P.J. Harvey: Is this desire?
[Island]
[mz] Natürlich waren die ersten beiden
P.J.Harvey-Platten einzigartig: frisch, unverbraucht, emotional bis an die Schmerzgrenze
und gewaltig. Weder ihre Zusammenarbeit mit John Parish ("Dance Hall at Louse
Point"), noch ihr drittes Album, das schwer Mick Harvey/Nich Cave infizierte "To
bring you my love" konnten daran anknüpfen. Diverse Kollaborationen, u.a. mit Pascal
Comelade was die Musik angeht und mit Hal Hartley was den Film an-geht, ließen fast den
Verdacht aufkommen, Polly sei künstlerisch ausgeblutet. "Is this desire?"
überzeugt einen vom Gegenteil. Bereits seit knapp zwei Jahren aufgenommen, wurde es erst
Mitte dieses Jahres gemischt. Ein Prozeß, der zu einer Abstraktion führte: Noch nie gab
es ein Album von Polly, an dem derart an dem musikalischen Gerüst gerüttelt wurde, die
Töne eine Bearbeitung erfuhren. Ihre Stimme hat sie mittlerweile ausbilden lassen und sie
ist vielseitiger denn je geworden, ebenso wie ihre Musik. "My Beautiful Leah"
und "Joy" zerstückeln die Frequenzgänge: Ein unbarmherziger Bass zwischen
tiefem Brummen und Störgeräusch, ein monotones Hi-hat und Miss Harveys Stimme.
"Catherine" klingt wie aus weiter Ferne aus den Boxen, "The garden"
drum & bassed in slow motion. Bevor in "Is this desire", trocken und
knar-zig, so etwa, wie ein unschleimiger Blues den Bogen schließt. Formidabel! |