Tilman Rossmy Quartett: Passagier
[Glitterhouse/TIS]
Fink: Loch in der Welt
Staub: tape
[beide XXS/Indigo]
[tb] Amerikanischer
Country hat es hierzulande beim eher unverständigen deutschen Publikum schon schwer
genug, für Country mit deutschen Texten scheint es jenseits des Truck-Stop- und
Schlager-Publikums gleich gar kein Interesse zu geben. Wobei die Hamburger Fink mit ihren
Slow-Country-Songs und dem fantastischen Debütalbum "Vogelbeobachtung im
Winter" im vergangenen Jahr für eine Ausnahme gesorgt haben. Auch der schon vor
einigen Wochen erschienene Nachfolger "Loch in der Welt" bringt wieder diese
herrliche Mischung aus low-fi-Pop und Slow-Country mit klasse deutschen Texten, die
ziemlich genial zwischen poetischem Gespür und Witz pendeln.
Das zweite Signing des Winz-Labels XXS nennt sich Staub und fischt auch im weiten Feld des
Country. Daß hier Henrik von Holtum der geschätzte Rapper des Ulmer Duos Kinderzimmer
Productions mitmischt, überrascht schon. Wobei sich Liebe zum HipHop und zum Country
nicht ausschließen müssen, wofür z.B. Kollege Hablizel und meine Wenigkeit ebenfalls
zählen. Zurück zu Staub. In der Tradition der Palace oder Souled American macht sich das
Trio mit Kontrabaß (von Holtum), Gitarre und Schlagzeug daran, spröden Country in
Slow-Motion zu zelebrieren. Allerdings will das meist nicht so richtig gelingen, wie die
eher mißglückten Covers alter Hank-Williams-Heuler wie "Your cheatin` heart"
oder "Crazy Heart" zeigen.
Einer, der auch schon seit Jahrem mit dem Country liebäugelt und das in einer sehr
leichten poppigen Form zelebriert ist Ex-Die-Regierung-Sänger Tilman Rossmy, der nun beim
Glitterhouse gelandet ist. "Passagier" ist ein klasse Album geworden, obwohl man
sich über die Texte streiten kann. Texte, die von Selbstreflexion als Musiker ("15
Jahre") über (wieder mal) Lieder über Maria ("Der 251. Song") bis hin zu
eher kleinbürgerlichen, reaktionä-ren Gedanken zur Kunst ("Die moderne Kunst")
reichen. |