CAST
Mother Nature Calls
[Polydor]
[mz] In England fallen Cast zusammen mit Ocean Colour
Scene und einigen anderen Bands in die Sparte "Noelrock" (nach Noel Gallagher),
worunter man eine bestimmte Form von Oasis-Retro-Rock fasst, die auch vor Led Zeppelin,
Mod-Einflüssen, sowie im Falle von OCS gar vor Family-Referenzen nicht zurückschreckt.
Im Gegensatz zu letztgenannten kommen Cast aber glücklicherweise aus Liverpool und lassen
ihren Gitarren-Psychedelic-Mod-Pop im Mersey-Soundgewand erklingen. John Power spielte
zudem zuvor bei Liverpools "legendary lost band", den LA’s, deren Songschreiber
Lee Mavers seit seinem brillanten Debütalbum im Jahre 1991, an einem schöpferischen
cafard übelster Sorte leiden muß. Power wurde das Warten auf ein Nachfolgewerk
irgendwann zu lang, so daß er beschloß seine eigene Band zu gründen: Cast. Drei Jahre
sind seit dem in England vielgelobten Erstlingswerk "All Change" vergangen und
"Mother Nature Calls" überrascht mit einem psychedelischen Retro-Ideengewitter,
das - jawohl einmal mehr - sich mit Beatles "Revolver"-Album messen möchte und
sich im Unterschied zum Erstlingswerk von Lee Mavers LA’s-Pop befreien kann. Im
außergewöhnlichen "Soul Tied" vermischt sich Powers verzerrter Gesang mit
trockenem, knarzigen Schlagzeug, minimal monotonen Baßläufen und ekstatischen
Gitarrenspuren. "Live the dream" läßt die Byrds, Terry Jacks und das Jahr 1967
neu erstehen und "I’m so lonely", sowie "Dance of the stars" (der
fulminante Ausklang dieses Albums) geben sich als orchestrale, psychedelische
Beatles-Pop-Hymnen. Lee Mavers wird sich, wenn er dieses Album hört, noch ein wenig
tiefer in seinem Keller vergraben, aus Angst, einige der Songs seines Schülers John Power
nicht überbieten zu können. Poor old Lee! |