Kevin Saunderson:
Faces & Phases – The Kevin Saunderson Collection
[Crammed/SSR/EfA]
Drexcyia:
The Quest
[submerge/import]
[lind] Techno,
die geschichtslose Musik, wird historisch: Mit zwei opulenten 2-CD-Werkschauen
feiert sich die Detroit, die Mutter aller Schlachten selbst. Wer
dem schnippischen Untertitel der Saunderson-Kollektion „22
Original Classics" der Hang zur Kanonbildung und ähnlichen
Unfug unterstellt, liegt richtig. Doch für Drexcyia, diesem ideologisch
esoterischen Duo, stellt sich die Frage der Historizität von Techno
so gar nicht (vieleher würden sie vermutlich diese Frage, wie in
einem ihrer seltenen Interviews geschehen, als Problem „kaukasischer
Überredungskunst" darstellen): Für sie ist, wie die Diagramme
und Karten auf ihrer tollen Singles-Kollektion „The quest"
beweisen, elektronische Musik der eschatologische Zielpunkt einer
schwarzen Emanzipationsbewegung, die seit dem Sklavenhandel anhält
(nicht zuletzt sind Drexcyians Meeresbewohner, die von über Bord
geworfenen Sklaven abstammen und mit Kiemen zu atmen gelernt haben
- es geht hier in der Nachfolge von Sun Ra u.a. um die Besetzung
eines „spezifisch schwarzen" Raumes, den niemals eines
weißen Mannes Fuß bertreten hat; vgl. auch „Roots and Wires:
Polyrhythmic Cyberspace and the black Electronic" von Erik
Davis http://www.levity.com/figment/cyberconf.html) Techno - it’s
a black thing, you wouldn’t understand - die Qualität der electro-lastigen,
rauhen Musik steht allerdings außer Frage. Unbelastet von solchen
Analysen fällt bei der Kevin Saunderson fällt vor allem seine unter
den verschiedensten Pseudonymen zelebrierte Vielseitigkeit auf:
von frühen Experimenten, Acid-inspriertem bis hin zum quietschebunten
Discosound von Inner City - früher ein guter Grund, das Radio abzustellen,
aber mit der Zeit ein mehr und mehr wichtig werdender persönlicher
Grund meiner eigenen Emanzipation (Stichwort: sexy Glamour). Ungelogen
tatsächlich 22 Klassiker! |