bücher
Annette Kilzer/Stefan
Rogall
Das filmische
Universum von Joel u. Ethan Coen
[Schüren Presseverlag,
191 Seiten]]
Peter Körte/Georg
Seesslen
Joel & Ethan
Coen
[Dieter Bertz
Verlag, 287 Seiten]
[mz] Da gibt
es jahrelang kein deutschsprachiges Werk zu den Filmen der Coen
Brüder und nun er-scheinen mehr oder weniger zeitgleich zwei Bü-cher.
Eines im Bertz Verlag [Peter Körte/ Georg Seeßlen – Joel und
Ethan Coen] und eines im Schüren Presseverlag.
Beide Bücher
stellen die Filmographie, Essays zu den einzelnen Filmen ins Zentrum
und warten mit einem Gespräch anläßlich des neusten Filmes „The
Big Lebowski" auf. Grundlegend unterscheiden sich die beiden
Bücher in ihrer Herangehensweise. Körte und Seeßlen gehen theoretischer
vor, bieten neben der Auseinandersetzung mit den einzelnen Filmen
und dem Gespräch eine theoretische Bestimmung des Oeuvres an („Spiel.
Regel. Verletzung. Auf Spurensuche in Coen Country"). Ein bißchen
populistischer, im Grund-ansatz etwas weniger tiefgehend, ist das
Werk von Annette Kilzer und Stefan Rogall, die zwar auch theoretisches
zu bieten haben („Reisen durch Raum und Zeit - Die Bildkompositionen
der Coen-Brüder") ansonsten aber anekdotenhafter vorgehen.
Unter der Überschrift „Klinische Leiden-schaft oder warum die
Coen-Brüder mehr sind als verspielte Stilisten" versucht Rogall
den Vorwurf der Künstlichkeit und Kälte, der immer wie-der im Zusammenhang
mit den Filmen der Coen-Brüder auftaucht, zu entkräften. Er will
stattdessen die Filme der Brüder als die Werke von zwei „lei-denschaftlichen
Filmemachern" verstanden wis-sen, die sich schlicht und ergreifend
der Senti-mentalität des amerikanischen Mainstream- Kinos verwehren.
Deutlich weniger überzeugend ist Rogalls Versuch die vielfältigen
Zitate und Genrequerverweise, die ein wesentliches Element des filmischen
Universums der Coen-Brüder sind, lediglich als Beiwerk des narrativen
Vorgangs zu verstehen. „The Big Lebowski" zum Beispiel,
das jüngste Werk, entfaltet seinen Reiz eigentlich erst ausgehend
von einem filmischen und kulturellen Hintergrundswissen. In diesem
Sinne ist „The Big Lebowski" ein wahrlich postmoderner
Film, der im Spiel der Referenzen zu sich selbst gelangt.
Die Frage welches
der beiden Bücher denn nun zu empfehlen sei, muß jeder für sich
selbst entscheiden: Wem nach einer theoretisch geprägteren Auslegung
der Filme der Coen-Brüder verlangt, dem sei das Buch von Körte/Seeßlen
wärmstens empfohlen, wer stattdessen filmtheoretisch weniger gebildet
ist und schlicht eine umfassende Einführung in das Werk möchte,
der ist mit Stefan Rogall und Annette Kilzer gut beraten.
MONOCHROM
#8-10
[lind] Was lesen
eigentlich Magazinmacher? Eigent-lich eine doofe Frage, die an das
noch doofere Paradox vom Friseur im Alpendorf erinnert (alle Männer,
die sich nicht selbst rasieren, gehen zum Friseur), wäre da nicht
als breitester aller anzunehmenden Konsense, ‘monochrom’,
aus Stockerau fast bei Wien, auszu-machen. Hey, dieses Zine schreibt
I.R.O.N.I.E. wieder groß (groß scheint angesichts einer Quellekatalog-dicken
dreifach-Nummer ohnehin das beherrschende Adjektiv, oder, wie es
die Heraugeber nennen, ‘erbärm-lich fett’). ‘mono’
berichtet über Theorie, Tantren-Sex, Bewußtseinsmaschinen, Serienkiller
und einiges mehr – you asked for it, people! Nur schade, daß
dieses Teil, ‘gebenedeit unter den illustrierten’ so selten
er-scheint, und an Unregelmäßigkeit der Erscheinungsweise sogar
das vorliegende Organ um Längen über-trifft – derweil müssen
wir uns halt mir SPEX, De:Bug, Wired, Wire und dem anderen Muff
über Wasser halten. Zum Schluß noch mein liebster ‘mono’-Praxistip:
‘falls probleme mit dem gewicht dieses druckwerks auftauchen
sollten, empfehlen wir die fertigung eines henkels, etwa aus salzteig’
bestellen! und zwar unter info@monochrom.at oder natürlich mit der
Schnecken-post bei der ‘wunderbaren Allesaufeinmalzusammenadresse’:
Dr. Karl-Wallek-Str.
12, A-2000 Stockerau, Österreich.
Martin Heidegger
.. liest Hölderlins
„Erde und Himmel"
Der Satz der
Identität [Neske/Klett-Cotta]
[fs] Ein Meister
aus Deutschland spricht wieder, und das nach knapp 40 Jahren. Dies
längst vergriffenen Dokumente des eher schweigsamen (gegenüber P.
Celan), dafür aber potenziert natürlichen („das Geviert")
Heidegger, der seine Wurzeln zum Schwäbisch-Ländlichen nie ernsthaft
in Frage stellte, hierher eher seine Kraft und Nahrung für die Tiefe
seines Denkens bezog, widmet sich nun (nach-)denkend – hier
liegt auch das philosophische Gewicht, die Frage nach dem Denken
erneut zu stellen, Fragen und Denken auseinander abzuleiten, innigst
aufeinander zu beziehen – einer naturalistischen Frage, die
ihre Inkarnation in Friedrich Höl-derlin fand. „Laßt mich vor,
ich kann das Schicksal ertragen", so das emphatische Credo
Hölderlins. Solcher Enthusiasmus, die Geschicke der Erde und des
Himmel so selbst in die Hand zu nehmen, trifft mit einer sachlich-analytischen
Nüchterheit Heideggerscher Sprache, ständig auf der Suche nach der
eigenen geschichtlichen Identität, zusammen, pro-voziert allein
schon diese paradoxe Verbindung eine Faszina-tion, der man sich
kaum entziehen kann. Auch „Der Satz der Identität", ein
Nachdenken über die Stellung und Bedeutung der Technik in der modern-zivilisierten
Welt, die auch seit diesem denkwürdigen Sommertag 1957 in den kühlen
Ge-mäuern der Uni Freiburg kaum an Bedeutung eingebüßt hat, ist
ein ausgefeiltes und überlegt vorgetragenes Stück Sprache, die sich,
so O-Ton Heidegger, im Zuge der Auseinandersetzung „entbergen"
muß; und dies stellt auf Anhieb zwar ein eher unverständlich-vages
als nachvollziehbares Unternehmen dar, bis es sich dann in vieldiskutierter
(der „braune" Meister) und eigentümlicher Weise, hier
auf CD, selbst zu Wort meldet, das Denken sich selbst auf den Weg
macht. Faszinierend und erhellend zugleich |