Nr. 7 / November 1997

















Gästebuch


Alvaro

Drinkin my own sperm

[Hilde Schneider, Bahnhofstr. 14, 78462 Konstanz]

alvato.gif (27738 Byte)[tb] Ziemlich genau zwanzig Jahre nach der Erstveröffentlichung bringt Alvaro, der "Chilene mit der singenden Nase", seinen Klassiker erstmals auf CD heraus. Inzwischen 54jährig lebt Alvaro Peña-Rojas, nachdem er mehr als zwei Jahrzehnte lang in London und später Konstanz gelebt hat, wieder in Valparaiso/Chile. Wobei es den in der internationalen Undergrounszene geschätz-ten Musiker alle paar Monate nach Europa verschlägt, wo er zusammen mit deutschen Musikern hin und wieder live auftritt. Seine jüngsten Projekte waren Piano-Gesang-Programme mit südamerikanischen Schnulzen.

Aber Alvaro hat eine ziemlich bewegte Biografie, die hier wenigstens kurz angerissen werden soll. Einst, in den Siebzigern, nach der Ermordung des sozialistischen Präsidenten Allende aus Chile nach England geflohen, wird der ehemalige Werbetexter in London zum typischen Aussteiger. Er lebt in besetzten Häusern und gründet mit einem gewissen John "Woody" Mellor, der später unter seinem neuen Namen Joe Strummer die Clash gründen sollte, die Band 101ers. Alvaro fängt an Gedichte und Songs zu schreiben, bringt sich autodidaktisch das Klavierspielen bei und beginnt mit seiner nasalen, quäkenden Stimme an zu singen. "Drinkin my own sperm" ist Alvaros, damals in der internationalen Undergroundszene viel beachtete, in London für 700 Pfund aufgenommene Debüt-CD: ein spannender Soundbastard aus Post-Punk und minimalistischer, schräger südamerikanischer Folklore. Nach langer Zeit wiedergehört, haben Stücke wie eben jener Song mit dem provokanten Titel oder "Latino America" nichts von ihrer Kraft verloren. Wäre schön, wenn Alvaro auch die späteren Platten auf CD herausbringen könnte. Vielleicht findet sich ja ein interessiertes Label?

Letzte Änderungen: 28.12.2001
Produziert von
Peter Pötsch