Nr. 6 / Juli 1997

















Gästebuch


CAST

Mother Nature Calls

[Polydor]

Cover [mz] In England fallen Cast zusammen mit Ocean Colour Scene und einigen anderen Bands in die Sparte "Noelrock" (nach Noel Gallagher), worunter man eine bestimmte Form von Oasis-Retro-Rock fasst, die auch vor Led Zeppelin, Mod-Einflüssen, sowie im Falle von OCS gar vor Family-Referenzen nicht zurückschreckt. Im Gegensatz zu letztgenannten kommen Cast aber glücklicherweise aus Liverpool und lassen ihren Gitarren-Psychedelic-Mod-Pop im Mersey-Soundgewand erklingen. John Power spielte zudem zuvor bei Liverpools "legendary lost band", den LA’s, deren Songschreiber Lee Mavers seit seinem brillanten Debütalbum im Jahre 1991, an einem schöpferischen cafard übelster Sorte leiden muß. Power wurde das Warten auf ein Nachfolgewerk irgendwann zu lang, so daß er beschloß seine eigene Band zu gründen: Cast. Drei Jahre sind seit dem in England vielgelobten Erstlingswerk "All Change" vergangen und "Mother Nature Calls" überrascht mit einem psychedelischen Retro-Ideengewitter, das - jawohl einmal mehr - sich mit Beatles "Revolver"-Album messen möchte und sich im Unterschied zum Erstlingswerk von Lee Mavers LA’s-Pop befreien kann. Im außergewöhnlichen "Soul Tied" vermischt sich Powers verzerrter Gesang mit trockenem, knarzigen Schlagzeug, minimal monotonen Baßläufen und ekstatischen Gitarrenspuren. "Live the dream" läßt die Byrds, Terry Jacks und das Jahr 1967 neu erstehen und "I’m so lonely", sowie "Dance of the stars" (der fulminante Ausklang dieses Albums) geben sich als orchestrale, psychedelische Beatles-Pop-Hymnen. Lee Mavers wird sich, wenn er dieses Album hört, noch ein wenig tiefer in seinem Keller vergraben, aus Angst, einige der Songs seines Schülers John Power nicht überbieten zu können. Poor old Lee!

Letzte Änderungen: 28.12.2001
Produziert von
Peter Pötsch