si-{cut}.db
behind you
diverse
the broken voice
(beide: The Sprawl/ suburbs of hell)
[lind] Diedrich Diederichsen meinte ja neulich in der SPEX,
daß in Zeiten, wo einen "der Künstler und sein selbst ... kaum mehr ein
Viertelstündchen" unterhalten könnten, man gelegentlich ganz gerne zu Compilations
griffe. Recht so! Allerdings scheint es zumindest im Bereich der elektronischen
Club-Musik, traditionell ein Reich der Singles, auch nur schnödes Kalkül der Record
Industry, widerständige Formen an gängige Vermarktungsstratregien anzudocken; was dann
dazu führt, daß man - wie in meinem Falle - eine unnötichen Track (Dreck?) wie Alex
Reece`s "Pulp Fiction" auf 3 verschiedenen Compis hat. Wir können auch anders:
Das zeigen u.a. die im jährlichen Turnus erscheinenden Zusammenstellungen der tollen
britischen Em:t-Serie oder der ganz hervorragende "Broken Voice"-Sammler,
veröffentlicht vom Team des Sprawl Clubs, angeblich eine der besseren Londoner
Clubnächte. Nun zitiert ja schon der Namen des Clubs auf charmant-ironische Weise die
üblichen Verrichtungen beim chillen (to sprawl = flach auf dem Boden liegen, sich
räkeln), einiges auf der CD ist allerdings von einer fiesen lowfi Biestigkeit und
definitiv zu funky für den chillout. Eigentlich `ne schöne Idee: your favorite club,
jetzt als CD...daß einem die Künstler auf dem Cover, außer unserm Mann, dem Scanner,
dessen Media-Piraterien neulich sogar CNN einen seltsam technologiefeindlichen Bericht
wert waren ("be careful what you say on the phone...it might end up as somebody`s
record!"), zunächst nicht bekannt vorkommen, tut der Qualität keinen Abbruch.
Verraten sei lediglich, daß unter komischen "Aliassen" sich Mitglieder von
Saint Etienne, Collin Newman/Malka Spiegel vom Swim-Label und natürlich die Clubmacher
selbst, die Ex-Berliner Musikfotografin Iris Garrelfs und der Brite Douglas Benford
verbergen. Der hat schon vorher - wiederum mit dem Scanner Robin Rimbaud als Spiritus
Rector - als si-{cut}.db ein dummes, kleines Ding von Drum&Bass herausgebracht, dessen
Pop-Appeal einfach herzerfrischend ist, ohne in eine unsmarte "Everything but the
Girl"-Attitüde zu verfallen. Hei, wie das zirpt und pluckert! Ich höre an manchen
Stellen sogar lateinamerikanische Rhythmen raus. Schuld war nur der Bossa Nova... |