Nr. 8 / Juni 1998

















Gästebuch


Michael Head: The magical world of the strands

[Megaphone/EFA]

head.gif (14264 Byte)[mz] Irgendwie tickt die Uhr in Liverpool anders als auf dem Rest der Welt. Egal ob die Protagonisten nun Paddy McAloon, Lee Mavers oder Michael Head hei·en. Eine typische Liverpool malaise geistert durch viele verhinderte Karrieren. Head hatte vor gut fÅnfzehn Jahren einen Top-40-Hit mit seiner damaligen Band, den Pale Fountains. Ein kurzes Aufleuchten, ein zweites Album und das Aus, Drogen. Head verschwand in der Versenkung, kehrte Jahre später mit seinem neuem Projekt Shack wieder. Doch auch diesem wurde nicht die Aufmerksamkeit zuteil, die es verdient gehabt hätte (ihr zweites Album „Waterpistol" aus dem Jahre 91 mußte gar fünf Jahre auf seine Veröffentlichung warten und wurde jüngst bei dem kleinen Hamburger Label Marina wiederveröffentlicht). Die Aufnahmen zur neusten Inkarnation von Michael Head, den Strands (übrigens wieder mit seinem Bruder John Head), stammen ebenfalls bereits aus den mid-90s, bevor sie dann im vergangenen Jahr von dem kleinen französischen Label „Megaphone" herausgebracht wurden und nun dank EFA auch in Deutschland zu haben sind. „The magical world of the strands" ist mit das beste, was Michael Head bislang aus seinem reichen, privaten Schatz der Öffentlichkeit übergeben hat und eine Perle von einer Platte. Ein zeitloses Werk, das das Presseinfo in die Nähe von Nick Drake, von Belle & Sebastian und Arthur Lee rückt und das mich doch zuallererst an Julian Copes Meisterwerk „Fried" erinnert. Michal Head schafft größtenteils nur mit Acousticgitarren, Schlagzeug und Bass instrumentiert, vereinzelt mit Flöte und Streichern angereichert oder von E-Gitarren-Ausbrüchen zersetzt, Songs von unglaublicher Schönheit und Schlichtheit. Very british, sehr melancholisch und terribly affecting."The magical world..." ist ein Album das in der Einsamkeit entstand. Auf „Loaded man" raunt Michaels Bruder John mit schmerzlicher Intensität „I regret every day/what I done/didn’t do what I say/if the wind changed it’s way & blew you back/to this short sunday/would you change/would it change or would it all just be the same". „Undecided", ein Vermächtnis aus Shack-Zeiten, kommt als Instrumental daher, die Textzeilen entstehen erst im Kopf des Zuhörers:"And you can meet somebody/It’s gotta be like sticking a needle/in your arm when you’re sleeping/And then you can be somebody/bad your timing/no denying/undecided...". Ein Album, das einem manch’ bittere Stunde versüßt und jetzt schon zu den zehn Platten des Jahres gehört!

Letzte Änderungen: 28.12.2001
Produziert von
Peter Pötsch