kurztips
[lind] Hinter jetzmann/liquidski verbergen sich zwei der
Hamburger Hörbar nahestehende Musiker, die früher schon bei der Szeneband „Die
Erde" für das dumpfe elektrische Dröhnen gesorgt haben. „Go home, dotty
harmony" [What`s So Funny About/Indigo] ist extrem raffiniert gestrickte
Elektro-Mucke, die, selbst wenn sie sich auf fremdes Terrain wagt (z.B. die
„französischen" Einflüsse auf dem chansonesken Track 1, „Le style"),
extrem „deutsch", intellektuell und abgezirkelt wirkt – was gar nicht
negativ gemeint sein muß. Feines Teil, das sich einengenden stilistischen Kategorien
verweigert!
[tb] Das New York der grossen No-Wave-Zeit in den frü-hen
Achtziger Jahren wird mit dem Trio Cut und ihrem Album „Popular music that
will live forever" (Jason Kahn, Ackerstr. 150, 10115 Berlin) wieder lebendig. Mit
Drums, Gitarre, Sax, Klarinette, Metallpercussion und etwas Sampling machen sich Birger
Löhl, Gregor Hotz und Jason Kahn an eine interessante Mischung aus Jazz, Rock und
improvisierter Musik. Schlagzeuger Kahn dürfte dem ein oder anderen Leser bekannt sein,
war er doch einst bei der geschätzten SST-Jazzrock-Band Universal Congress Of. Wobei
Jazzrock hier etwas anderes heißt als die unsäglichen Fusion-Geschichten, die sich
Redaktionskollege Bußmer üblicherweise reinzieht.
[mz] „I want your soul/I will eat
your soul" und „Come to Daddy!" proklamiert eine verzerrte Stimme im
Eröffnungstrack von Aphex Twin neustem Werk „Come to Daddy" [Warp/Rough
Trade], das wie eine Parodie auf Prodigy harte Beats und verzerrten Gesang zu einem
apokalyptischen Soundclash vereint. „Flim", der nachfolgende Track, zeigt die
ambienthafte Seite von Richard D. James. Die Stärke des Intelligent-Techno-Meisters liegt
gleichsam in dieser Konfrontations-Taktik: Hier ein romantisches, elektronisches Kleinod,
dort brachiale, unerwartete, rhythmische Ausbrüche. Das Schaffen von Herrn James ist eine
Art work in progress: Beständig voranschreitend, wiederaufnehmend, neu zusammensetzend.
Und es ist: Durch und durch formidabel!
[tb] Vor drei Jahren spielten sie bei der LEESON-Party
anlässlich der Lancierung unseres kleinen Heftes, die Schweizer Sportsguitar, eine
der wunderbarsten, schrä-gen Feedback-Pop-Bands, die man sich vorstellen kann. Wobei sie
allerdings jüngst erst verkündet haben: „Feedback interessierten uns bei den
Aufnahmen nicht mehr so sehr, vielmehr waren wir auf der Suche nach subtileren Formen der
Extravaganz". Für ihr vor fast einem Jahr veröffentlichtes zweiten Album haben sie
jetzt jedenfalls endlich auch außerhalb der Schweiz eine Plattenfirma gefunden. Das feine
amerikanische Label Matador (Pizzicato Five, Helium, etc.) hat Oliver und Roli unter
Vertrag genommen: „married, 3 kids" [Rough Trade] gibt`s nun also auch
hierzulande.
[lind] Supa Idee! Dabei als Rezept ganz einfach: Ein
engagierter Musikverlag, nennen wir ihn mal Freibank, nimmt einen legendären, in die
Jahre gekommen Underground-Filmer (er möge in diesem Fall Klaus Maeck heissen...kennt
heut eigentlich noch jemand „Decoder"?) und lässt ihn als Compilation eine
nette Werkschau zusammenstellen. Und, voilà! schon hat das ganze Gerede von den
„visuellen Qualitäten eines Tracks" (oder gar von der „Secret history of
film music") plötzlich Fleisch auf seinen zarten Knochen. „For Folms -
selected works for moving picturses: edit. 2" [RTD] ist wirk-lich einer der
besseren in der Sampler-Flut der letzten Jahre. Persönliche Favourites sind ein
morriconesker Westernheuler von unserer liebsten Hamburger Instrumentalband „Die
Haut", dubbiges von Laurent Garnier und natürlich superbe Breakbeats von der
blutjungen Frankfurter Hoffnung des deutschen Drum&Bass, Panacea. Wer braucht da noch
No U-Turn!
[tb] Abgesehen vom pubertären „uff, uff, uff, wir
fahren in den zoo" ist die „Harte Post" [Sub Up/EfA] des Wiener Trios Graf
Hadik eine ziemlich witzige Sache geworden. Auf 21 Songs, Kleinstücken und Miniaturen
preschen die Drei durch Low-Fi-Pop, Minimal-Elektronik, Kasperle-Techno und
Gimmick-Gedaddel. ORAV sozusa-gen, ohne Rücksicht auf Verluste. Meine Lieblingsstücke
sind: „Beethoven (es ist nicht egal, welche Frau gerade in der Nähe ist)" und
„Wir fliegen (Gentlemen-Inferno)".
[mz] Für Popmusik mit dem gewissen Etwas steht Davey
Woodwards (Ex-Brilliant Corners) neuestes Projekt The Experimental Pop Band, das er
zusammen mit Chris Gal-vin betreibt. Auf „Discrotesque" [Bungalow/ RTD], ihrem
äußerst unterhaltsamen Debütalbum, zirpt und piept es an allen Ecken, durchbricht auch
mal ein Lounge tune oder ein Trip-Hop-Groove den Pop-Kontext und verbinden sich skurrile
Texte mit vertrackten Melodiebögen.
[tb] Seltsame Platte das. Zwischen richtiggehend wunderbar
und sehr geschmäcklerisch pendeln die Stücke auf diesem Orchesterwerk des Tim Isfort
Orchesters [Moll/EfA]. Wobei dieses Unternehmen des Studiomusikers Tim Isfort, eine CD
für grosses Orchester aufzunehmen, Respekt abfordert. Unter Mithilfe diverser Gastsänger
hat man das realisiert. Mit dabei sind Christian Brückner (die deutsche Synchronstimme
von Robert de Niro), Katharina Thalbach, Tom Liwa (von den Flowerpornoes) und Blixa
Bargeld.
[mz] 10 Jahre nach dem letzten offiziellen Echo-And-The-Bunnymen-Album
(„The Game) und drei Jahre nach Ian McCullochs und Will Sergeants Ausflug in die
fiese Welt der Grunge-Gitarren („Electrafixion") haben sich die Liverpudlians
ein Herz gefasst, alte Feindschaften begraben und ein neues Album aufgenommen. Das
Resultat „Evergreen" [London/Motor] kann sich sehen bzw. hören lassen und
knüpft da an, wo Echo & the Bunnymen 1987 die musikalische Bühne verließen. Noch
vor „Madchester", noch vor Brit-Pop, noch bevor Oasis mit ihrem Debütalbum zu
Multimillionären wurden. „Evergreen" ist deshalb auch ein Album der verpaßten
Chancen, der Melancholie und des Neuanfangs, oder wie heißt es in der ersten
Singleauskoppelung: „Nothing comes to those who wait..." Schön!
[tb] „The Ballad Of Cal & Cubi"
[Glitterhouse/EfA] ist bereits das dritte Album der countryinfizierten Posse The
Hitchin` Post, die geradewegs aus Hannoversch-Münden stammt und hier schönen
Countryrock zelebriert. Ziemlich kompetent spielt sich das Trio durch ein Repertoire aus
eigenen Songs und einer Handvoll erlesener Coverversionen: von Neil Youngs „Too Far
Gone" bis zu Loretta Lynns „What makes me tick". Besonders überzeugend und
für deutsche Bands nicht selbstverständlich: der Gesang von Stefan Kletezka und Birgit
Wiegand.
[mz] Für Gitarrenlärm amerikanischer Prägung stehen Superchunk.
Wenngleich der Lärm der frühen Tage nach und nach in Richtung Pop transzendiert ist
und „Indoor living" [City Slang], ihr sechstes Opus, McCaughon, Ballance &
Co von ihr freundlicheren Seite zeigt:
Umhauen kann mich dieser Gitarrenrock nicht!
[tb] Wie schon das erste Album der Düsseldorfer Band Superbilk,
hat auch „Konfitüre" [Trocadero/RTD] das ehe-malige Plan-Mitglied Kurt
Dahlke produziert. Wobei das allerdings die einzige Beziehung zum Plan ist. Superbilk ist
eine seltsame Band, die ziemlich eklektizistisch zwischen den Stilen pendelt und ein wenig
nach der 80er-Jahre-Beliebigkeit klingt. Mal ist das sehr nette, etwas unauffäl-lige
Popmusik, mal klingt`s etwas zu ambitioniert. Wobei vor allem die sympathische Stimme von
Sängerin Wicki Wehrmeister positiv auffällt. Wo „Wasa" fast schon ein
po-tentieller Hit ist, klingt „Roter Mund" ziemlich verquast.
[mz] Die Zeit bis zum Erscheinen des neuen Albums
über-brücken Hole mit dem Herausbringen einer Art Best of Collection, die den
Werdegang von den ruppigen An-fangstagen bis zur Unplugged Session für MTV nachzeichnet.
„My Body The Hand Grenade" [City Slang/EfA] setzt mit der ersten Studioaufnahme
von Courtney Love & Co („Turpentine") ein und vereint diverse rare sowie
unveröffentlichte Aufnahmen, die zwischen 1990 und 1995 entstanden. Empfehlenswert!
[tb] Ganz himmlisch kommen Mary Timony und ihre Helium auf
dem neuen Werk „The Magic City" [Matador/RTD] daher. Da sägen die Gitarren, die
Rhythmen zuckeln und ein Spinett klöppelt in „Vibrations", und ab und an gibt`s
dann heftige Sonic-Youthsche Eruptionen. Dazu Miss Timonys wunderschöne Stimme. Wem Low
zu langsam sind, wer`s aber trotzdem gerne etwas entspannter mag. Feine Platte.
[mz] Das von John McIntire produzierte Debütalbum von Seely
(„Julie only") klang wie die amerikanische Synthese aus Felt`scher
Gitarrenästhetik und Stereolab-Versatzstücken, verlor sich aber allzu oft in
Bedeutungslosigkeit. Auf „Seconds" [Too Pure/RTD], ihrem zweiten Album, haben
sich diese Grundeinflüsse nicht wesentlich verändert und trotzdem klingt der
schwermütige Gitarrenpop der Band aus Atlanta, Georgia kompakter und spannender.
„Too Fjord Freedom", das schönste Stück des Albums, vermischt
Seventies-Synthies mit hypnotisierenden Gi-tarrenspuren, „Love letters to
rambler" wartet mit einer Slide-Gitarre auf, während auf dem restlichen Album
weiterhin der Chorgesang von Steven Satterfield und Joy Waters bestimmend sind.
[tb] Der Akkordeonspieler Mike Adcock dürfte
einigen LeserInnen von seiner alten Band, den Accordions Go Crazy her bekannt sein. Von
dieser angenehmen World-Music-Band hat man lange Zeit nichts gehört. Sie liegen
anscheinend wie Mike am Rande eines Auftrittes im Kon-stanzer Kulturladen erzählt,
derzeit auf Eis. Mit einem gu-ten Dutzend Musikern hat der Brite jetzt das Last Dance
Orchestra initiiert, dessen erster output, die wunderschöne CD „Lost For
Words" [33 Records, 33/35 Guildford St., Luton, Beds, LU 1 2 NQ, England] ist. Das
sehr stimmungsvolle Album besticht durch fein arrangierte In-strumentalstücke irgendwo im
Grenzgebiet zwischen Folk und neuer Klassik. Manchmal erinnern mich die melodisch
reizvollen Kompositionen an die Werke von Wim Mertens, wenn den noch jemand kennt.
[lind] Wenn man die Leute einer engagierten Indie-(diesmal
im eigentlichen Sinne des Wortes!)-Plattenfirma kennt, macht es einem richtig
Bauchschmerzen, eine Platte schlecht zu besprechen. Lieber würde man von netten
Trink-Erlebnisse mit den executives des Labels berichten, sich für viele schöne Platten
mit einer netten (journalistischen) Kompilation „25 beste Leberwerte" seiner
eigenen weniger wichtigen Schriften bedanken (Gruß von hier an Strangeways Christoph).
Trotzdem muß gesagt werden: Die neue CD des Charles Curtis Trio, „Lesser
writings" (Strangeways/Indigo) ist eine echte Zumutung, nuscheliger
Spoken-Word-Quatsch mit Grunge-sagt-man-heute-noch-so?-Gitarrengeschrubbe im Background
(Der Rezensent lebt seit Verfassung dieser Kritik im Untergrund - nicht einmal die
Redaktion kennt seinen genauen Aufenthaltsort. Die Red.)
[mz] Zärtliche Gitarrenklänge und ein Stimmengewirr im
Hintergrund eröffnen das Debütalbum von Laura Campbell und Alan Edmunds aka Mulu. Auf
„Smiles like a shark" [Pias/RTD] vereinen die Schauspielerin und der Remixer
(u.a. The Grid und Björk) Groove und Pop, TripHop und Kommerz. Was auf
„Filmstar" oder „Pussycat" funk-tioniert, verliert sich an anderer
Stelle in Beliebigkeit und klingt wie eine Trip-Hop-infizierte Version von Carmel.
[tb] Als ziemliche Cool Cats erweisen sich die
amerikanischen Valentine Six mit ihrem gleichnamigen ersten Al-bum [Crippled Dick
Hot Wax/EfA]. Wave-Jazz-Combos wie die Contortions oder John Luries Lounge Lizards mö-gen
hier ebenso Pate gestanden haben wie Nick Cave und seine alten Birthday Party. Coole
Bar-Balladen treffen auf delirierende Saxophone, jazzy Rhythmen auf einsame Gitarren.
[mz] Wie die Münchner Ausgabe der Charlatans müssen sich
wohl Splendid aus der bayerischen Metropole fühlen, die neben gewissen
Brit-Popesken Übereinstimmungen auch noch mit einem Sänger gesegnet oder geschlagen
sind, der dem jungen Tim Burgess zum Verwechseln ähn-lich sieht. Auf ihrer ersten EP
[Blickpunkt Pop/Hypernorm] praktizieren sie eine deutsche Form von britischer Popmusik
(Deutsch-Pop?), singen vom „Sommermädchen", von „Live forever" oder
der „Jahr1000wende". Funny bzw. lustig!
[tb] Beat at cinecittà, Volume 2 [Crippled Dick Hot
Wax/ EfA] ist der angedrohte zweite Teil mit Musik aus italienischen B-Movies der 60s und
70s. Das ist ganz okaye Filmmusik-Mucke. Wie bei einigen anderen Sleazy-
Listening-Produkten aus dem Hause Crippled gilt allerdings auch hier: die Verpackung,
sprich Cover und Bootleg sind besser als der Inhalt. Was italienische Soundtrackmusik
angeht, empfehle ich immer noch Herrn Ennio Morricone und seine tausend Platten.
[mz] Erich Honecker hat in seinen besseren Tagen nichts
gegen „eine gepflegte Beatmusik" einzuwenden ge-habt. Ob Jonathan Fire Eater
aus New York City unter diese Rubrik gefallen wären, weiß ich nicht. Sänger Stewart
Luptons und seine Beat group haben jedenfalls den Voodoo-Groove und kommunizieren auf
„Tremble under boom lights" [Crippled Dick Hot Wax/EfA] aus ihrer Garage direkt
mit Deinem CD-Player, sind dabei aber unaufgesetzter als Jon Spencer und sexier als The
Fall. Wäre die Welt lustig, würde Russ Meyer „Quadrophenia" in den Sümpfen
von Louisiana neu verfilmen und Jonathan Fire Eater die Musik dazu liefern. Yeah! Yeah!
Yeah!
[tb] Ehe A Subtle Plague ihr neues Album
„V.O.W.S." herausbringen, gibt es mit „Independent Study"
[Trocadero/RTD] eine Best-Of-CD der Alternative-Rock-Band aus San Francisco. Das
Musikerkollektiv um die eigentlich aus München stammenden Gebrüder Simmersbach wurde
nicht zuletzt auch durch ihre verfilmte Familiengeschichte (Münchner Hippieeltern ziehen
mit den Kids durch die Welt) bekannt. Die Songs pendeln zwischen folkbeeinflussten
Stücken und mächtigen Gitarrenkrachern. Neben alten, raren Aufnahmen wie
„Touchlight" oder „Amerika shops for truth" gibt es auch ihre Hits, ob
nun das lärmige „I separate" vom schönen Album „No Reprise",
„My Horizon" vom letzten Al-bum „Hang to dry" oder das schöne,
folkige „Hey cop".
[mz] Zur heimlichen Metropole britischer Gitarrenbands hat
sich in der letzten Zeit Glasgow gemausert: Von den brachialen Gitarrenklängen der Urusei
Yatsura über die formidable Post-Rock-Band Mogwai und die Pop-Götter Belle and Sebastian
bis hin zu Travis, einer der interessanteren Bands der Post-Brit-Pop-Ära, reicht das
Spektrum der schottischen Metropole. Auf „Good feeling" [Sony], dem Debütalbum
von Travis, bestimmen verzerrte, auf den Punkt gebrachte Rock-Gitarren und der
heisere Gesang von Sänger und Songwriter Francis Healy das musikalsiche Programm der vier
Kunststudenten: Ob das nun in geradlinigen Songs, wie dem programmatisch betitelten
„All I want to do is rock" verpackt ist, oder in einem Zeitlupen-Supergrass-Song
wie „Good feeling".
[tb] Vor etwas mehr als zehn Jahren entdeckten wir
hierzulande die wunderbare Welt des neuseeländischen Pops mit dem kleinen Label Flying
Nun, der grandiosen Compilation Tuatara und Bands wie den Chills, Bats, Verlaines, Sneaky
Feelings, Clean oder Tall Dwarfs. Inzwischen hört man vom Neuseeland-Sound leider wenig.
Der Soundtrack zum Überraschungserfolg aus NZ, „Top-less women talk about their
lives" [Flying Nun/Raff-mond/ EfA] bringt neues (und altes) Futter. Neben einigen
Klassikern der Chills oder Clean gibt es auch neue Bands zu entdecken, etwa die 3Ds,
Snapper oder Superette.
[mh] Ein alter VW Käfer ziert das gelungene Cover von
„Volksworld" [Raw Elements/EfA]. Genauso funktioniert und wirkt die (House-)
Musik von Steve Bug. Kein Ding zuviel, alle Elemente erfüllen ihren Zweck und sind
funktional, schöne Rundungen. Schließlich kommt es auf die Kleinigkeiten an. Hier eine
Zierleiste, da eine verchromte Schraube. Spoiler sind hier nicht zu finden. Reductionism
at its best. Natürlich geht es hier nicht um so etwas wie Askese oder Selbstkasteiung.
Eher dann noch Bauhaus, wenn man das so sagen darf. Hörspaß ist voll integriert und gibt
es ohne Aufpreis serienmäßig. Funky wie Hölle garantiert dieses hanseatische Produkt
Tanzbeinsause im Club genauso wie in der Erlebnisraststätte ihre Vertrauens.
[tb] Metertief waten die Umajets auf
„Demolition" [Clearspot/EfA] durch den Retro-Rock: Sixties, Seventies, so gut,
so langweilig. So abgeschmackt, so überflüssig. Aus Athens/Georgia kommt die Combo um
Tim Smith, Rob Aldrige und Mitglieder der 70s-Rocker Black Crowes, die irgendwo zwischen
Prog-Rock der 70s, Sixties-Beat und den Beatles zuhause sind und derzeit
unverständlicherweise ziemlich abgehypt werden.
[mz] Schon auf ihren vorangegangenen Werken demonstrierten Flying
saucer attack aus Bristol ihre Vorliebe für diverse Krautrockbands (von Can bis Popul
Vuh) und kombinierten diese Einflüsse geschickt mit zeitgemässen Feedbackattacken.
„Chorus" markierte das Ende von „FSA phase one". „New Lands"
[Rough Trade], ihr neustes Werk, ist „Phase Zwei" zuzuordnen, wenngleich der
bandtypische, sphärische Wall of Sound der Feedbackgitarren und die vollkommen in den
Hintergrund gemischte, verhallte Stimme sich nicht groß verändert haben. Neuerungen
finden sich eher im Detail: Hier und da durchbrechen und strukturieren Beats diese astrale
und meditative Overkill-Musik. „New Lands" verbindet in den Songtitelen
„Past" und „Present" und endet in dem epischen 12-minütigen
„Forever".
[tb] Ziemlich gepflegten Dancefloor machen die
amerikanischen Project Pollen auf ihrem gleichnamigen Album [Sideburn/EfA].
Zwischen jazzigen Beats und Trip-Hop, la-tineskem Stoff und weirdem Pop groovt das ganz
schön prächtig, was Steve Greenwell und Ron Paul hier inszenieren. Ist allerdings nun
auch nicht gerade das allerneueste. Mit dabei ist anscheinend, bei einem Track, auch noch
einer der beiden Pop-Weirdos von Ween, Gene Ween alias Aaron Freeman. Anspieltips: die
Single „Scum" und „That`s ok".
[mz] Als eine deutsche Ausgabe von Charles Bukowski
versuchte man den Schriftsteller Jörg Fauser Zeit seines Lebens und nun auch
posthum zu verkaufen. Oftmals zu unrecht. Fauser, der vor zehn Jahen bei einem Autounfall
ums Leben kam und zu Beginn seiner literarischen Karri-ere viel stärker von der
Cut-up-Schreibweise eines William Burroughs beeinflußt war, beschrieb ein Leben in der
Sucht: Ob nun zu Anfang seine Heroinsucht zum Thema wird oder später seine
Alkoholprobleme ins Zentrum rük-ken. „Fauser O-Ton" [Trikont/Indigo] ist eine
schön aufge-machte Doppel-CD, die versucht, dem Phänomen Fauser mittels Auschnitten aus
seinen Lesungen auf die Spur zu kommen.
[tb] „Arguments for drinking" (PIAS/RTD) bieten
die ame-rikanischen Long River Train auf ihrem Debütalbum eigentlich keine. Auch
die Coverschönheit ist ja eigentlich kein Argument. Nicht wirklich. Stattdessen:
Klassisches Songwriting, selbstverliebte Songs, Folk, Countryeinflüsse. Sehr nett.
[tb] Mit adult-orientated Rockmusik kommt uns der
amerikanische Songwriter Pat Johnson als „Invisible Juan" [Strange
Ways/Indigo] auf dem gleichnamigem Album daher. Wobei sich der ehemalige Co-Autor diverser
Penelope-Houston-Texte hier sehr vielseitig in verschiedensten Stilarten austobt. Mal
rockt das, mal treibt eine Querflöte durch den Acid-Jazz, mal ist das ein nicht
ausformulierter Funkgroove, mal so was wie Trip-Hop. Eher seltsame Platte. Nicht schlecht,
berührt mich persönlich aber weniger als, wenn`s schon um alte Rockmusik geht, die neue
Steve Wynn. |