Michael
Head: The magical world of the strands
[Megaphone/EFA]
[mz]
Irgendwie tickt die Uhr in Liverpool anders als auf dem Rest der
Welt. Egal ob die Protagonisten nun Paddy McAloon, Lee Mavers oder
Michael Head hei·en. Eine typische Liverpool malaise geistert durch
viele verhinderte Karrieren. Head hatte vor gut fÅnfzehn Jahren
einen Top-40-Hit mit seiner damaligen Band, den Pale Fountains.
Ein kurzes Aufleuchten, ein zweites Album und das Aus, Drogen. Head
verschwand in der Versenkung, kehrte Jahre später mit seinem neuem
Projekt Shack wieder. Doch auch diesem wurde nicht die Aufmerksamkeit
zuteil, die es verdient gehabt hätte (ihr zweites Album „Waterpistol"
aus dem Jahre 91 mußte gar fünf Jahre auf seine Veröffentlichung
warten und wurde jüngst bei dem kleinen Hamburger Label Marina wiederveröffentlicht).
Die Aufnahmen zur neusten Inkarnation von Michael Head, den Strands
(übrigens wieder mit seinem Bruder John Head), stammen ebenfalls
bereits aus den mid-90s, bevor sie dann im vergangenen Jahr von
dem kleinen französischen Label „Megaphone" herausgebracht
wurden und nun dank EFA auch in Deutschland zu haben sind. „The
magical world of the strands" ist mit das beste, was Michael
Head bislang aus seinem reichen, privaten Schatz der Öffentlichkeit
übergeben hat und eine Perle von einer Platte. Ein zeitloses Werk,
das das Presseinfo in die Nähe von Nick Drake, von Belle & Sebastian
und Arthur Lee rückt und das mich doch zuallererst an Julian Copes
Meisterwerk „Fried" erinnert. Michal Head schafft größtenteils
nur mit Acousticgitarren, Schlagzeug und Bass instrumentiert, vereinzelt
mit Flöte und Streichern angereichert oder von E-Gitarren-Ausbrüchen
zersetzt, Songs von unglaublicher Schönheit und Schlichtheit. Very
british, sehr melancholisch und terribly affecting."The magical
world..." ist ein Album das in der Einsamkeit entstand. Auf
„Loaded man" raunt Michaels Bruder John mit schmerzlicher
Intensität „I regret every day/what I done/didn’t do what
I say/if the wind changed it’s way & blew you back/to this
short sunday/would you change/would it change or would it all just
be the same". „Undecided", ein Vermächtnis aus Shack-Zeiten,
kommt als Instrumental daher, die Textzeilen entstehen erst im Kopf
des Zuhörers:"And you can meet somebody/It’s gotta be
like sticking a needle/in your arm when you’re sleeping/And
then you can be somebody/bad your timing/no denying/undecided...".
Ein Album, das einem manch’ bittere Stunde versüßt und jetzt
schon zu den zehn Platten des Jahres gehört!
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