Nr. 7 / November 1997

















Gästebuch


kurztips

[lind] Hinter jetzmann/liquidski verbergen sich zwei der Hamburger Hörbar nahestehende Musiker, die früher schon bei der Szeneband „Die Erde" für das dumpfe elektrische Dröhnen gesorgt haben. „Go home, dotty harmony" [What`s So Funny About/Indigo] ist extrem raffiniert gestrickte Elektro-Mucke, die, selbst wenn sie sich auf fremdes Terrain wagt (z.B. die „französischen" Einflüsse auf dem chansonesken Track 1, „Le style"), extrem „deutsch", intellektuell und abgezirkelt wirkt – was gar nicht negativ gemeint sein muß. Feines Teil, das sich einengenden stilistischen Kategorien verweigert!

[tb] Das New York der grossen No-Wave-Zeit in den frü-hen Achtziger Jahren wird mit dem Trio Cut und ihrem Album „Popular music that will live forever" (Jason Kahn, Ackerstr. 150, 10115 Berlin) wieder lebendig. Mit Drums, Gitarre, Sax, Klarinette, Metallpercussion und etwas Sampling machen sich Birger Löhl, Gregor Hotz und Jason Kahn an eine interessante Mischung aus Jazz, Rock und improvisierter Musik. Schlagzeuger Kahn dürfte dem ein oder anderen Leser bekannt sein, war er doch einst bei der geschätzten SST-Jazzrock-Band Universal Congress Of. Wobei Jazzrock hier etwas anderes heißt als die unsäglichen Fusion-Geschichten, die sich Redaktionskollege Bußmer üblicherweise reinzieht.

aphex.gif (26522 Byte)[mz] „I want your soul/I will eat your soul" und „Come to Daddy!" proklamiert eine verzerrte Stimme im Eröffnungstrack von Aphex Twin neustem Werk „Come to Daddy" [Warp/Rough Trade], das wie eine Parodie auf Prodigy harte Beats und verzerrten Gesang zu einem apokalyptischen Soundclash vereint. „Flim", der nachfolgende Track, zeigt die ambienthafte Seite von Richard D. James. Die Stärke des Intelligent-Techno-Meisters liegt gleichsam in dieser Konfrontations-Taktik: Hier ein romantisches, elektronisches Kleinod, dort brachiale, unerwartete, rhythmische Ausbrüche. Das Schaffen von Herrn James ist eine Art work in progress: Beständig voranschreitend, wiederaufnehmend, neu zusammensetzend. Und es ist: Durch und durch formidabel!

[tb] Vor drei Jahren spielten sie bei der LEESON-Party anlässlich der Lancierung unseres kleinen Heftes, die Schweizer Sportsguitar, eine der wunderbarsten, schrä-gen Feedback-Pop-Bands, die man sich vorstellen kann. Wobei sie allerdings jüngst erst verkündet haben: „Feedback interessierten uns bei den Aufnahmen nicht mehr so sehr, vielmehr waren wir auf der Suche nach subtileren Formen der Extravaganz". Für ihr vor fast einem Jahr veröffentlichtes zweiten Album haben sie jetzt jedenfalls endlich auch außerhalb der Schweiz eine Plattenfirma gefunden. Das feine amerikanische Label Matador (Pizzicato Five, Helium, etc.) hat Oliver und Roli unter Vertrag genommen: „married, 3 kids" [Rough Trade] gibt`s nun also auch hierzulande.

[lind] Supa Idee! Dabei als Rezept ganz einfach: Ein engagierter Musikverlag, nennen wir ihn mal Freibank, nimmt einen legendären, in die Jahre gekommen Underground-Filmer (er möge in diesem Fall Klaus Maeck heissen...kennt heut eigentlich noch jemand „Decoder"?) und lässt ihn als Compilation eine nette Werkschau zusammenstellen. Und, voilà! schon hat das ganze Gerede von den „visuellen Qualitäten eines Tracks" (oder gar von der „Secret history of film music") plötzlich Fleisch auf seinen zarten Knochen. „For Folms - selected works for moving picturses: edit. 2" [RTD] ist wirk-lich einer der besseren in der Sampler-Flut der letzten Jahre. Persönliche Favourites sind ein morriconesker Westernheuler von unserer liebsten Hamburger Instrumentalband „Die Haut", dubbiges von Laurent Garnier und natürlich superbe Breakbeats von der blutjungen Frankfurter Hoffnung des deutschen Drum&Bass, Panacea. Wer braucht da noch No U-Turn!

[tb] Abgesehen vom pubertären „uff, uff, uff, wir fahren in den zoo" ist die „Harte Post" [Sub Up/EfA] des Wiener Trios Graf Hadik eine ziemlich witzige Sache geworden. Auf 21 Songs, Kleinstücken und Miniaturen preschen die Drei durch Low-Fi-Pop, Minimal-Elektronik, Kasperle-Techno und Gimmick-Gedaddel. ORAV sozusa-gen, ohne Rücksicht auf Verluste. Meine Lieblingsstücke sind: „Beethoven (es ist nicht egal, welche Frau gerade in der Nähe ist)" und „Wir fliegen (Gentlemen-Inferno)".

[mz] Für Popmusik mit dem gewissen Etwas steht Davey Woodwards (Ex-Brilliant Corners) neuestes Projekt The Experimental Pop Band, das er zusammen mit Chris Gal-vin betreibt. Auf „Discrotesque" [Bungalow/ RTD], ihrem äußerst unterhaltsamen Debütalbum, zirpt und piept es an allen Ecken, durchbricht auch mal ein Lounge tune oder ein Trip-Hop-Groove den Pop-Kontext und verbinden sich skurrile Texte mit vertrackten Melodiebögen.

[tb] Seltsame Platte das. Zwischen richtiggehend wunderbar und sehr geschmäcklerisch pendeln die Stücke auf diesem Orchesterwerk des Tim Isfort Orchesters [Moll/EfA]. Wobei dieses Unternehmen des Studiomusikers Tim Isfort, eine CD für grosses Orchester aufzunehmen, Respekt abfordert. Unter Mithilfe diverser Gastsänger hat man das realisiert. Mit dabei sind Christian Brückner (die deutsche Synchronstimme von Robert de Niro), Katharina Thalbach, Tom Liwa (von den Flowerpornoes) und Blixa Bargeld.

[mz] 10 Jahre nach dem letzten offiziellen Echo-And-The-Bunnymen-Album („The Game) und drei Jahre nach Ian McCullochs und Will Sergeants Ausflug in die fiese Welt der Grunge-Gitarren („Electrafixion") haben sich die Liverpudlians ein Herz gefasst, alte Feindschaften begraben und ein neues Album aufgenommen. Das Resultat „Evergreen" [London/Motor] kann sich sehen bzw. hören lassen und knüpft da an, wo Echo & the Bunnymen 1987 die musikalische Bühne verließen. Noch vor „Madchester", noch vor Brit-Pop, noch bevor Oasis mit ihrem Debütalbum zu Multimillionären wurden. „Evergreen" ist deshalb auch ein Album der verpaßten Chancen, der Melancholie und des Neuanfangs, oder wie heißt es in der ersten Singleauskoppelung: „Nothing comes to those who wait..." Schön!

[tb] „The Ballad Of Cal & Cubi" [Glitterhouse/EfA] ist bereits das dritte Album der countryinfizierten Posse The Hitchin` Post, die geradewegs aus Hannoversch-Münden stammt und hier schönen Countryrock zelebriert. Ziemlich kompetent spielt sich das Trio durch ein Repertoire aus eigenen Songs und einer Handvoll erlesener Coverversionen: von Neil Youngs „Too Far Gone" bis zu Loretta Lynns „What makes me tick". Besonders überzeugend und für deutsche Bands nicht selbstverständlich: der Gesang von Stefan Kletezka und Birgit Wiegand.

[mz] Für Gitarrenlärm amerikanischer Prägung stehen Superchunk. Wenngleich der Lärm der frühen Tage nach und nach in Richtung Pop transzendiert ist und „Indoor living" [City Slang], ihr sechstes Opus, McCaughon, Ballance & Co von ihr freundlicheren Seite zeigt:

Umhauen kann mich dieser Gitarrenrock nicht!

[tb] Wie schon das erste Album der Düsseldorfer Band Superbilk, hat auch „Konfitüre" [Trocadero/RTD] das ehe-malige Plan-Mitglied Kurt Dahlke produziert. Wobei das allerdings die einzige Beziehung zum Plan ist. Superbilk ist eine seltsame Band, die ziemlich eklektizistisch zwischen den Stilen pendelt und ein wenig nach der 80er-Jahre-Beliebigkeit klingt. Mal ist das sehr nette, etwas unauffäl-lige Popmusik, mal klingt`s etwas zu ambitioniert. Wobei vor allem die sympathische Stimme von Sängerin Wicki Wehrmeister positiv auffällt. Wo „Wasa" fast schon ein po-tentieller Hit ist, klingt „Roter Mund" ziemlich verquast.

[mz] Die Zeit bis zum Erscheinen des neuen Albums über-brücken Hole mit dem Herausbringen einer Art Best of Collection, die den Werdegang von den ruppigen An-fangstagen bis zur Unplugged Session für MTV nachzeichnet. „My Body The Hand Grenade" [City Slang/EfA] setzt mit der ersten Studioaufnahme von Courtney Love & Co („Turpentine") ein und vereint diverse rare sowie unveröffentlichte Aufnahmen, die zwischen 1990 und 1995 entstanden. Empfehlenswert!

[tb] Ganz himmlisch kommen Mary Timony und ihre Helium auf dem neuen Werk „The Magic City" [Matador/RTD] daher. Da sägen die Gitarren, die Rhythmen zuckeln und ein Spinett klöppelt in „Vibrations", und ab und an gibt`s dann heftige Sonic-Youthsche Eruptionen. Dazu Miss Timonys wunderschöne Stimme. Wem Low zu langsam sind, wer`s aber trotzdem gerne etwas entspannter mag. Feine Platte.

[mz] Das von John McIntire produzierte Debütalbum von Seely („Julie only") klang wie die amerikanische Synthese aus Felt`scher Gitarrenästhetik und Stereolab-Versatzstücken, verlor sich aber allzu oft in Bedeutungslosigkeit. Auf „Seconds" [Too Pure/RTD], ihrem zweiten Album, haben sich diese Grundeinflüsse nicht wesentlich verändert und trotzdem klingt der schwermütige Gitarrenpop der Band aus Atlanta, Georgia kompakter und spannender. „Too Fjord Freedom", das schönste Stück des Albums, vermischt Seventies-Synthies mit hypnotisierenden Gi-tarrenspuren, „Love letters to rambler" wartet mit einer Slide-Gitarre auf, während auf dem restlichen Album weiterhin der Chorgesang von Steven Satterfield und Joy Waters bestimmend sind.

[tb] Der Akkordeonspieler Mike Adcock dürfte einigen LeserInnen von seiner alten Band, den Accordions Go Crazy her bekannt sein. Von dieser angenehmen World-Music-Band hat man lange Zeit nichts gehört. Sie liegen anscheinend wie Mike am Rande eines Auftrittes im Kon-stanzer Kulturladen erzählt, derzeit auf Eis. Mit einem gu-ten Dutzend Musikern hat der Brite jetzt das Last Dance Orchestra initiiert, dessen erster output, die wunderschöne CD „Lost For Words" [33 Records, 33/35 Guildford St., Luton, Beds, LU 1 2 NQ, England] ist. Das sehr stimmungsvolle Album besticht durch fein arrangierte In-strumentalstücke irgendwo im Grenzgebiet zwischen Folk und neuer Klassik. Manchmal erinnern mich die melodisch reizvollen Kompositionen an die Werke von Wim Mertens, wenn den noch jemand kennt.

[lind] Wenn man die Leute einer engagierten Indie-(diesmal im eigentlichen Sinne des Wortes!)-Plattenfirma kennt, macht es einem richtig Bauchschmerzen, eine Platte schlecht zu besprechen. Lieber würde man von netten Trink-Erlebnisse mit den executives des Labels berichten, sich für viele schöne Platten mit einer netten (journalistischen) Kompilation „25 beste Leberwerte" seiner eigenen weniger wichtigen Schriften bedanken (Gruß von hier an Strangeways Christoph). Trotzdem muß gesagt werden: Die neue CD des Charles Curtis Trio, „Lesser writings" (Strangeways/Indigo) ist eine echte Zumutung, nuscheliger Spoken-Word-Quatsch mit Grunge-sagt-man-heute-noch-so?-Gitarrengeschrubbe im Background (Der Rezensent lebt seit Verfassung dieser Kritik im Untergrund - nicht einmal die Redaktion kennt seinen genauen Aufenthaltsort. Die Red.)

[mz] Zärtliche Gitarrenklänge und ein Stimmengewirr im Hintergrund eröffnen das Debütalbum von Laura Campbell und Alan Edmunds aka Mulu. Auf „Smiles like a shark" [Pias/RTD] vereinen die Schauspielerin und der Remixer (u.a. The Grid und Björk) Groove und Pop, TripHop und Kommerz. Was auf „Filmstar" oder „Pussycat" funk-tioniert, verliert sich an anderer Stelle in Beliebigkeit und klingt wie eine Trip-Hop-infizierte Version von Carmel.

[tb] Als ziemliche Cool Cats erweisen sich die amerikanischen Valentine Six mit ihrem gleichnamigen ersten Al-bum [Crippled Dick Hot Wax/EfA]. Wave-Jazz-Combos wie die Contortions oder John Luries Lounge Lizards mö-gen hier ebenso Pate gestanden haben wie Nick Cave und seine alten Birthday Party. Coole Bar-Balladen treffen auf delirierende Saxophone, jazzy Rhythmen auf einsame Gitarren.

[mz] Wie die Münchner Ausgabe der Charlatans müssen sich wohl Splendid aus der bayerischen Metropole fühlen, die neben gewissen Brit-Popesken Übereinstimmungen auch noch mit einem Sänger gesegnet oder geschlagen sind, der dem jungen Tim Burgess zum Verwechseln ähn-lich sieht. Auf ihrer ersten EP [Blickpunkt Pop/Hypernorm] praktizieren sie eine deutsche Form von britischer Popmusik (Deutsch-Pop?), singen vom „Sommermädchen", von „Live forever" oder der „Jahr1000wende". Funny bzw. lustig!

[tb] Beat at cinecittà, Volume 2 [Crippled Dick Hot Wax/ EfA] ist der angedrohte zweite Teil mit Musik aus italienischen B-Movies der 60s und 70s. Das ist ganz okaye Filmmusik-Mucke. Wie bei einigen anderen Sleazy- Listening-Produkten aus dem Hause Crippled gilt allerdings auch hier: die Verpackung, sprich Cover und Bootleg sind besser als der Inhalt. Was italienische Soundtrackmusik angeht, empfehle ich immer noch Herrn Ennio Morricone und seine tausend Platten.

[mz] Erich Honecker hat in seinen besseren Tagen nichts gegen „eine gepflegte Beatmusik" einzuwenden ge-habt. Ob Jonathan Fire Eater aus New York City unter diese Rubrik gefallen wären, weiß ich nicht. Sänger Stewart Luptons und seine Beat group haben jedenfalls den Voodoo-Groove und kommunizieren auf „Tremble under boom lights" [Crippled Dick Hot Wax/EfA] aus ihrer Garage direkt mit Deinem CD-Player, sind dabei aber unaufgesetzter als Jon Spencer und sexier als The Fall. Wäre die Welt lustig, würde Russ Meyer „Quadrophenia" in den Sümpfen von Louisiana neu verfilmen und Jonathan Fire Eater die Musik dazu liefern. Yeah! Yeah! Yeah!

[tb] Ehe A Subtle Plague ihr neues Album „V.O.W.S." herausbringen, gibt es mit „Independent Study" [Trocadero/RTD] eine Best-Of-CD der Alternative-Rock-Band aus San Francisco. Das Musikerkollektiv um die eigentlich aus München stammenden Gebrüder Simmersbach wurde nicht zuletzt auch durch ihre verfilmte Familiengeschichte (Münchner Hippieeltern ziehen mit den Kids durch die Welt) bekannt. Die Songs pendeln zwischen folkbeeinflussten Stücken und mächtigen Gitarrenkrachern. Neben alten, raren Aufnahmen wie „Touchlight" oder „Amerika shops for truth" gibt es auch ihre Hits, ob nun das lärmige „I separate" vom schönen Album „No Reprise", „My Horizon" vom letzten Al-bum „Hang to dry" oder das schöne, folkige „Hey cop".

[mz] Zur heimlichen Metropole britischer Gitarrenbands hat sich in der letzten Zeit Glasgow gemausert: Von den brachialen Gitarrenklängen der Urusei Yatsura über die formidable Post-Rock-Band Mogwai und die Pop-Götter Belle and Sebastian bis hin zu Travis, einer der interessanteren Bands der Post-Brit-Pop-Ära, reicht das Spektrum der schottischen Metropole. Auf „Good feeling" [Sony], dem Debütalbum von Travis, bestimmen verzerrte, auf den Punkt gebrachte Rock-Gitarren und der heisere Gesang von Sänger und Songwriter Francis Healy das musikalsiche Programm der vier Kunststudenten: Ob das nun in geradlinigen Songs, wie dem programmatisch betitelten „All I want to do is rock" verpackt ist, oder in einem Zeitlupen-Supergrass-Song wie „Good feeling".

[tb] Vor etwas mehr als zehn Jahren entdeckten wir hierzulande die wunderbare Welt des neuseeländischen Pops mit dem kleinen Label Flying Nun, der grandiosen Compilation Tuatara und Bands wie den Chills, Bats, Verlaines, Sneaky Feelings, Clean oder Tall Dwarfs. Inzwischen hört man vom Neuseeland-Sound leider wenig. Der Soundtrack zum Überraschungserfolg aus NZ, „Top-less women talk about their lives" [Flying Nun/Raff-mond/ EfA] bringt neues (und altes) Futter. Neben einigen Klassikern der Chills oder Clean gibt es auch neue Bands zu entdecken, etwa die 3Ds, Snapper oder Superette.

[mh] Ein alter VW Käfer ziert das gelungene Cover von „Volksworld" [Raw Elements/EfA]. Genauso funktioniert und wirkt die (House-) Musik von Steve Bug. Kein Ding zuviel, alle Elemente erfüllen ihren Zweck und sind funktional, schöne Rundungen. Schließlich kommt es auf die Kleinigkeiten an. Hier eine Zierleiste, da eine verchromte Schraube. Spoiler sind hier nicht zu finden. Reductionism at its best. Natürlich geht es hier nicht um so etwas wie Askese oder Selbstkasteiung. Eher dann noch Bauhaus, wenn man das so sagen darf. Hörspaß ist voll integriert und gibt es ohne Aufpreis serienmäßig. Funky wie Hölle garantiert dieses hanseatische Produkt Tanzbeinsause im Club genauso wie in der Erlebnisraststätte ihre Vertrauens.

[tb] Metertief waten die Umajets auf „Demolition" [Clearspot/EfA] durch den Retro-Rock: Sixties, Seventies, so gut, so langweilig. So abgeschmackt, so überflüssig. Aus Athens/Georgia kommt die Combo um Tim Smith, Rob Aldrige und Mitglieder der 70s-Rocker Black Crowes, die irgendwo zwischen Prog-Rock der 70s, Sixties-Beat und den Beatles zuhause sind und derzeit unverständlicherweise ziemlich abgehypt werden.

[mz] Schon auf ihren vorangegangenen Werken demonstrierten Flying saucer attack aus Bristol ihre Vorliebe für diverse Krautrockbands (von Can bis Popul Vuh) und kombinierten diese Einflüsse geschickt mit zeitgemässen Feedbackattacken. „Chorus" markierte das Ende von „FSA phase one". „New Lands" [Rough Trade], ihr neustes Werk, ist „Phase Zwei" zuzuordnen, wenngleich der bandtypische, sphärische Wall of Sound der Feedbackgitarren und die vollkommen in den Hintergrund gemischte, verhallte Stimme sich nicht groß verändert haben. Neuerungen finden sich eher im Detail: Hier und da durchbrechen und strukturieren Beats diese astrale und meditative Overkill-Musik. „New Lands" verbindet in den Songtitelen „Past" und „Present" und endet in dem epischen 12-minütigen „Forever".

[tb] Ziemlich gepflegten Dancefloor machen die amerikanischen Project Pollen auf ihrem gleichnamigen Album [Sideburn/EfA]. Zwischen jazzigen Beats und Trip-Hop, la-tineskem Stoff und weirdem Pop groovt das ganz schön prächtig, was Steve Greenwell und Ron Paul hier inszenieren. Ist allerdings nun auch nicht gerade das allerneueste. Mit dabei ist anscheinend, bei einem Track, auch noch einer der beiden Pop-Weirdos von Ween, Gene Ween alias Aaron Freeman. Anspieltips: die Single „Scum" und „That`s ok".

[mz] Als eine deutsche Ausgabe von Charles Bukowski versuchte man den Schriftsteller Jörg Fauser Zeit seines Lebens und nun auch posthum zu verkaufen. Oftmals zu unrecht. Fauser, der vor zehn Jahen bei einem Autounfall ums Leben kam und zu Beginn seiner literarischen Karri-ere viel stärker von der Cut-up-Schreibweise eines William Burroughs beeinflußt war, beschrieb ein Leben in der Sucht: Ob nun zu Anfang seine Heroinsucht zum Thema wird oder später seine Alkoholprobleme ins Zentrum rük-ken. „Fauser O-Ton" [Trikont/Indigo] ist eine schön aufge-machte Doppel-CD, die versucht, dem Phänomen Fauser mittels Auschnitten aus seinen Lesungen auf die Spur zu kommen.

[tb] „Arguments for drinking" (PIAS/RTD) bieten die ame-rikanischen Long River Train auf ihrem Debütalbum eigentlich keine. Auch die Coverschönheit ist ja eigentlich kein Argument. Nicht wirklich. Stattdessen: Klassisches Songwriting, selbstverliebte Songs, Folk, Countryeinflüsse. Sehr nett.

[tb] Mit adult-orientated Rockmusik kommt uns der amerikanische Songwriter Pat Johnson als „Invisible Juan" [Strange Ways/Indigo] auf dem gleichnamigem Album daher. Wobei sich der ehemalige Co-Autor diverser Penelope-Houston-Texte hier sehr vielseitig in verschiedensten Stilarten austobt. Mal rockt das, mal treibt eine Querflöte durch den Acid-Jazz, mal ist das ein nicht ausformulierter Funkgroove, mal so was wie Trip-Hop. Eher seltsame Platte. Nicht schlecht, berührt mich persönlich aber weniger als, wenn`s schon um alte Rockmusik geht, die neue Steve Wynn.

Letzte Änderungen: 28.12.2001
Produziert von
Peter Pötsch