Sans Secours
Need
[Community/IRS]
[sg] Eine ganze Reihe netter kleiner Konzerte gab es dieses
Jahr (vor der Sommerpause) im Mono hinterm Duisburger Bahnhof. Zumeist recht unbekannte
Gruppen, die ich von irgendwelchen Samplern oder gar nicht kannte, spielten dort für
wenig Geld und bereiteten mitunter rich-tig viel Spaß. So zum Beispiel die
Wahl-Ruhrpottler Sans Secours, die im Juni dort gastierten. Vor einer Handvoll Gäste
spielten sie sich in eine schweißtreibende Extase, bauten vertrackt verschachtelte
Melodien auf und zerlegten, zerhackstückten diese wieder, verschmolzen mit ihren
Instrumenten zu Soundgewittern, daß ich gefesselt war, wie schon lange nicht mehr.
Auch auf ihrem Debütalbum "Need" hält diese
Verzauberung an: Kopflastiger Hardcore wird hier von Weicheiergitarren ausgebremst.
Eingängige Pop-Punk-Ansätze werden mit Feedbacknoise gemischt, quasi ein Rundumschlag
durch die diversen "harte-Buben-weicher-Kern-Schulen". Daß sich das Quartett
mit den Aufnahmen viel Zeit gelassen hat, äußert sich in dem letzten i-Tüpfelchen: die
ausgetüftelte Produktion läßt genug Freiraum die so geliebten Krachexperimente, und das
ohne großen Produzenten. In manchen Stücken lassen sie sich so schier endlos lange Zeit,
warten, bis auch der letzte Jauchzer der Gitarre verstummt, bevor die Rhythmusfraktion
wieder einsetzen darf, in anderen finden sie schon in den ersten Takten den Punkt und
geben dem Lied gerade mal eineinhalb Minuten. Gewöhnliche Song-strukturen sind ihnen
jedenfalls egal, ein bisserl abstrakt soll’s schon sein. Der Plattentitel "Need"
soll auch nach eigenen Angaben das Bedürfnis widerspiegeln, ohne Rückendeckung den
eigenen Weg zu gehen. Und im Unterschied zu vielen, die dieses auch auf ihre Fahnen
geschrieben haben, werden Sans Secours dem aufs angenehmste gerecht. |