Nr. 4 / April 1996

















Gästebuch


CD-ROM-Rezensionen

Was haben die Residents, Stones und die Lindenstraße gemeinsam?

 

Die Lindenstraße

Die CD-ROM zur Fernsehserie
[TV Spielfilm, DM 49]

[tb] Allen, denen "Das amtliche Lindenstraßenbuch" (siehe LEESON 2) nicht gut genug ist, sei diese CD-ROM ans Herz gelegt. Was wir im Buch schmerzlich vermissten - eine Aufstellung aller bisher erschienenen 500 Folgen inklusive kurzer Inhaltsangaben - finden wir hier: Unter der Rubrik "Zeitraffer" läßt sich jede einzelne Folge, mit einem kleinen Szenenfoto, abrufen. Das "Who`s Who" porträtiert jede einzelne Serienfigur inklusive der individuellen "Hochs und Tiefs" sowie "Klatsch und Tratsch" im Originalton (sofern man eine Soundcard im PC hat). Unter der Rubrik "Die Straße" spazieren wir durch die einzelnen Wohnungen, im "Familienalbum" gibt es alte Fotos zu sehen. Bei "Und sonst" finden wir alle bisher erschienenen wissenschaftlichen Arbeiten (leider nur die Titel und keine Auszüge - hätte man ja auch machen können, oder?), Pressereaktionen (auch leider sehr spärlich), die Adressen der Fanclubs und einige ausgewählte Zuschauerzuschriften. Letztere reichen von üblen Beschimpfungen und Faschogebrabbel bis hin zu Liebeserklärungen (an "Beimer", Klausis einstigen Hund) und amüsanten Anmerkungen. Wie es sich für einen multimedialen Datenträger gehört, gibt es zudem bei den "Spotlights" Ausschnitte einiger Spielszenen zu sehen. Die Rubriken "Macht", "Leidenschaft", "Rache" oder "Verzweiflung" lassen hier noch einmal einige Essentials aus den ersten 500 Folgen unserer Lieblingsserie Revue passieren.

Ein schlechter Tag

(hu) Dixie wollte ja nur Sängerin werden. Aber nach der Heirat mit Ike hat sie plötzlich einen Vergnügungspark, eine Kirmes mit Achterbahn, Schießbuden und Geisterbahn, geleitet. Jahrelang krebsten sie am Existenzminimum. Und jetzt liegt der Ehemann im Koma, ein Erpresser belästigt sie und der Steuerfahnder verfolgt sie erbarmungslos. Es ist ein Tag der miesen Sorte.

Dixie ist eine von 12 Charakteren, die auf der neuen CD-ROM der Kultgruppe Residents ums Überleben kämpfen. In der Zeit von 12 Uhr Mittag bis Mitternacht kann der Computerspieler, falls man den Titel überhaupt als Spiel bezeichnen kann, unentwegt die Identität wechseln. Er schlüpft in die Rolle von Dixie, und sobald sie den kleinen Jungen Timmy trifft sieht man die Welt aus der Sicht des Kleinen. Ziel ist es, nicht im Dschungel der Kirmes umzukommen, nicht zur falschen Zeit in der falschen Figur zu stecken und das Zeitliche zu segnen. Eine knifflige Angelegenheit, ist doch die Einstellung der Charaktere zueinander äußerst wechselhaft.

Musik und Idee stammen von den Residents. Die Hintergrundslandschaften und manche der Charaktere hat Jim Ludtke gezeichnet, der ja bereits für die "Freakshow" und "Gingerbread Man" federführend war. Aber neben Jim sind noch 13 weitere Künstler engagiert. Jamie Hewlitt beispielsweise, durch die Comic-Serie "Tank Girl" gegenwärtig in aller Munde. Oder der durch den Comicroman "Sandman" und die Serie "Mr. Punch" bekannte Zeichner David McKeon. Mit den Zugaben anderer Zeichner haben die Residents ein Kunstwerk aus Musik, Grafik und Computeranimation geschaffen, das bei genauerer Betrachtung ein kleines Sammelsurium aktueller Comic-Kunst enthält. So düster und depressiv die Story auch ausfällt - "Bad day on the midway" ist ein Comic-Roman, der als Zeitdokument Bestand haben wird.

Residents:
Bad day on the midway
CD-ROM für Mac und Win
Hersteller: Inscape/Warner Interactive Entertainment
Preis: 94,95 Mark

Rollende Steine

(hu) Der Fankreis der Rockopas "Rolling Stones" wächst stetig, auch jüngere Computer-Freunde gesellen sich zu den über 40jährigen Fans. Auch ihre CD-ROM wird also Beachtung finden. In den zwei Stockwerken der virtuellen Stones-Welt tobt eine Party mit allerlei hübschen und ausgeflippten Menschen. In den Räumen öffnen sich Video-Bildschirme - Fans sehen Konzertausschnitte, Portraits und Interviews. Auf den Gängen oder der Veranda finden dann ein paar Jams statt oder die vier Stones witzeln auf ihre Art. Aber was soll das? Anständig ist, daß sie ihre musikalischen Wurzeln verdeutlichen und so den zu Lebzeiten meist vergessenen Blues- und Rhythm’n-Blues-Größen eine ganze Galerie in der VIP-Lounge widmen. Ihre CD erinnert an die eines Prince oder Bob Dylan, wenn auch bei Dylan mehr persönliche und biographische Informationen zu finden sind.

Rolling Stones: Voodoo Lounge
Virgin Interactive
Mac/Win

Letzte Änderungen: 28.12.2001
Produziert von
Peter Pötsch