TINDERSTICKS
Curtains
[Island/Mercury]
[mz] Vor jedem Liveauftritt, so erzählte Stuart Staples
erst kürzlich in einem Interview, lägen seine Nerven bloß, erst Unmengen von Alkohol
ermöglichten ihm den Gang hinaus auf die Bühne, ans Mikrophon. Staples hat auch mit
Erscheinen des dritten Studioalbums der Tindersticks live seine Nervosität noch nicht
hinter sich lassen können. Sei’s drum! Im Studio sieht das alles ganz anders aus. Die
Tindersticks, die sich aus den Überresten der nicht minder formidablen "Asphalt
Ribbons" aus Nottingham formierten, setzen mit "Curtains" ihre ganz eigene
Reise in melancholische Klangwelten fort. Sie sind dabei niemals affektiert oder
pathetisch. Selbst wenn ihre Lieder von Herzblut und Schmerz durchtränkt sind, dann hat
das zuallererst etwas mit Stil, weniger mit selbstgefälligem Pathos zu tun. Auch auf
"Curtains" prägen schwelgerische Streicherarrangements und die tiefe,
zärtliche Stimme von Stuart Staples das Gesamtbild. "We are artists/ We are
sensitive and important" heißt es in der "ballad of tindersticks".
Zwischen "Strangers-in-the-night"-Ausflügen, late night-Barjazz und kostbaren,
orchestralen Pop-Perlen finden sich auf "Curtains" immer wieder Brüche, sei es
das wunderbar schräge, schlicht "fast one" betitelte fünfte Stück dieses
Albums oder "buried bones", Staples Duett mit Ann Magnuson (Bongwater). Nichts
an den Tindersticks ist neu, und doch kann niemand diesen Meistern der melancholische
Ballade in ihrem Genre auch nur annähernd das Wasser reichen. Die Tindersticks sind
groß! Nick Cave schrumpft neben ihnen zu einem lächerlichen, pathosgeschwängerten,
abgeschmackten Ersatzdandy. |