Belle & Sebastian: The boy with the Arab
Strap
[Jeepster/Virgin]
[mz] Natürlich wird
jetzt überall über die scheuen Pop-Götter aus Glasgow geschrieben und natürlich
möchte man das alles gar nicht lesen, geschweige denn hören. Belle & Sebastian sind
zu gut für diese Welt und für die Masse so-wieso. Ist die Welt noch gerecht, wenn Belle
& Sebastian auf SWR3 laufen, nach Grönemeyer und Sting? Nicht wirklich! Also
schleunigst zurück ihr Pop-Götter in Euere Kirche nach Glasgow, Türen und Fenster
verriegelt und die Platten in Sicherheit gebracht!
Aber zurück zum Anfang: Es war einmal eine Band die sich nach einer französischen
Kinder-Fernsehserie benannte und die die schönsten Popsongs der Welt schrieb - zumindest
seit langer Zeit. Ihr erstes in 1000er Auflage gepreßtes Werk ("Tigermilk") war
rasend schnell ausverkauft und bald schon wurden hunderte von Pfund für dieses Werk
geboten. Also nahmen sie ein neues Album auf ("If you’re feeling sinister")
und schworen sich, niemals Interviews zu geben oder von der Presse instrumentalisieren zu
lassen. Denn berühmt, nein berühmt, wollten sie niemals werden. Aber es kam natürlich
ganz anders...
Natürlich. So war ihr Konzert in Paris jüngst schon seit Wochen ausverkauft, ihr
einziges Deutschland-Konzert auf der Münchner Praterinsel gestopft voll und Stephen Duffy
bei bester Laune, als er einen Radiomoderator mit den in seinem Besitz befindlichen zehn
"Tigermilk"-Exemplaren, die er zuhause in seinem Schrank gehortet hat, zur
Verzweiflung brachte. Und nicht nur ihn!
Sei’s drum. "The Boy With The Arab Strap" ist, wie alles was B & S
bislang veröffentlicht haben, Popmusic at it`s best. Es ist zudem, was der Titel
unmißverständlich darlegt, auch eine Verbeugung vor einer anderen, befreundeten Band
(Arab Strap). Sänger und Stückeschreiber Stuart Murdock tritt auf "TBWTAS" den
Gesangspart, wie zu-letzt auch schon auf der "Lazy Line Painter Jane"-EP,
mitunter an seine musikalischen Mitstreiter und Mitstreiterinnen ab. "Sleep the clock
around" begeistert mit einer dieser Orgeln, die ein paar TVP-Songs zu Klassikern
werden ließen, "Seymour Stein" klingt nach Velvet Underground (Phase
"Loaded"), "Is it wicked not to care" gemahnt an Felt. Mein
Lieblingstück bleibt trotzdem "A summer wasting", die Hymne dieses verflossenen
Sommers, aber was noch lange faseln, haben muß man dieses Album sowieso, also: Kaufen!
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