Nr. 8 / Juni 1998

















Gästebuch


Gastr Del Sol: Camofleur

[Domino/Rough Trade]

Jim O’Rourke: Bad timing

Sonic Youth/Jim O’Rourke: Invito al cielo

[SYR]

[mz] „Jim O’Rourke ist ein Genie!" verkündete eine von der Leeson-Redaktion nicht unbedingt geschätzte Musikzeitschrift jüngst und hatte damit ausnahmsweise mal recht. Irgendwie. Die vielfältigen Fähigkeiten von Jim O’Rourke spiegeln sich in seinen vielfältigen Projekten wieder: Da jettet Jim mit einem Projekt zu einem Festival und wird mit einem anderen am entgegengesetzten Ende der Welt erwartet, zwischendurch nimmt er mal noch kurz eine neue Platte auf oder beerdigt seine Band Gastr Del Sol, deren Album „Camoufleur" somit leider zu einem Abschlußalbum gerät. David Grubbs und Jim O’Rourke alias Gastr Del Sol waren für einige Jahren so etwas wie eine Institution in der Chicago-Szene, so eine Art Deleuze-Foucault-Adorno-Rock-Projekt mit Folk-Anleihen, das mit dem Begriff Post-Rock nur unzulänglich beschrieben ist.

„Camofleur", das siebte Album von Gastr Del Sol, ist sicherlich das bislang zugänglichste Werk der beiden „Avantgardemusiker", eine richtige „Pop-Platte" ist es geworden. Puristen werden natürlich, wie das Presseinfo ankündigt, von Sellout sprechen. Schwachsinn! Aber, da die Welt nun mal ist, wie sie ist, sollen jene Puristen doch mit Jim O’Rourke meets Sonic Youth vorlieb nehmen: New-Yorker-Noise-Attacken treffen auf Elektronik-Gefiepe. Beautiful! Oder die Labyrinth-artigen Songstrukturen in Jim O’Rourkes „Bad Timing" herausarbeiten, einer Art Acoustic-Version des Camoufleur-Albums minus Pop-Appeal: sprich Acousticgitarren und Stille. Ich halte mich an „Camoufleur" und summe:"Most blues / are subtitled either / no sense of wonder / or no sense of scale". Lieblingsplatte!

Letzte Änderungen: 28.12.2001
Produziert von
Peter Pötsch