Bill Laswell
City of light
[Sub Rosa/Semaphore]
[fs] Verblasste Mythen oder Beruhigung der Sinne? - Auf
eine Reise in fernöstliche Ritualszenarien begibt sich der bekannte Produzent und Musiker
Bill Laswell (Material, Blind Idiot God, Pain Killer) mit seinem neuen India-Projekt.
Minimalistische Klangfarben durchweben sich mit asiatischen Rhytmen und werden lediglich
durch eine prophetische Frauenstimme à la "Seething" (Six Comm) aufgebrochen,
oder erweitert. Erweiterung nicht allein durch Vokalität sondern auch durch eine
interessante Besetzung: Peter Christopherson (TG/PTV/Coil/Sickness Of Snakes) und John
Balance (Coil/Sickness Of Snakes). Hier verbinden sich quasi im Zentrum (Track 2/4)
Laswells verlorengegangene Dub-Krach-Gebilde mit alternder Coil-Ekstatik, um für eine 3/4
Stunde (oder auch länger, je nach individueller Konstitution) in einem steten Fluß
meditativer Entrückung zu zergehen. Die Differenz jedoch ist offensichtlich, von
"Ritual music for the accumulation of male sexual energy" (Coil, 1984) über
"for havens sake - enter me before I kill more - I cannot control myself" (Pain
Killer, 1991) zu "City of light", einer Shiva-Zelebration aus den Tiefen des
Opiumrausches: Bill Laswell und seine Agonen, versetzt in die rituellen Wirren des
12.Jahrhunderts, kommen langsam, aber hörbar zur Ruhe, auch und gerade wenn sie Tod und
Licht (Transzendenz & Befreiung) zelebrieren. Ein Muß für jeden blassen
Fluchtpunktkünstler, der, von der Klangstruktur umhüllt, sich ohne Anstrengung in eine
traditionsschwangere Epoche östlicher Zeremonik geleiten lassen möchte; doch die
Differenz!?! |