Robert Wyatt
Shleep
[Rykodisc/RTD]
[mz] 23 Jahre nach „Rock
Bottom", das viele für das Meisterwerk Wyatts halten, und sechs Jahre nach
„Don-destan" dem letzten Lebenszeichen, nun also ein neues Album von Robert
Wyatt. Das, dies gleich vorne weg, großartig ist und vielleicht seine beste Arbeit seit
jener sagenumwobenen Virgin-Veröffentlichung aus dem Jahre 1974 darstellt. Wyatt in den
Sechzigern bei Soft Machine zugange und seit einem tragischen Unfall zu Beginn der
Siebziger an den Rollstuhl gefesselt, hat für „Shleep" sein Einsiedlerdasein in
Lincolnshire kurzzeitig zugunsten eines Aufenthaltes in Phil Manzaneras Studio in Chertsy
aufgegeben und eine illustre Schar an Mitmusikern um sich versammelt: u.a. Phil Manzanera,
Paul Weller, Brian Eno und Evan Parker. Neben eigenen, sehr persönlichen Texten, die sich
primär mit Wyatts Schlaflosigkeit, mit der der Musiker während langer Wochen zu kämpfen
hatte, auseinandersetzen und auf die auch der Titel des Albums „Shleep"
(Wortspiel aus „sleep" und „sheep") anspielt, hat auch dieses Mal
wieder seine Lebensgefährtin Alfreda Benge einen Großteil der übrigen Texte verfaßt,
die Wyatt engelsgleich mit einer Stimme vorträgt, die einen im Innersten berührt.
„Free will and testament" ist ein herzzerreißender, philosophischer Diskurs
über die Möglichkeiten und Grenzen der Freiheit, „Blues in Bob minor"
präsentiert einen Robert Wyatt, der im Sprechgesang gegen die Gitarren von Paul Weller
ankämpft, während sich in „The Duchess" das Sopran-Saxophon von Parker
majestätisch mit der Geige des großen Songwriters aus Lincolnshire vermischt. |