Walker/Czukay:
Clash
[sideburn]
Techno
Animal: vs.
Reality
[City Slang]
[lind] Männermucke
mit Muskeln, aber nicht die schlechteste. Da hatte ich gerade noch
mit dem Kollegen Hablizel über die Männerkultur des Reggae und die
kompetitive Struktur von soundclashs diskutiert, und dann das; natürlich
geht es hier nicht um jamaikanischen Off-Beat-Sound im eigentlichen
Sinne, aber um dessen Fortsetzung im Strukturellen: Dr. Walker aka
Ingmar Koch ist auch so ein Typ, der Verletzlichkeit hinter seinem
aggresivem Habitus versteckt; das tolle Cover-Foto, bei dem Walker
den irgendwie zerbrechlich wirkenden Holger Czukay mit einem Schlag
seiner Totenkopfring bewehrten Faust ans Kinn trifft, ironisiert
dies auf intelligente Weise - Konfrontationen sind das Elixir, die
Walkers Musik nachwievor zum spannendsten macht, was es auf der
aktuellen Elektronikszene zu hören gibt (schon auch der ersten Air
Liquide Single fand sich der Titel „The Clash of Cultures").
Überhaupt, was für ein dream team; habt Ihr Euch die Namen auf der
Zunge zergehen lassen?? Philip Anz hat in seiner Renzension in SPEX
darauf verwiesen, das diese ungewöhnliche Kombination wiederum dazu
angetan ist, die ungebrochene Kontinuität elektronischer Musik aus
Köln zu dokumentieren - von Stockhausen zu Mike Ink, gewissermaßen,
mit dem Stockhausen-Schüler und späterem Can-Mastermind Czukay als
missing link. Die improvisierten Sets der beiden, in Köln und San
Francisco aufgenommen, die sich zunehmend verzahnen, versponnen
wirken und Brüche aufwerfen, sind auf zwei Cds dokumentiert sicher
eine der schönsten Live-Platten der letzten Jahre. Der Mann hinter
Techno Animal ist Kevin Martin: Agressiver finsterer Krachmacher
als Chef der radikalen Noisetruppe „God" (was für eine
Anmassung!), Zusammensteller der legendären „Macro Dub Infection"
Kollektionen und „The Bug" im team mit DJ Vadim. „vs.
reality", das neue Album seines Dous Techno Animal zitiert
die soundclash-Erfahrung schon im Titel und sprengt auf verblüffende
Weise das Prinzip der Remix-Platte, die ja inzwischen bei jeder
besseren Rockband zu finden ist. Mit einer paar der üblichen Verdächtigen
(auch hier wieder Kumpel Skiz als „spectre", Porter Ricks,
Tortoise) spielte man DAT-ping pong, schickte Ideen und Schnipsel
hin und her, bis schließlich ein Stück sowohl in der Version von
Techno Animal als auch des Remixers vorlag (als „original"
und „version", um mal im Reggae-Jargon zu bleiben). Funktioniert
toll, z.B. wenn die Chicagoer Postrocker Ui ein Kontrabass-Riff
auf einen Drum&Bass artigen Shuffle montieren; „Tanzen
mag dazu ohnhin mehr kein Schwein", bemerken die netten Leute
von City Slang zurecht. |