Nr. 8 / Juni 1998

















Gästebuch


Czerkinsky: dito

Stereo Total: Juke-Box-Alarm

Fantastic Plastic Machine: dito

[alle Bungalow/EfA]

[tb] Die Internationale des Club-Pop. Das DJ-Duo Les Hammond Inferno und sein Bungalow-Label zieht die Kräfte in Berlin zusammen. Neben der bezaubernden Pariserin Laila France ist nun auch der Franzose Czerkinsky auf Bungalow gelandet: GrÇgori Czerkinsky ist ein „pied noir", ein in Algerien geborener Franzose, der einst mit seiner Popband „Mikado" aktiv war und nun, wie auch schon der aus Nantes kommende Philippe Katerine der leichten Muse und wunderschönem Franco-Pop frönt. Musikalisch sehr unaufdringlich richtet er es sich zwischen Ohrwurm-Pop und leichtem Dance-Groove ein. Wobei die easy-listening-Songs die Feinheiten erst bei genauerem Hinhören offenbaren. Czerkinsky liebt die Tiere („J`aime les animaux") und verliebt sich in Figuren aus Tolstoi-Romanen („Natascha"), macht sich aber auch seine Gedanken über den Tod („Princess de Cire") und die Zukunft der Menschheit („Les anges"). Ein formidables Album!

stereo.gif (12410 Byte)Nicht ganz so gelungen wie das letzte Album, „Monokini", finde ich das neue Werk der Berliner Stereo Total, wobei der Comic-Pop der Exil-Französin Francoise Cactus und des Berliners Brezel Göring nach wie vor so schön unprätentiös und unverkrampft daherkommt. Zwischen Szene-Bar und Discoschuppen, Rummelplatz und Rockgarage surfen die Beiden, begleitet von den Neumitgliedern Angie Reed und San Reimo durch, ihre Songs. Mit Schrammelgitarre und quäkender Heimorgel, gesampelten Knistergeräusche und Billig-Elektronika geht`s mal in Richtung Disco-Hymne, mal in Richtung französischer Sixties-Pop. Wunderbar ist das frankophile „Touche-moi" oder das Cover von Plastic Bertrands „Supercool". Berüchtigt für ihre Coverversionen zwischen Serge Gainsbourg und Francoise Hardy machen sich Stereo Total diesesmal unter anderem an den alten Hot-Chocolate-Heuler „Back seat of my cadillac", das sie in einer sehr schläfrigen Version bringen sowie an „Film d`horreur" der Sängerin Stella.

tussi.gif (9863 Byte)Hinter Fantastic Plastic Machine verbirgt sich - das wissen Japan-Pop-Fans - der umtriebige Tomuyuki Tanaka. Der Mann hatte vor zwei Jahren zusammen mit Yasuharu Konishi (Pizzicato-Five) den feinen Japan-Sampler „Sushi 3003" zusammengestellt, dabei gleich noch den wunderbaren Neo-Bossa „Samba de minha namoradinho" mitgeliefert. Zudem ist der füllige DJ als Remixer von Dimitri from Paris, Björk oder Combustible Edison bekannt. Nun hier also das erste Album des Japaners, auf dem FMP, unterstützt von zahlreichen Gästen, darunter lovely Laila France und Maki Nomiya (Pizzicato Five) hemmungslosem Eklektizismus frönt. Bossa Nova und Drum & Bass, HipHop und neue Elektronik, Jazz und Sixties-Pop - Tanaka macht vor fast nichts halt. Klasse! Einziger Ausrutscher: Musste die Latino-Version von Joe Jacksons „Steppin Out" wirklich sein?

Letzte Änderungen: 28.12.2001
Produziert von
Peter Pötsch