Nr. 6 / Juli 1997

















Gästebuch


Bart Hopkin

Gravikords, Whirlies & Pyrophones: Experimental Musical

Instruments (Ellipsis Arts) Uakti

Trilobyte

(Point)

[lind] GWP führt ein in eine Wunderwelt überschäumender Kreativität (der Haßbegriff der 70er und 80er Jahre - vgl. Kreativkurse - scheint hier tatsächlich mal seine Berechtigung zu haben), die sich nicht einengen läßt von den Erfordernissen einer vorgefundenen Hardware: ist es eine geschlossene Anstalt? You never know...Bart Hopkin, homebase San Francisco (wo sonst?), ist der Herausgeber eines Mini-Magazines, das nicht zufällig den Untertitel dieser Compilation trägt und auch Autor des schönen Buches im Package (die Qualität der Arbeit von Ellipsis wurde schon an anderer Stelle in diesem Hefts gelobt): Ein beeindruckend abseitiger Führer auch durch die Geistesgeschichte dieses Jahrhunderts, zwischen bedingungsloser Technik- und Fortschrittsgläubigkeit (Theremin, Autohupenorgel (!)) und offensiv vertretener Retour à la nature-Attitüde (Tonperkussion, singende Bäume, Bambusmusik). Im Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne bewegt sich auch die Ideologie und die hervorragende Musik der brasilianischen Band Uakti (gesprochen Wa-ki-tschi); eine Band, die, wenn es sie denn nicht schon gäbe, von Fanatics wie Hopkin erfunden werden müßte. Uakti ist übrigens eine indianische Gottheit, deren löchriger Körper am Ufer des Rio Negro zu finden war: wenn der Wind durch die Löcher pfiff erzeugte er eine unirdisch schöne Musik, so die Legende, die die Mädchen des Dorfes magisch anzog. Voller Haß und Mißgunst jagten die eifersüchtigen Männer Uakti, töteten ihn und begruben ihn im Wald: sofort wuchsen an der Stelle große Palmen, aus deren Holz die Indianer neue Instrumente fertigten, deren melodiöser, betörender und melancholischer Ton die Handschrift Uaktis trug... besser (und: schöner) kann man die tribalistische und doch avantgardistische, die distanzierte und doch sentimentale Musik Uaktis kaum beschreiben; die Klänge der aus natürlichen Stoffen wie Holz, Metall, Kautschuk usw. selbstgefertigten Instrumente atmen, erzeugen vibrierende Räume, die die klassisch erzogenen Musiker des in der brasilanischen Provinzhauptstadt Belo Horizonte beheimateten Quartetts mit ungeheuren Effektivität kontrollieren. eine neue schöne Veröffentlichung des Point-Labels von Philip Glass.

Letzte Änderungen: 28.12.2001
Produziert von
Peter Pötsch