Nr. 8 / Juni 1998

















Gästebuch


Neal Casal: The Sun Rises Here

[Glitterhouse/TIS/eastwest]

Russ Tolman: City Lights

Rich Hopkins & Luminarios: 3000 Germans can`t be wrong - Live in Regensburg, Germany

[beide Blue Rose/RTD]

casal.gif (9654 Byte)[tb] Unspektakuläre Rockmusik amerikanischen Zuschnitts wie sie die Herren Tolman, Casal und Hopkins machen, hat es heute ziemlich schwer. Weder wedelt man mit der Alternativ-Fahne noch treibt man`s mit dem geriartrischen Altersheim-Rock der Stones & Co. Dazwischen ist schwierig. Dabei schreibt Neal Casal, mit 29 eigentlich selbst noch ein Youngster, wunderschöne Rocksongs mit dezenten Countryeinflüssen und Folkbezügen. Ein ohrwurm-versessener gutaussehender junger Mann, dessen Songs sich ins Ohr einschmeicheln. Fein instrumentierte handmade music mit einer verträumten Pedal-Steel-Guitar, wummernder Hammondorgel, Mandoline, Wurlitzer und Dylan-Mundharmonika. Manchmal jubilieren auch die Gitarren und der Mainstream-Rock ist nicht fern. Trotzdem: Ein gutes und nettes Album. Freilich auch gelegentlich, um ehrlich zu sein, wenig aufregend und manchmal ein wenig glatt, was auch an der durchschnittlichen Stimme von Neal Casal liegen mag.

Da steht mir einer wie Russ Tolman, einer meiner besonderen Lieblinge, seit den 80s und seiner Zeit mit den alten True West (erinnert sei an grosse Songs wie „Hollywood Holiday" und „And then the rain"), schon näher. Alleine schon die Stimme ist klasse, wobei auch die Songs auf dem sechsten Solowerk „City Lights" durch ihre ungekünstelte Lässigkeit überzeugen. Co-produziert wurde die Platte vom Freund aus alten Tagen, Steve Wynn (Ex-Dream-Syndicate, seither solo), unter Mithilfe einer Heerschar von Gästen, inklusive der Wynn-Freundin Linda Pitmon am Schlagzeug, Ex-Green-On-Red Chuck Prophet und Songwriterkollege John Wesley Harding. Anspieltips: Das für Tolman in seinem schläfrigen Midtempo typische „Monterey", das Ohrwurmige „You oughta see her drive", „Two drinks from genius" mit einer wunderschönen Slide-Gitarre und nicht nur wegen des Textes, der „Loser`s Club".

„3000 germans can`t be wrong" hat Gitarrist und Sänger Rich Hopkins sein in Regensburg aufgenommenes Livealbum genannt. Es scheint, daß der Mann aus Tucson/Arizona in Deutschland auch mehr Fans hat, als in der Heimat. Gemeinsam mit seinen Luminarios rockt der Wüstenrocker durch seine in den letzten Jahren angesammelten Songs, darunter etliches vom letzten Album „El Paso". Mit dabei ist natürlich auch ein Cover des alten MC-5-Politrock-Klassikers „Kick out the jams". Nicht ohne Grund, spielt doch der einstige MC-5-Bassist Mike Davis inzwischen in Hopkins Band mit.

Letzte Änderungen: 28.12.2001
Produziert von
Peter Pötsch