Gastr Del
Sol: Camofleur
[Domino/Rough
Trade]
Jim O’Rourke:
Bad
timing
Sonic Youth/Jim
O’Rourke: Invito
al cielo
[SYR]
[mz] „Jim
O’Rourke ist ein Genie!" verkündete eine von der Leeson-Redaktion
nicht unbedingt geschätzte Musikzeitschrift jüngst und hatte damit
ausnahmsweise mal recht. Irgendwie. Die vielfältigen Fähigkeiten
von Jim O’Rourke spiegeln sich in seinen vielfältigen Projekten
wieder: Da jettet Jim mit einem Projekt zu einem Festival und wird
mit einem anderen am entgegengesetzten Ende der Welt erwartet, zwischendurch
nimmt er mal noch kurz eine neue Platte auf oder beerdigt seine
Band Gastr Del Sol, deren Album „Camoufleur" somit leider
zu einem Abschlußalbum gerät. David Grubbs und Jim O’Rourke
alias Gastr Del Sol waren für einige Jahren so etwas wie eine Institution
in der Chicago-Szene, so eine Art Deleuze-Foucault-Adorno-Rock-Projekt
mit Folk-Anleihen, das mit dem Begriff Post-Rock nur unzulänglich
beschrieben ist.
„Camofleur",
das siebte Album von Gastr Del Sol, ist sicherlich das bislang zugänglichste
Werk der beiden „Avantgardemusiker", eine richtige „Pop-Platte"
ist es geworden. Puristen werden natürlich, wie das Presseinfo ankündigt,
von Sellout sprechen. Schwachsinn! Aber, da die Welt nun mal ist,
wie sie ist, sollen jene Puristen doch mit Jim O’Rourke meets
Sonic Youth vorlieb nehmen: New-Yorker-Noise-Attacken treffen auf
Elektronik-Gefiepe. Beautiful! Oder die Labyrinth-artigen Songstrukturen
in Jim O’Rourkes „Bad Timing" herausarbeiten, einer
Art Acoustic-Version des Camoufleur-Albums minus Pop-Appeal: sprich
Acousticgitarren und Stille. Ich halte mich an „Camoufleur"
und summe:"Most blues / are subtitled either / no sense of
wonder / or no sense of scale". Lieblingsplatte! |