Fink
Vogelbeobachtung im Winter
[XXS Records/Indigo]
Will Oldham
Joya
[Domino/RTD]
[tb] Lieblingsplatte! "Geh runter von meinem Pferd/ich
mag dich nicht mehr/wir sind zusammen geritten/den ganzen Weg bis hierher". Country
auf Deutsch ohne da-bei als Truck Stop oder Tom Astor daherzukommen, geht das denn? Oh ja,
wie die Hamburger Fink auf dem Erstling mit dem schönen Titel klarmachen. Irgendwo
zwischen den Palace Brothers und den Münchner FSK (oh-ne deren diskursiven Anspruch)
angesiedelt, sind die 13 Songs des Quartetts. Spröde, spartanisch instrumentiert und
arrangiert, lakonisch eingespielt mit seltsamen, manchmal etwas dunklen, deutschen Texten.
Songs wie "Runter von meinem Pferd", "Oklahoma" oder "Herz aus
Holz" entwickeln nach mehrmaligem Anhören ein Eigenleben. Bedächtig, langsam und
unaufgeregt entwickeln sich die Stücke, wie bei Will Oldham und seinen Palace. Mal
bänkelt ein Banjo, mal sirrt eine feine Steelguitar, mal kommt die Elektrische verzerrt
daher. Nils Koppruch singt herrlich lakonisch mit angenehmer dunkler Stimme von der
"Angeber-Parade", vom Mädchen, dessen "Herz aus Holz" ist oder von
den verpassten Chancen. Grossartige Platte. Und mutig, diese Band. Country in Deutschland
ist schon mutig. Dann auch noch deutsche Texte dazu. Hut ab! Daß Fink auch noch live
überzeugen, wie jüngst in Konstanz gesehen – umso besser.
Nach den Palace Brothers, Palace Music und Palace nun deren
Kopf Will Oldham unter dem eigenen Namen. Brüchig die Stimme wie eh und je, wehklagend,
traurig und sentimental die Texte, während die Musik von Will Oldham und seiner
dreiköpfigen Band etwas stringenter, straighter daherkommt als auf den letzten Platten.
Folkrock? Sophisticated Country? Low-Fi-Rock? Von jedem etwas und auf jeden Fall eine
wunderbare Platte: "open your heart, let this snake in." |