Nr. 8 / Juni 1998

















Gästebuch


V.A.: Shake the Nations

V.A.: Subterrean Hitz Vol. II

Spectre: The Second Coming

[alle: WordSound/EfA)

Sir Positive: Ep

[Black Hoodz/EfA]

[lind] Nun ja, bei manchen Lieblingslabels freut man sich über jedes Lebenszeichen, und wenn die CD dann im Player liegt, weiß man nix rechtes zu sagen außer: Eine neue tolle Platte von xyz (füge ein Label deiner Wahl ein). Ganz anders Wordsound: Da Mastermind S. H. „Skiz" Fernando immer um die Erweiterung und Vertiefung seines Konzepts bemüht war, stellen einzelne Veröffentlichungen immer nur einen gerade erreichten Status Quo dar, bei dem Perfektion nicht unbedingt eine Rolle spiellen muß (diese Veröffentlichungspraxis sollte er von seinem alten Kumpel Bill Laswell haben). Aufgerautheit und Härte werden ebenso sehr als subversives Prinzip wie als Dokumente eines (still ongoing) Prozesses verstanden - vom „guerilla think-tank" einiger Irrer aus Willamsburg/Brooklyn hin zum weltumspannenden Netz von Verschwörungstheoretiker und Musikliebhaber. Einen schönen ersten Übersicht über frühen Jahre des Labels, das übrigens am besten in Deutschland verkauft (!), findet man auf dem 2-CD-Sampler „Shake the nations" - inklusive dem Klassiker „Chicken Shake" vom ominösen Wordsound-Release No. 1; ein rougher Reggae Tune, der von Skiz immer noch bei jedem Abend der letztjährigen „Crooklyn Dub Consortium" Tour mit wachsender Begeisterung gedroppt wurde. Auf „The Second Coming" entwickelt Chef Skiz seine als Operetten-, ach was Comic-Figur in der Tradtion der amerikanischen Freakshows angelegte alter ego personality Spectre zu einem trashigen Abziehbild (man bemerke auch das artwork), dem es in der heutigen Musikszene an Vergleichsmöglichkeiten fehlt - ein Phantom der Oper für die Pop-Elite, gewissermaßen, einer Klientel, der es Vergnügen bereitet, der in viele Stimmen drohenden nackten Stadt New York, ihre einzelnen Sprecher zuzuweisen. Mit bewährtem Personal kann „The Ill Saint" auch hier aufwarten, sind doch Dr. Israel, Ex-Jungle-Brother Sensational und Executioners-Boss Rob Swift mit von der Partie. Definitive Hit-Qualitäten entwickelt hierbei der Track „Vampyr Killa" mit für Wordsound ungewöhnlichen schmooven Frauenstimmen. Als Kompendium von HipHop jenseits des megasellenden Mainstreams versteht sich die „Subterrean Hitz" Reihe, von dem Gerade Vol. II erschienen ist, mit tollen Cuts und Tracks von einigen der üblichen Verdächtigen (wieder Swift, Prince Paul, Afrika Baby Bam) und einigen unbekannten; Tolles Teil, würde mich allerdings wundern, wenn es wg. des ungeclearten Doors-Samples (!) nicht Zoff geben sollte. Ein weitere Meilenstein in der Errichtung eines weltweiten Imperiums ist mit Sicherheit auch die erste Veröffentlichung eines Deutschen auf dem Sub-Label Black Hoodz: der Ulmer Aksel Schaufler beweist mit seiner bescheidenerweise unbetitelten Ep weit mehr, als daß er nur ein gelehriger Apologet dieser Bruderschaft ist: So fiese Noises und schleppende Schleifen, die gleichwohl knietief in der Dub-Tradition waten, hatten wir schon lange nicht mehr gehört. Kaufen!

Letzte Änderungen: 28.12.2001
Produziert von
Peter Pötsch