche Stücke
geraten dabei fast gänzlich beatlos, andere geben sich so zerfräst,
experimentierfreudig und zerhackt wie aus den Laboratorien von Autechre.
Höhepunkte
dieses phantastischen Albums sind M-Tec mit "echo8" und
"cilek", Dakota Suite mit "adam", Lazarus Clamp
mit "pebbles and bubbles" und Bear mit "buckley"
geglückt.
Bei "adam"
von Dakota Suite zerreißt ein wehmütiges Saxophon die
musikalische Melancholie, "buckley" von Bear ist eine
Gitarrensinfonie, die auf eine Art Zithermotiv à la "The
Third Man" trifft, "pebbles and bubbles" ist eine
Verbeugung vor Kubrick & Co, während die phantastischen
M-Tec aus den USA reduzierteste Elektronik und Beats zu einem höchst
atmosphärischen Klangteppich weben.
Air Wave aus
Frankreich stellen kindlich verspielt fest "que vous avez de
grandes dents", Cavil ist in der "library with the candlestick"
und Quigley kehrt im letzten Stück dieses Albums noch einmal
zum Ort des Verbrechens zurück.
"A murder
in company of the vespertine" verdeutlicht einmal mehr die
Besonderheit von "Vespertine", einem Label, das sich im
Pop ebenso zuhause fühlte wie in der zeitgenössischen
elektronischen Musik. "Vespertine (1995-2000) is no more. LEESON
trauert!
Beileidsbekundungen
gehen an: vespertine@dial.pipex.com. Web-Side: http://dspace.dial.pipex.com/vespertine.
P.S. Die Geschichte
der "Montgolfier Brothers" und "Gnac" wird im
Herbst auf Alan McGees neuem "Poptones"-Label weitergeschrieben,
Teile der "Bitter Springs" arbeiten mit Teilen von "Hefner"
zusammen. There´s a light at the end of the tunnel... |